Frischer Wind im kanarischen Gesundheitswesen


© EFE

Jesús Morera will die größten Probleme angehen

Dieser Tage stellte Jesús Morera, seit einigen Monaten neuer Leiter des Kanarischen Gesundheitsressorts, im Regionalparlament seine Projekte und Ziele vor.

Mit Morera ist ein frischer Wind in das Gesundheitsressort eingezogen, denn der Neurochirurg scheint die Probleme anzupacken und konnte den Abgeordneten sogar bereits erste konkrete Fortschritte präsentieren.

Jesús Morera steht keine leichte Amtszeit bevor. Dem Patienten „Kanarisches Gesundheitswesen“ geht es nach jahrelangen Kürzungen, Einsparungen bei Personal und Infrastruktur sowie Fehlern bei der Verwaltung nicht besonders gut. Die Wartezeiten auf einen Facharzt-, Diagnose- oder OP-Termin sind viel zu lang, die Notaufnahmen ständig überfüllt und insbesondere im Winter vollkommen überlastet. Es muss dringend eingegriffen werden, doch werden die Haushaltspläne der nächsten Jahre nicht allzu viel Handlungsspielraum lassen.

Doch der 47-jährige Morera, der in Madrid Medizin studiert, sich auf Neurochirurgie spezialisiert und ein Master-Studium in Gesundheitsmanagement in Barcelona absolviert hat, will die Probleme angehen. Der Leiter der Neurochirurgie am Universitätskrankenhaus Dr. Negrín in Las Palmas und Professor an der Universität von Las Palmas war auch Mitglied der Nationalen Kommission für Neurochirurgie im Gesundheitsministerium in Madrid und Abgeordneter im Kanarenparlament. Trotz seines jungen Alters handelt es sich um einen renommierten Mediziner, der über eine Ausbildung im Gesundheitsmanagement und über politische Erfahrung verfügt.

Morera selbst hatte um eine Anhörung im Parlament gebeten. Ende September stellte er den Abgeordneten nun seine Strategien und Ziele vor.

Der neue Leiter des Gesundheitsressorts vertritt die Meinung, nicht die Qualität des Gesundheitswesens sei das Hauptproblem, sondern vielmehr der Zugang zu ihr. Insofern erklärte er die Senkung der Wartezeit auf einen OP-Termin von sechs auf zwei Monate sowie die der Wartezeit auf eine Krebsbehandlung auf maximal 30 Tage mit zu seinen wichtigsten Anliegen. Um zu diesem Ziel zu gelangen, könne er eher auf mehr finanzielle Mittel – in den vergangenen Jahren musste das kanarische Gesundheitssystem eine Kürzung von 400 Millionen Euro hinnehmen – als auf die Mitarbeit und Bereitwilligkeit des Gesundheitspersonals. Er wolle dafür kämpfen, dass allgemein auch nachmittags normale und geplante Operationen durchgeführt werden. Um sich die Kooperation des Personals zu sichern, wolle er die Arbeitszeiten kürzen und wieder freie Tage einführen, die infolge des Sparzwangs gestrichen worden waren.

Weiterhin kündigte Morera an, einen Schwerpunkt seiner Arbeit auf die Prävention zu setzen und nannte hier konkret die Verhinderung von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen.  

Als weiteres Anliegen nannte der neue Leiter des Gesundheitsressorts, der der Sozialistischen Partei angehört, die Aufnahme des Kanarischen Gesundheitswesens in das Autonome Finanzsystem der Kanaren (REF), womit dieses wegen der Randlage des Archipels und der Aufteilung auf verschiedene Inseln vom Staat finanziell besonders bedacht würde. 

Morera erklärte, er lege besonderen Wert darauf, dass nur qualifiziertes Personal Führungspositionen besetze. In dieser Hinsicht kündigte er die Verschärfung der Zugangsvoraussetzungen und eine strenge Auswahl an.  

Plan zur Verbesserung der Notaufnahmen

Obwohl erst seit Kurzem im Amt, konnte Jesús Morera schon einen Teilerfolg vorweisen. So wurde der seit Langem geforderte „Plan der Notaufnahmen“ endlich auf den Weg gebracht. Dabei geht es um die Erfassung der vorhandenen Infrastrukturen, der Ausstattung, des Personals sowie der Mängel und die Ausarbeitung konkreter Lösungen. Mit der Ausarbeitung des Plans hat Morera den ehemaligen Leiter des Universitätskrankenhauses Doctor Negrín, Octavio Jiménez, beauftragt. Im Juni nächsten Jahres soll der Plan vorliegen. 

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