Fall Villarejo: Über 100 Angeklagte

Der ehemalige Kommissar der Nationalpolizei José Manuel Villarejo (Archivbild) Foto: EFE Der ehemalige Kommissar der Nationalpolizei José Manuel Villarejo (Archivbild) Foto: EFE

Der ehemalige Kommissar der Nationalpolizei José Manuel Villarejo (Archivbild) Foto: EFE Der ehemalige Kommissar der Nationalpolizei José Manuel Villarejo (Archivbild) Foto: EFE

Der Nationale Gerichtshof will den ehemaligen Kommissar noch in diesem Jahr verurteilen

Madrid – Der Mamut-Fall des 69-jährigen ehemaligen Kommissars der Nationalpolizei und Unternehmers José Manuel Villarejo geht in ein entscheidendes Jahr. Ihm werden die Bildung einer kriminellen Vereinigung, Bestechung, Geldwäsche und Geheimnisverrat vorgeworfen. Gegen ihn laufen mehrere Verfahren mit über 100 weiteren Beschuldigten, welche die Machenschaften und Intrigen der höchsten polizeilichen, unternehmerischen, sozialen und politischen Sphären des Landes offenlegen.
Dem Spanischen Gerichtshof, der Audiencia Nacional, muss es gelingen, den seit November 2017 in Untersuchungshaft befindlichen Villarejo in mindestens einem der Verfahren rechtskräftig zu verurteilen, bevor in gut neun Monaten die zulässige Höchstdauer der Untersuchungshaft von vier Jahren abgelaufen ist.
In den vergangenen drei Jahren hat Villarejo alles versucht, um frei zu kommen. Er behauptete, seine Verteidigung vom Gefängnis aus nicht adäquat vorbereiten zu können, lebensgefährlich erkrankt zu sein, und er führte zuletzt gar eine drohende Ansteckung mit dem Coronavirus ins Feld. Das Gericht bügelte alle diese Versuche als unbegründet ab, und sieht nach wie vor Fluchtgefahr wegen seiner Kontakte ins Ausland und seiner erheblichen finanziellen Mittel für gegeben an. Ebenso wie die Gefahr einer Fortführung seiner kriminellen Aktivitäten. Dies wurde dadurch bestätigt, dass Villarejo offenbar auch vom Gefängnis aus, mit Unterstützung seiner Ehefrau und weiterer ihm nahestehender Personen, versucht hat, geheime Polizeidokumente zu verkaufen. Im Gefängnis werden seine Konversationen und Anrufe mit der Begründung überwacht, er könnte Informationen übermitteln, welche die staatlichen Sicherheitsinteressen beschädigen.
José Manuel Villarejo (Córdoba 1951) trat 1972 in die Policia Nacional ein und versah aktiven Dienst im Baskenland und in Madrid. 1983 ließ er sich beurlauben und wurde unternehmerisch tätig. Er betrieb in den folgenden zehn Jahren 46 Firmen mit einem Firmenkapital von insgesamt 16 Millionen Euro. Hauptsächlich handelte er von einem Büro für private Ermittlungen und einer Anwaltskanzlei aus. Er erhielt Aufträge von Behörden, Unternehmen und Privatpersonen, denen er als Informationsbeschaffer und „Problemlöser“ diente, und strich dafür sechsstellige Summen ein. Ab 1993 nahm er den Polizeidienst wieder auf und arbeitete teilweise als verdeckter Ermittler für das Innenstaatsekretariat. Mit seiner unternehmerischen Tätigkeit hat Villarejo in Spanien ein Vermögen von 20 Millionen Euro angehäuft.
Doch diese Tätigkeiten spielten sich offenbar in der Regel jenseits der Legalität ab. Unter Mithilfe verschiedener Komplizen in Polizei, Justiz und Bankwesen missbrauchte er nach bisherigen Erkenntnissen mindestens seit 2005 seine polizeilichen Befugnisse, um hochgestellte Persönlichkeiten auszuspionieren und Informationen, die geeignet waren, diese unter Druck zu setzen, zu verkaufen. Unter den Zielpersonen befanden sich u.a. ein Sohn des Präsidenten von Äquatorialguinea, Teodoro Obiang, und Corinna zu Sayn-Wittgenstein, eine Freundin des emeritierten Königs Juan Carlos.

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