Die Kanaren und das irische Wirtschaftsmodell


© EFE

Eine Information der kanarischen Sonderzone (ZEC)

Irland hat sich vom armen, wenig fortschrittlichen Auswanderungsland zu einem der innovativsten Länder Europas entwickelt. Der Schlüssel dazu ist das Wirtschafts- und Steuermodell, das Ende der 1940er Jahre eingeführt wurde. Im Jahr 2000 genehmigte die Europäische Kommission ein ähnliches Wirtschafts- und Steuersystem für die Kanarischen Inseln.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs war Europa zerstört, geteilt und es herrschte tiefste Armut. Irland, ein traditionell armes Land, dessen Hungersnöte und wirtschaftlicher und sozialer Zusammenbruch in den vergangenen hundert Jahren zu massiven Auswanderungswellen in die USA geführt haben, beschloss damals, eine Reihe von strukturellen Maßnahmen einzufüh­ren, um so verschiedenen chronischen Faktoren, die jede Aussicht auf Besserung untergruben, die Stirn bieten zu können.

So wurde im Jahr 1949 die irische Entwicklungsagentur IDA gegründet, deren Ziel es war, Investitionen für die irische Wirtschaft anzuziehen. Fast zehn Jahre später wurde der erste Plan zur wirtschaftlichen Expansion des Landes in Gang gesetzt, der dazu dienen sollte, das überholte Schutzzollsystem abzuschaffen. Von diesem Zeitpunkt an begannen sich Unternehmen anzusiedeln, was zu einer Ankurbelung der Wirtschaft führte. Die Beschäftigungsquote stieg an, und auch der Ausbildungsstand der Bevölkerung verbesserte sich stetig. Zu einem weiteren Aufschwung kam es im Jahr 1973 mit der Eingliederung Irlands in die Europäische Union (ehemalige Europäische Gemeinschaft). Das Land erhielt Wirtschaftshilfen, die neue Maßnahmen für In-vestitionsanreize ermöglichten.

Die ausgezeichneten Ergebnisse von Irland bei der Anziehung von Investitionen basieren auf verschiedenen Faktoren. Erstens bietet das Land den nichteuropäischen Produzenten einen strategischen Standort, um auf den Markt des Kontinents zu gelangen (mit Englisch als Vermittlersprache). Die USA haben auf Irland gesetzt, um nach Europa zu „kommen“, und 41 Prozent der ausländischen Investitionen in Irland stammen aus Nordamerika.

Zweitens bietet Irland erstklassige Dienstleistungen für Unternehmen: bereitgestellter Boden, ein attraktives unternehmerisches Umfeld mit innovativen, schon angesiedelten Unternehmen und einen jungen und qualifizierten Arbeitsmarkt.

Und zu guter Letzt verfügt Irland zudem noch über sehr günstige Steuerbedingungen. Seit Mitte der 1950er Jahre wird die Körperschaftssteuer mit einem reduzierten Steuersatz von 12,5 Prozent auf die erzielten Gewinne niedrig gehalten. All dies hat es ermöglicht, dass Irland in etwas mehr als einem halben Jahrhundert von einem vornehmlich auf Landwirtschaft basierenden Produktionsmodell zu einem technologisch fortschrittlichen Modell wechselte, das sich auf Unternehmen aus der Computer-, Telekommunikations-, Film- und Fernsehbranche sowie der Biotechnologie konzentriert.

Die Kanarischen Inseln im Vergleich zum irischen Modell

Die Kanarischen Inseln weisen in einigen Bereichen ähnliche Eigenschaften wie Irland auf. Beide haben eine ähnliche wirtschaftliche Geschichte, die von Armut, Auswanderung und Arbeitslosigkeit gezeichnet ist. Beide haben mit Veränderungen im Wirtschaftsmodell zu kämpfen. Bei beiden handelt es sich um Inselgruppen im Randgebiet des europäischen Kontinents. Beide sind das „Eingangstor“ zu einem Kontinent (die Kanarischen Inseln konsolidieren sich dank ihrer Rechtssicherheit und hohen Lebensqualität als Operationsbasis für europäische und amerikanische Unternehmen, die Interesse haben, in Afrika tätig zu werden).

Seit den 1960er Jahren erleben die Kanarischen Inseln einen wirtschaftlichen Aufschwung, der auf dem Binom Tourismus und Baubranche basiert. Diese Wirtschaftsmotoren der Inselgruppe beginnen Schwächen zu zeigen und es ist notwendig, neue Entwicklungspole zu aktivieren, die die Produktionsstrukturen erweitern.

Aus diesem Grund genehmigte die Europäische Kommission im Jahr 2000 die Kanarische Sonderzone (ZEC). Dieses Steuersystem ermöglicht es, dass innovative Unternehmen, die sich auf den Kanarischen Inseln niederlassen einen reduzierten Körperschaftssteuersatz von 4 Prozent zahlen, der weit unter dem europäischen Steuersatz von durchschnittlich 30 Prozent und den in Irland angewandten 12,5 Prozent liegt.

Langsam zeigen sich auch schon die ersten Ergebnisse. Im vergangenen Jahr wurden 98 Projekte vom Konsortium der Kanarischen Sonderzone genehmigt (gegenüber den 70 Projekten in Irland). Die Projekte, die Irland anzieht, sind natürlich viel größer und das Investitionsniveau übersteigt bei Weitem das des kanarischen Archipels. Man darf dabei jedoch nicht aus den Augen verlieren, dass zwischen den beiden Systemen 50 Jahre liegen, und wir vertrauen darauf, dass die Resultate der Kanarischen Wirtschaft am Ende ebenso positiv sind wie die in Irland erzielten.

Weitere Informationen: deutsch3@zec.org 

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