Gran Canaria wird Sprungbrett ins All


© EFE

Schweizer Unternehmen plant erste suborbitale Passagierflüge für 2020

Auf Gran Canaria könnten demnächst neben Ferienfliegern auch Raumshuttles starten und landen, nachdem das Schweizer Unternehmen Swiss Space Systems (S3) die Kanareninsel als Basis für ihr Shuttle-Programm gewählt hat, wie sie auf dem Ersten Internationalen Tourismusforum Mitte Dezember bekannt gab.

Was zunächst wie ein Scherz klingt, hat einen seriösen Hintergrund. Die Zusammenarbeit mit renommierten Partnern wie der Europäischen Weltraumorganisation ESA ermöglicht S3, auf gewonnene Erfahrung und bewährte Technologien zurückzugreifen um ein sicheres und günstiges Lancierungssystem basierend auf einem Airbus A300 mit einem aufgesetzten Mini-Shuttle zu entwickeln. Bereits 2017 sollen erste Testflüge stattfinden. Zunächst will man Parabelflüge anbieten, dann auch die die  Lancierung von Satelliten und ab 2020 sogar suborbitale Passagierflüge.

Spaniens Industrieminister José Manuel Soria sicherte dem

200-Millionen-Euro-Megaprojekt bereits seine Unterstützung zu.

Von den Kanaren ins Weltall

Erst im März wurde Swiss Space Systems, kurz S3, im schweizerischen Payerne gegründet und die dortige Firmenzentrale im Beisein von Vertretern der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), Dassault Aviation, dem Von Karman Institute und Sonaca – alles Partner von S3 – eingeweiht. Laut Gründer und CEO Pascal Jaussi verfolgt sein Unternehmen das Ziel, mit einem deutlich vergünstigten Lancierungsprogramm „den Weltraum zu demokratisieren“, sodass auch ärmere Länder Satelliten in eine Umlaufbahn bringen können und der Weltraumtourismus erschwinglicher wird.

Das Lancierungsprogramm von S3 sieht vor, von einem komerziellen Flughafen aus einen Airbus A300 mit einem Shuttle huckepack in eine Höhe von 10 km zu schicken. Wenn der Airbus diese Höhe erreicht hat, soll das suborbitale Shuttle seinen Antrieb starten und selbstständig in eine Höhe von 80 km aufsteigen. Dort könnte eine kleine Rakete gestartet werden und den mitgeführten Satelliten in die gewünschte Umlaufbahn bringen. Oder Weltraumtouristen könnten vom Shuttle aus einen einzigartigen Blick auf die Erde werfen.

Das Schweizer Projekt weist diverse Vorteile gegenüber ähnlichen Vorhaben auf. So arbeitet S3 mit renommierten Partnern zusammen, die über langjährige Erfahrungen in der Weltraumfahrt verfügen, und nun an Entwicklung und Bau des Shuttles mitarbeiten. Nicht nur, dass diese Zusammenarbeit die Sicherheit erhöht, auch sorgt der Rückgriff auf die Erfahrungen, das Knowhow und bereits erprobte Technik für eine bedeutende Kostenersparnis. Darüber hinaus kommt das Lancierungsprogramm von S3 ohne den Bau eines Weltraumbahnhofes aus; der für Parabelflüge bereits zertifizierte Airbus A300 – ein weiterer Pluspunkt in Sachen Sicherheit – kann von jedem kommerziellen Flughafen aus starten. Hinzu kommt die Wiederverwendbarkeit der einzelnen Komponenten: während konventionelle Trägerraketen für den einmaligen Einsatz bestimmt sind, werden Flugzeug und Shuttle dauerhaft in den Dienst genommen. Alles in allem wird S3 die Lancierung eines Satelliten viermal preiswerter anbieten können.

Allerdings gibt es einen „Haken“: der Satellit darf nicht mehr als 250 kg wiegen (zum Vergleich: die größten Trägerraketen können über 25 t befördern).

Gran Canaria als Basis

Mitte Dezember stellten Vertreter von S3 das Lancierungsprogramm in Maspalomas vor und gaben bekannt, Gran Canaria als Basis ausgewählt zu haben. Zum einen gelange man sofort auf den Atlantik, sprich unbewohntes Gebiet, zum anderen seien hier die nötigen touristischen Infrastrukturen bereits gegeben, begründeten die Verantwortlichen ihre Entscheidung. Denn S3 verfolgt nicht nur die Satellitenlancierung, man will auch in das Geschäft des Weltraumtourismus einsteigen.

Es wurden auch schon konkrete Zahlen und Daten bekannt: 2017 soll mit den Testflügen begonnnen, 2018 der erste Satellitentransport und 2020 der erste Passagierflug vorgenommen werden. Doch schon Ende nächsten Jahres will S3 Parabelflüge bzw. sekundenlange Schwerelosigkeit anbieten.

S3 verfügt über einen Gesamtetat von 200 Millionen Euro, davon sollen nun 60 Millionen Euro auf den Kanarischen Inseln investiert werden. Das Schweizer Unternehmen wird hierzulande mit einem Konsortium aus spanischen Raumfahrtunternehmen zusammenarbeiten, darunter Elecnor, Deimso, Sener und Aernnova.

José Manuel Soria, Minister für Tourismus, Energie und Industrie, nahm seine Eröffnungsrede des Ersten Internationalen Tourismusforums, das gleichzeitig in Maspalomas stattfand, zum Anlass, dem Megaprojekt seine Unterstützung zuzusichern.

 

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