Die Geister von Ceuta

Marokkanische Jungen nach dem Umschwimmen der Grenze am Strand von Ceuta Foto: EFE

Marokkanische Jungen nach dem Umschwimmen der Grenze am Strand von Ceuta Foto: EFE

Kinderschicksale in den Straßen der spanischen Exklave

Ceuta – Weltweit treiben Armut und der Traum von einer besseren Zukunft Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen. Die an der marokkanischen Küste gelegene spanische Stadt Ceuta ist seit jeher für die aus Afrika stammenden Auswanderer das Tor nach Europa. Oft sind es Jugendliche, die von ihren Eltern auf den Weg geschickt werden. Nicht selten sind sie monatelang unterwegs, um das erträumte Ziel zu erreichen. Und der Traum wird dann schnell zum Albtraum.

So ist es im Mai auch den Menschen, darunter viele Jugendliche und Kinder, ergangen, die von Marokko aus zur spanischen Exklave schwammen. Die meisten wurden von der spanischen Polizei direkt bei ihrer Ankunft nach Marokko zurückgeschickt, aber viele konnten den Ordnungshütern entfliehen. Sie leben seither versteckt aus Angst vor einer Abschiebung.

Wald, Kanalisation oder der Friedhof sind ihr Zuhause. Dort verbringen sie die Tage in der Hoffnung, nicht entdeckt zu werden. Nach Angaben der Hilfsorganisationen sind es über 800 Minderjährige und unzählige Erwachsene, die tagsüber versteckt leben und mit Beginn der Dunkelheit die Stadt nach Nahrung und ein wenig Gesellschaft durchstreifen. Sie überleben dank der Solidarität der Einheimischen und möchten nicht in ihre Heimat zurück.

Trotz ihrer prekären Lage gehe es ihnen besser als in Marokko, meinen viele von ihnen. Der vierzehnjährige Mohamed erzählt, dass er schon viele Jahre „von hier nach dort“ zieht, nirgendwo erbettelt er sich mehr als 2,50 Euro am Tag. In Ceuta trägt er täglich 15 Euro zusammen, ein kleines Vermögen für ihn. Er möchte eine Arbeit finden, um seiner verarmten Familie in Marokko zu helfen.

Bilal ist fünfzehn Jahre alt. Seit Tagen wandelt er schmutzig und hungrig durch den Wald, dort fühlt er sich „sicher“. Jemand hat ihm ein Kopfkissen und eine Decke geschenkt, seine einzigen Habseligkeiten. Seine Mutter möchte, dass er nach Hause zurückkehrt, sein Vater wünscht sich für ihn eine bessere Zukunft in Europa. Die vier Freunde, mit denen er das „Abenteuer“ begann, wurden von der Polizei aufgespürt und festgenommen. Bilal ist minderjährig und wurde deswegen wieder freigelassen.

Doch nicht nur Migranten aus Marokko warten in Ceuta auf die Gelegenheit, ihren Weg nach Europa fortzusetzen. Etwa 120 Flüchtlinge aus Guinea, Mali, Kongo und Liberia schafften es Mitte Mai ebenfalls, vom marokkanischen Ufer aus schwimmend Ceuta zu erreichen. Viele von ihnen sind seit Jahren unterwegs, sie entfliehen nicht nur Armut, sondern auch politischer Verfolgung. Seit 2016 sind laut Acnur 700.000 Menschen auf der Flucht vor politischer Gewalt auf dem afrikanischen Kontinent.
Die Migranten in Ceuta hoffen auf internationalen Schutz, aber mangelnde Information und die Angst, festgenommen zu werden, hält sie in ihren Verstecken zurück. Ihre einzige Hoffnung sind private Hilfsorganisationen wie „No Name Kitchen“, die Migranten insbesondere bei behördlichen Angelegenheiten unterstützen.

Das Sammellager für Migranten von Ceuta ist seit Jahren überlastet. Vor der Pandemie konnte es 500 Menschen aufnehmen, durch die Corona-Maßnahmen wurde die Kapazität reduziert. Vor Beginn der Pandemie wurde jeder illegale Einwanderer in das Aufnahmezentrum (CEPI) eingelassen. Das ist heute nicht mehr so. Die Auflagen wurden erheblich verschärft, Hygienevorschriften und Quarantänen erschweren das Leben von Helfern und denen, die Unterschlupf in dem Lager finden. Frauen mit Babys und unbegleitete Kinder haben bei der Aufnahme Priorität.

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