Carlos García Juliá lebte in Brasilien unter falschem Namen
Madrid – 43 Jahre nachdem er gemeinsam mit anderen Tätern in Madrid das Attentat begangen hatte, das als „Blutbad von Atocha“ in die Geschichtsbücher einging, wurde Carlos García Juliá Anfang Februar von Brasilien an Spanien ausgeliefert. In der Madrider Haftanstalt Soto del Real wird er nun noch weitere 3.855 Tage von den 193 Jahren absitzen müssen, zu denen er wegen des Attentats verurteilt wurde.
Am 24. Januar 1977 hatte ein Kommando der Alianza Apostólica Anticomunista die Arbeitsräume einer Gruppe von Anwälten in der Madrider Straße Atocha gestürmt, die der Gewerkschaft Comisiones Obreras (CC.OO.) angehörten. Die Männer – darunter auch der damals 24-jährige García Juliá, ein glühender Verehrer der faschistischen Falange – eröffneten das Feuer auf die dort Anwesenden und töteten fünf Menschen, vier weitere wurden angeschossen. Die CC.OO. stand der Kommunistischen Partei Spaniens nahe, die nach dem Ende des Franquismus immer noch verboten war. Spanien wurde damals von großen Unruhen gebeutelt. Terrororganisationen verschiedener politischer Richtungen hatten eine Vielzahl an Morden durchgeführt. Streiks und Demonstrationen standen auf der Tagesordnung.
Die Attentäter hatten damals in dem Glauben gehandelt, dass die Sicherheitskräfte auf ihrer Seite stünden, aber die Regierung forderte – nicht zuletzt, um die Aufruhre im Land zu beruhigen – ein entschlossenes Vorgehen gegen sie. Mehrere der in das Attentat involvierten Täter konnten verhaftet und zu insgesamt 450 Jahren Haft verurteilt werden. García Juliá gelang jedoch 1994 bei einem Freigang die Flucht nach Paraguay, wo sich seine Spur verlor. Jahrelang lebte er unter falschem Namen in verschiedenen südamerikanischen Ländern. Zuletzt arbeitete er als Uber-Fahrer in São Paulo, wo er Ende 2018 schließlich verhaftet werden konnte. Seine Festnahme gelang dank eines Interpol-Haftbefehls, dem seine Fingerabdrücke beilagen. Beim Abgleich der Abdrücke wurde festgestellt, dass es in Brasilien einen Venezolaner mit den gleichen Fingerabdrücken geben muss. So kamen ihm die Sicherheitskräfte auf die Spur. Er hatte die Identität eines gewissen Genaro Antonio Materán angenommen und verfügte über echte Papiere. Nicht einmal seine damalige Lebensgefährtin wusste Bescheid.
43 Jahre nach dem Blutbad und nach 25 Jahren auf der Flucht wird nun wieder ein spanischer Richter über sein Schicksal entscheiden.