Auf dem Segler Thor Heyerdahl sind 30 Schüler ein halbes Jahr lang unterwegs
Das Segelschiff Thor Heyerdahl ist kein gewöhnlicher Segler. 1930 in Holland gebaut, wurde der Frachtmotorsegler zwischen 1979 und 1983 in Kiel restauriert und zu einem Dreimast-Toppsegelschoner umgebaut. Auf dem Segelschiff können seit 1993 Jugendliche im Alter zwischen 16 und 18 Jahren Seeluft schnuppern und während der Schulzeit auf Abenteuerkurs gehen.
Das Projekt „High Seas High School – HSHS“ macht’s möglich. Ins Leben gerufen durch die Hermann-Lietz-Schule Spiekeroog bietet die HSHS – das Gymnasium auf hoher See – Schülern der 10. und 11. Klasse die Möglichkeit, ein halbes Jahr lang das Klassenzimmer gegen den Atlantik zu tauschen. Auf der Thor Heyerdahl können sie Teil einer Crew werden, das Leben – und natürlich auch die harte Arbeit eines Seemanns – auf einem Segelschiff kennen lernen. Dabei werden sie von Lehrern begleitet, die sie während der Reise unterrichten.
Auch diesen Herbst legte die Thor Heyerdahl in Kiel mit 30 Schülern, der mehrköpfigen Stammbesatzung, den Lehrern und dem erfahrenen Kapitän Detlef Soitzek ab und nahm Kurs auf die erlebnispädagogische Jugendreise des „segelnden Klassenzimmers“. Die Route führte von Deutschland nach Teneriffa. Von hier ging es am 21. November weiter in die Karibik. Die ersten Landausflüge werden erst in 21 bis 24 Tagen, je nach Wind und Wetterlage, auf Martinique und Kuba stattfinden. Danach geht es weiter nach Costa Rica, wo die Schüler über Weihnachten in Gastfamilien untergebracht werden.
Während der Landexkursionen in der Karibik unternimmt die Thor übrigens 14-tägige Rundreisen, bei denen Erwachsene die Möglichkeit haben, auf einem Segelschiff auch ohne seglerische Kenntnisse mitzusegeln. Die erfahrene Stammbesatzung begleitet die Segelurlauber und weist sie in die Handhabung des traditionellen Schonerriggs ein, macht sie mit der Schiffssicherheit vertraut und vermittelt auf Wunsch auch gerne Kenntnisse in Seemannschaft und Navigation. Die nächste Karibikreise auf der Thor Heyerdahl wird im Januar 2006 angeboten.
Empfang auf Teneriffa
In der zweiten Novemberhälfte erreichte die Thor Heyerdahl wieder Teneriffa, wo ein mehrtägiger Aufenthalt eingeplant war. Die Schüler unternahmen verschiedene Ausflüge und stiefelten sogar auf den Pico del Teide. Am Tag vor der Abreise fand ein kleiner Empfang an Bord statt, zu dem einige Vertreter der deutschen Kolonie auf der Insel eingeladen wurden. Unter den Gästen an Bord waren auch Schüler der Deutschen Schule in Tabaiba, für die es besonders interessant war, aus erster Hand zu erfahren, wie eine Schule auf See funktioniert.
Tatsächlich kommt das Leben auf der Thor Heyerdahl nicht immer einer fröhlichen und unbeschwerten Seereise gleich. Die Schüler werden an Bord in die Stammmannschaft integriert und müssen überall mit anpacken. Oft machen die Kids erstmals in ihrem Leben Bekanntschaft mit einem Küchendienst. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass sie auch für das warme und kalte Buffet beim Empfang auf Teneriffa selbst verantwortlich waren, das von allen Gästen gelobt wurde.
Die Schüler müssen auch dafür sorgen, dass das Schiff sauber ist. Da gibt es niemanden, der für sie das Zimmer aufräumt, das Bad putzt und das Essen zubereitet. So kommt es, dass die Erlebnisreise auf dem Segelschiff in jeder Hinsicht lehrreich ist. „Sie kommen als Kinder zu uns und gehen als junge Erwachsene und um einiges reifer von Bord“, vermerkte Kapitän Soitzek.
Mittlerweile hat die Thor, nachdem sie sich auf Teneriffa mit ausreichend Proviant versorgt hat, Kurs auf Südamerika genommen. Im Heimathafen wird sie erst wieder am 30. April 2006 festmachen. Dann ist das Ziel des einmaligen Schulprojektes erfüllt: Jugendliche in ihrer Eigenverantwortung zu stärken und sie so auf ihren Weg ins weitere Leben vorzubereiten.
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