In der Gemeinde Guía de Isora, im südwestlichen Teil der Insel Teneriffa, ist ein Makrohafen für Handel, Sport und Fischerei geplant. Die riesige Infrastruktur hat die totale Ablehnung der Umweltschutzgruppen der Insel und die heftige Ablehnung der Föderation „Ben Magec-Ecologistas en Acción“ hervorgerufen.
Der Hafen von Fonsalía soll zwischen den Küstenstädten Alcalá und Playa San Juan gebaut werden. Die Argumente von Politik und Wirtschaft, um die Notwendigkeit dieser Infrastruktur zu rechtfertigen, sind drei: Die Überlastung mit Fahrzeugen in einem anderen nahe gelegenen Hafen, dem Hafen von Los Cristianos; die weitere Verbesserung der Verbindungen der Insel zu den kleineren Nachbarinseln und die Förderung des Tourismus in diesem Gebiet. Warum also dieser Aufstand in den Reihen der Umweltschützer?
Der große Widerstand der Umweltschutzgruppen gegen diesen Megahafen begründet sich vor allem auf seiner geografischen Lage. Der Hafen von Fonsalía soll an einem Ort mit besonderer biologischer Vielfalt gebaut werden, wo z.B. viele Wale leben. Neben Walen leben in diesen Gewässern auch andere, besonders gefährdete Arten wie die Suppenschildkröte, die Unechte Karettschildkröte und der Engelshai. Die reiche Meeresfauna und -flora begeistert die Taucher und überhaupt jeden Naturliebhaber (ob Tourist oder Bewohner).
Der Hafen von Fonsalía ist als maritime Plattform konzipiert, die Platz für vier Schiffe und ein Kreuzfahrtschiff bieten soll. Geplant sind zwei Promenaden mit einer Kapazität von 820 Pkws oder 297 Lkws und ein Hafengebäude mit 4.000 qm und 270 zusätzlichen Parkplätzen. Dazu kommt ein Sporthafen für mehr als 460 Boote. All dies wäre mit der Küste durch eine 122 Meter lange Brücke mit vier Fahrspuren und seitlichen Gehwegen für Fußgänger verbunden – eine Riesen-Infrastruktur, die vollständig im Meer liegt.
Die kanarische Umweltschutzbewegung betont, dass sich dieses Bauwerk in einer „Lücke“ eines besonderen Naturschutzgebietes, der ZEC Teno-Rasca, befinden würde (In deutsch GGB, Gebiet gemeinschaftlichen Interesses). ZEC Teno-Rasca ist Teil des Natura 2000-Netzwerks, einem Netz von Gebieten, die aufgrund der besonderen Gefährdung bestimmter Pflanzen und Tiere geschützt sind. Umweltschützer weisen darauf hin, dass der Bereich des Hafens absichtlich nicht Teil dieser ZEC-Zone ist, weil er vorsätzlich ausgeschlossen wurde, um Hin-
dernisse abzubauen, die den Bau des zukünftigen Hafens stören könnten.
Außerdem weist die kanarische Umweltföderation darauf hin, dass es keine Rechtfertigung für den Bau eines weiteren Hafens gibt, da im Umkreis von wenigen Kilometern mehrere ähnliche Infrastrukturen vorhanden sind: die Häfen von Los Cristianos, Granadilla, Playa San Juan, Puerto Colón, Los Gigantes und Garachico, der ebenfalls unter dem Vorwand der besseren Verbindung mit den westlichen Inseln gebaut wurde (und jetzt nicht dafür genutzt wird). Außerdem weist Ben Magec auf die Notwendigkeit hin, die Ansprüche der jungen Generation zu würdigen, Maßnahmen zur Abschwächung des Klimawandels zu ergreifen.
Andererseits müssen wir – neben der offensichtlichen Zerstörung der Küstenstreifen der Insel und der Erhöhung von Emissionen in die Atmosphäre und das Meer beim Bau und während des Betriebes des Hafens – auch das erhöhte Risiko durch die wachsende Flotte von Sportbooten berücksichtigen. Deren Einfluss trifft nicht nur Wale und Delfine direkt, sondern auch die Unternehmen, die ihre Walbeobachtungs- und Tauchaktivitäten verantwortungsbewusst und sorgfältig durchführen. Ebenso könnte der immer größere Zustrom von Jetskis und anderen Booten letztendlich die Verdrängung der diese Gewässer bewohnende Gemeinschaft der Wale bedeuten, mit den daraus resultierenden Verlusten für die Welt und auch für die Wirtschaft.
In diesem Zusammenhang weisen die Umweltschützer darauf hin, dass der Schutz der Umwelt keine wirtschaftlichen Verluste mit sich bringt, sondern ganz im Gegenteil für Beschäftigungsmöglichkeiten und Aktivitäten steht, die sich auf das Wohlergehen der Menschen und des Planeten auswirken.
Trotz aller Hinweise scheinen die Verantwortlichen entschlossen, diesen Megahafen zu bauen und keine anderen Alternativen gelten zu lassen, wie eine vernünftige Stadtplanung der Gemeinde Arona im Bereich des Hafens von Los Cristianos, um den täglichen Stau zu vermeiden, oder eine Vereinbarung mit den subventionierten Reedereien, um den Zeitpunkt der Ein- und Ausfahrt von Schiffen zu koordinieren, um die Spitzen des Verkehrsflusses zu vermeiden.
Auf jeden Fall wird so die Zukunft eines der privilegiertesten Orte der Welt, in dem Grindwale in Gruppen leben, unter dem Vorwand bedroht, Verkehr und Tourismus zu fördern.
Aus diesem Grund wurde eine Unterschriftensammlung auf der EU-Plattform WeMove gestartet, um dem Parlament und der Europäischen Kommission die Ablehnung der kanarischen und ausländischen Staatsbürger zum Bau dieses Hafens zu übermitteln. Der Name dieser Kampagne lautet „Act for Hope“, denn Hope war der Name, der einem jungen Grindwalweibchen gegeben wurde, das im März 2019 im Südwesten Teneriffas eingeschläfert werden musste, nachdem ihm eine Schiffsschraube die Schwanzflosse abgetrennt hatte. Das Foto, das um die Welt ging und Tausende von Menschen berührte, wurde zum Symbol für die Ablehnung des Hafens von Fonsalía und zu einer Mahnung angesichts der Zunahme der Todesfälle dieser Tiere durch Kollisionen.
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