„Gregor“ wurde von einem deutschen Konsortium finanziert und gebaut
Das Teide-Observatorium auf Teneriffa bietet seit dem 21. Mai ein weiteres Highlight: Europas größtes Sonnenteleskop „Gregor“ wurde offiziell in Betrieb genommen und nimmt von nun an das Zentralgestirn ins Visier. Es soll physikalische Prozesse an der sichtbaren Oberfläche der Sonne erkunden und bietet die Besonderheit, dass es zu jeder Tageszeit verwendet werden kann.
Die Kosten für das größte Sonnenfernrohr Europas von 12,85 Millionen Euro wurden überwiegend von deutschen Forschungsinstituten getragen, aber auch Wissenschaftler aus anderen Ländern können das Teleskop über Kooperationsverträge nutzen.
Zur Eröffnungsfeier kamen zahlreiche deutsche und spanische Politiker und Wissenschaftler auf dem 2.400 Meter hohen Bergrücken Izaña zusammen.
Am 21. Mai weihten deutsche und kanarische Persönlichkeiten aus Politik und Wissenschaft im Teide Observatorium auf Teneriffa das Sonnenteleskop „Gregor“, eines der leistungsfähigsten seiner Art, ein. Das hauptsächlich mit deutschen Geldern finanzierte und von einem deutschen Konsortium gebaute Sonnenteleskop, das größte Europas und drittgrößte weltweit, soll der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft zu neuen Erkenntnissen über die Sonne und ihre physikalischen Prozesse sowie deren Auswirkungen auf die Erde und unser tägliches Leben verhelfen.
Dr. Oskar von der Lühe, Direktor des Kiepenheuer-Instituts für Sonnenphysik, begrüßte bei strahlendem Sonnenschein die zur Einweihungszeremonie auf das 2.400 Meter hoch gelegene Observatorio del Teide angereisten Gäste. Inselpräsident Ricardo Melchior, Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer, Prof. Dr. Francisco Sánchez, Direktor des Astrophysikalisches Instituts der Kanaren (IAC), Prof. Dr. Karl Ulrich Mayer, Präsident des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam, Dr. Sebastian Jester vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie María del Carmen Hernández Bento, Vertreterin der spanischen Regierung auf den Kanarischen Inseln, wiesen in ihren Ansprachen auf die Bedeutung des auf absehbare Zeit leistungsstärksten Sonnenteleskops und die Wichtigkeit der internationalen Zusammenarbeit hin.
Anschließend wurde es richtig spannend, als die deutschen und spanischen Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Politik gleichzeitig die drei Knöpfe drückten, um „Gregors“ Teleskopkuppel zum ersten Mal offiziell zu öffnen. Hunderte Luftballons stiegen in den strahlend blauen Himmel und das Sonnenauge wurde in Betrieb genommen – ein historischer Moment für die internationalen Erforscher des Sterns, der unserer Erde seit rund 4,5 Milliarden Jahren Licht und Wärme spendet.
Forschung auf höchstem Niveau
Die typische, runde und mit einer Öffnung versehene Teleskopkuppel wurde bei „Gregor“ durch eine komplett einfahrbare ersetzt, sodass das Sonnenteleskop vollkommen frei an der Luft steht und der Wind einen Teil der enormen Hitze ableiten kann, die bei der Sonnenbeobachtung entsteht. Dadurch verursachte Vibrationen werden durch die große mechanische Stabilität des Teleskops ausgeglichen. Zwei Achsen ermöglichen die Ausrichtung sowohl horizontal als auch vertikal. Der Hauptspiegel misst 1,5 m im Durchmesser und wurde aus dem speziellen, extrem leichten Material Zerodur® gefertigt. Dieser sammelt das Licht, welches von zwei kleineren Spiegeln in das Innere des Gebäudes geleitet wird. Dort gleichen weitere Spiegel die von der Erdatmosphäre verursachten Verzerrungen des Lichts wieder aus (adaptive Optik). „Gregor“ verfügt über drei Instrumente: ein System großformatiger Kameras ermöglicht Aufnahmen der Sonnenoberfläche – erstmals in einer extrem scharfen Auflösung von bis zu 70 km –, ein Interferometer erlaubt u.a. die Erstellung von Temperatur- und Magnetfeldlandkarten sowie die Erforschung der Plasmageschwindigkeit und ein Spektrograf liefert Infrarotaufnahmen.
Bei „Gregor“ handelt es sich um das Projekt eines deutschen Konsortiums unter der Leitung des Kiepenheuer-Instituts für Sonnenphysik in Freiburg mit dem Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam und dem Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau als Partnern. Mitgewirkt haben auch das Astrophysikalische Institut der Kanaren, das Institut für Astrophysik Göttingen und das Astronomische Institut der tschechischen Wissenschaftsakademie. Neben den Forschungsinstituten haben auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Länder Baden-Württemberg, Brandenburg und Niedersachsen zu den Kosten von 12,85 Millionen Euro beigetragen.
Wissen gewinnen zum Schutz der Erde
Die Hoffnungen sind groß, spektakuläre Erkenntnisse über die Funktionsweise unseres Sterns und deren Auswirkung auf uns und unseren Planeten erlangen zu können. Von „Gregor“ sollen insbesondere die Chromosphäre und die darunter liegende Photosphäre – die fast äußersten Schichten der Sonne –, deren physikalische Prozesse und magnetische Aktivität ins Visier genommen werden. Finden hier Veränderungen statt, wirkt sich dies über die Sonnenstrahlung und die magnetischen Felder bedeutend auf die Erde aus, auf den Satellitenbetrieb, das Klima, die Umwelt oder sogar die Technologie. Die internationalen Wissenschaftler hoffen, anhand der von „Gregor“ gewonnenen Erkenntnisse die physikalischen Veränderungen der Sonne vorhersagen und deren Folgen für die Erde verhindern oder abschwächen zu können.
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