Durchbruch bei der Krakenzucht


Eines der in den Becken des Instituts herangewachsenen Exemplare. Foto: ieo

Wissenschaftlern des Ozeanografischen Instituts ist die Zucht von „pulpo“ gelungen

Teneriffa – Tintenfisch oder Krake ist nicht nur eine in Asien beliebte Spezialität, auch in der mediterranen Küche findet der „pulpo“ vielseitig Verwendung. In den vergangenen Jahren sind die weltweiten Fangmengen zurückgegangen und in der Folge der Preis für Tintenfisch stark gestiegen. Auf den Kanaren hat sich der Kilopreis von ehemals sieben bis acht Euro auf mittlerweile 14 Euro erhöht. Der hohe Preis hat sogar dazu geführt, dass „pulpo“ von so mancher Speisekarte verschwunden ist, weil es für das Restaurant einfach nicht mehr rentabel war, das teure Meerestier weiter anzubieten.

Seit zwanzig Jahren wird erfolglos die Zucht von Kraken in Gefangenschaft erprobt. Nun haben Wissenschaftler der Ozeanographischen Institute von Vigo und von Teneriffa erste Erfolge erzielt, die den Durchbruch bedeuten und neue Möglichkeiten für die Aquakultur eröffnen könnten.

Bislang, so erklärte Eduardo Almansa vom Instituto Español de Oceanografía (IEO) in Santa Cruz de Tenerife, konnten zwar Jungtiere erfolgreich aufgepäppelt werden, und sogar die Fortpflanzung klappte. Danach stellten sich allerdings die Probleme ein. Nach der Entwicklung der Eier zu sogenannten Paralarven gestaltete sich deren Ernährung schwierig. Meist starben die Paralarven nach 30 bis 40 Tagen. Den Erfolg brachte schließlich ein geänderter Ernährungsplan sowie eine schonendere Vorgehensweise, die den Paralarven „keinen Stress verursacht“. Mit der neuen, von den Wissenschaftlern des IEO Teneriffa entwickelten Methode ist es nun erstmals gelungen, aus Kraken-Eiern Jungtiere großzuziehen.

Hauptziel der Forschung ist es, durch die Zucht von Tintenfisch den Markt zu beliefern und so den Preis senken zu können, wie es mit Fischen wie Goldbrasse (Dorade) und Wolfsbarsch gelungen ist, die in Aquakulturen vor der kanarischen Küste schon lange erfolgreich gezüchtet werden.

Tintenfische bieten dabei außerdem den Vorteil, dass sie einen kurzen Lebenszyklus haben. Aus winzigen, drei Millimeter großen Larven wachsen in acht Monaten stattliche Kraken mit einem Gewicht von 1,5 Kilogramm heran. Eine erfolgreiche Zucht von Oktopus hätte auch positive Auswirkungen auf das Ökosystem, weil weniger Tiere gefangen werden müssen, um die Nachfrage zu decken.

Für die Zuchtversuche im IEO in Santa Cruz werden jährlich etwa 30 fortpflanzungsfähige Oktopusse mit einem Gewicht zwischen 1 und 2 Kilo eingesetzt. Diese reichen aus, um Eier und Larven für die Experimente zu liefern. Ein Weibchen produziert zwischen 300.000 und 500.000 Eier.

Neugierig und intelligent

Die Zucht von Oktopussen in Gefangenschaft gestaltet sich in vielerlei Hinsicht kompliziert.

Oktopusse sind bekannt für ihre Intelligenz und Neugier und wollen beschäftigt sein, damit sie sich wohl fühlen. In den Zuchttanks des IEO werden die Tiere also mit Spielzeug und Labyrinthen unterhalten und stimuliert.

Eine weitere Besonderheit dieser Spezies ist ihr Wachstum. Bei einer Lebensdauer von durchschnittlich anderthalb Jahren – wobei Weibchen meist früher sterben, weil sie bis zu einem Monat nach der Eiablage keine Nahrung zu sich nehmen – erhöht der Oktopus sein Körpergewicht täglich um 1 bis 3%. Bei der Beobachtung des Verhaltens von Tintenfischen haben die Wissenschaftler auch festgestellt, dass die Tiere am besten paarweise gehalten werden, wobei darauf geachtet wird, dass beide Oktopusse etwa dieselbe Größe haben, denn andernfalls besteht die Gefahr, dass der Stärkere den Schwächeren auffrisst.

Vonseiten des IEO wird betont, dass die Forschungsarbeit des Instituts auf der Basis der Richtlinie 2010/63/EU des Europäischen Parlaments zum Schutz der für wissenschaftliche Zwecke verwendeten Tiere stattfindet. Außerdem sei es für positive Resultate in der Zucht wichtig, dass sich die Tiere wohlfühlen.

Interesse an Patentrechten

Der spanische Fischereikonzern Nueva Pescanova hat sich durch die Unterzeichnung eines Abkommens mit dem IEO bereits eine Vorzugs-Option für die Patentlizenz über diese Forschungsarbeit gesichert.

Nueva Pescanova verkauft Fischereiprodukte in 80 Ländern auf fünf Kontinenten und widmet sich auch neben der Fischerei der Aquakultur. Auf einer Fläche von insgesamt 7.500 Hektar züchtet Nueva Pescanova jährlich bis zu 50.000 Tonnen Garnelen (Litopenaeus vannamei), Steinbutt und Tilapia (Buntbarsch).

Wenn die Oktopusse dank der neuen Methode des IEO endlich in Aquafarmen für kommerzielle Zwecke gezüchtet werden können, will Nueva Pescanova sich daran die Rechte sichern.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]

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