Regionen wie Castilla y León haben sich bereiterklärt, unbegleitete minderjährige Migranten aufzunehmen
Gran Canaria – Anfang März haben die ersten minderjährigen Migranten die Kanarischen Inseln verlassen. Verschiedene spanische Regionen erklärten sich bereit, einen Teil der Jugendlichen aufzunehmen und die vollkommen überfüllten Aufnahmezentren der Inseln damit zu entlasten. Die Regionalregierung ist für fast 2.700 unbegleitete Minderjährige verantwortlich, die seit Ende des Jahres 2019 auf den Kanaren angekommen sind.
Im März hat nun die Umsiedlung begonnen. Am 10. März stiegen die ersten Jugendlichen in Las Palmas de Gran Canaria in den Flieger. Neun Jungen und ein Mädchen, die seit Monaten in Heimen auf Gran Canaria und Lanzarote untergebracht waren, wo sie die spanische Sprache gelernt und teilweise ihre Schulausbildung fortgesetzt haben, wurden in Unterkünfte in Palencia und León umgesiedelt. Castilla y León sowie Navarra, Kantabrien, Valencia, Katalonien, Extremadura, Asturias und Galicien haben sich zur Aufnahme von minderjährigen Migranten von den Kanaren bereit erklärt. Diese Regionen werden jeweils zwischen 10 und 25 Kinder und Jugendliche aufnehmen, sodass insgesamt 200 Minderjährige neu untergebracht werden.
Die erste Reisegruppe, die die Inseln verlassen hat und von Castilla y León aufgenommen wurde, brach mit der Aussicht auf ein neues Zuhause auf, in dem sie höchstens zu zehnt wohnen würden. Auf Gran Canaria waren sie im Aufnahmezentrum in Santa Brígida bislang andere Bedingungen gewohnt: 101 Minderjährige waren hier untergebracht.
Einer der Jungen erklärte am Flughafen: „Wir kamen, um eine bessere Zukunft zu haben, um eine Ausbildung zu machen und Arbeit zu finden, damit wir unsere Familien unterstützen können. Ich möchte hier leben. In Spanien gibt es eine Zukunft, aber in Marokko…“ Ein anderer 14-jähriger Junge der Reisegruppe erzählte dem Reporter der Nachrichtenagentur EFE am Flughafen, dass er in einem Flüchtlingsboot mit 32 anderen Personen nach Lanzarote kam. Er habe große Angst gehabt auf dem Meer. Die Reise habe fünf Tage gedauert und nur eine Person an Bord wusste, wie das Boot zu steuern ist. Er will nicht weiter darüber reden.
Der Leiter des Aufnahmezentrums für minderjährige Migranten in Santa Brígida, Enrique Quintana, erklärte den Pressevertretern, dass diese Reaktion sehr häufig vorkomme. Die schlimmen Erlebnisse der Überfahrt sowie die Trennung der Kinder von ihren Eltern seien traumatische Erfahrungen. Einige seiner Schützlinge, die 2002 oder 2003 auf die Inseln kamen und mittlerweile erwachsen sind, hätten ihm gegenüber zugegeben, dass sie nicht für alles Gold der Welt noch einmal in ein Boot steigen würden.
Iratxe Serrano, Direktorin für Kinderschutz bei der kanarischen Regierung, drückte ihre Erleichterung darüber aus, dass nun endlich die Aufnahmeangebote von anderen Regionen in Anspruch genommen werden und die Aufnahmeeinrichtungen der Inseln entlastet werden.