Madrid – In den Bergdörfern und Küstenorten, in denen zahlreiche Familien aus Madrid eine Zweitwohnung besitzen, herrscht seit Ausbruch der Coronavirus-Krise eine gewisse Besorgnis darüber, dass die Epidemie aus der Hauptstadt eingeschleppt werden könnte. Denn zu Beginn des Alarmzustandes war zu beobachten, dass viele Madrider zu ihren Ferienwohnungen strömten. Später wurde diese Bewegung durch verstärkte Kontrollen der Ausgangssperre deutlich ausgedünnt. Gerüchte, die über WhatsApp und die sozialen Medien im Internet verbreitet werden, schüren zusätzlich Ängste unter den Einwohnern.
In Cazalla de la Sierra in der Provinz Sevilla, beispielsweise, verbreitete sich per WhatsApp-Sprachnachricht eine alarmistische Warnung: In der Calle Azahín lebe ein Covid-19-Erkrankter. Weil der Krankeitsverlauf leicht sei, habe man diesen nach Hause entlassen, da es im Krankenhaus nicht genug Betten gäbe. Die Lokalpolizei habe dies bestätigt. – Abgesehen davon, dass man sich nicht bei jemandem anstecken kann, der in seiner Wohnung in Quarantäne sitzt, war diese Nachricht auch schlichtweg erfunden. Dennoch wurde dadurch die ohnehin vorhandene Unsicherheit unter den 5.000 Einwohnern der Gemeinde zusätzlich angeheizt.
Der Bürgermeister von Cazalla de la Sierra räumt ein, dass die Ankunft von Einwohnern der Hauptstadt inmitten des Alarmzustandes für Beunruhigung gesorgt hat. Man sei davon ausgegangen, das Gemeindegebiet sein eine Virus-freie Zone, weil sie sich abgelegen in der Bergen befinde. Dennoch müsse man sich im Dorf denselben Regeln unterwerfen wie im restlichen Spanien.
Auch in Turre in Almería ging ein Gerücht um, eine mit dem Virus infizierte Familie sei aus Madrid angereist. Der Bürgermeister dieses Ortes sah sich gezwungen, dazu eine Mitteilung auf Facebook zu veröffentlichen. Darin wird bestätigt, dass eine Anzeige vorliege. Die Polizei prüfe, seit wann die Familie vor Ort sei. Der Bürgermeister stellt jedoch richtig, dass die Familienmitglieder nicht infiziert sind.
In Aguilar de la Frontera, Córdoba, ging in den sozialen Netzwerken die Nachricht um, eine bekannte Madrider Familie befinde sich im Dorf. Die Bürgermeisterin des Ortes musste deshalb die betreffende Familie in einer öffentlichen Verlautbarung um Entschuldigung bitten und richtigstellen, dass diese sich in Madrid befinde und die Ausgangssperre einhalte. Die Opfer dieser falschen Behauptung erwägen nun rechtliche Schritte gegen die Verleumdung.