In der Region Valencia wütet der schlimmste Waldbrand seit 20 Jahren


© EFE

Mehr als 45.000 Hektar Wald fielen den Flammen bereits zum Opfer

Die sinkenden Temperaturen und die Tatsache, dass sich der Wind gedreht hat, konnten die Flammen nicht stoppen, die seit Donnerstag, dem 28. Juni in den Wäldern Valencias unkontrolliert wüten und auch bei Redaktionsschluss noch nicht unter Kontrolle gebracht werden konnten. Es handelt sich um den schlimmsten Brand seit vielen Jahren, bestätigt der Leiter der UME – der Militäreinheit für Noteinsätze.

Valencia – Das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt hat alle verfügbaren Verstärkungen in Marsch gesetzt, vor allem Löschflugzeuge, die aus Torrejón de Ardoz, Málaga und Cáceres in die Katas­trophenzone beordert wurden.

Mehr als 1.700 Personen – Feuerwehrleute, Beamte der Guardia Civil, Lokalpolizei, Mitglieder des Zivilschutzes, des Roten Kreuzes sowie unzählige Freiwillige sind seit Tagen ununterbrochen im Einsatz. Sie werden von  47 Löschflugzeugen und –hubschraubern unterstützt, die aus diversen Regionen zusammengezogen wurden, sowie von 250 Feuerwehr- und 50 Pumpenfahrzeugen. Trotzdem ist es bislang nicht gelungen, der mehr als 40 km breiten Feuerwand Einhalt zu gebieten.

Zwanzig Gemeinden zwischen Valencia und Castellón sind betroffen. Dort mussten mehr als 2.000 Personen evakuiert und in Notunterkünfte gebracht werden, weil die Flammen ihren Häusern gefährlich nahe gekommen waren. Bislang existieren noch keine offiziellen Daten über die entstandenen Schäden, doch bereits am 30. Juni war die verbrannte Waldfläche auf 45.000 Hektar geschätzt worden.

Das Feuer ist an zwei verschiedenen Punkten entstanden und dann zu einer großen Feuerwand zusammengetroffen. Beide Brände wurden nach ersten Angaben der Polizei zwar nicht vorsätzlich, aber grob fahrlässig verursacht. In der Zone von Cortes entstand das Feuer, als zwei Arbeiter eine Sonnenenergie-Anlage installierten. Beide Männer wurden verhaftet und dem Richter vorgeführt. Das Feuer in Andilla entstand durch Verbrennen von trockenen Sträuchern. Auch hier wurde der Verursacher wegen fahrlässiger Brandstiftung verhaftet.

Die Einsatzkräfte konzentrierten sich vor allem auf den Schutz der zahlreichen Urbanisationen, die sich in der Zone befinden sowie des Naturparks Sierra de Calderona, der grünen Lunge Valencias.

Ein Sprecher der Berufskammer der Wald- und Forstwirte erläuterte der Presse, warum es so schwierig ist, das Feuer in dieser Zone mit steil abfallendem Waldgelände zu löschen. Die Steilhänge der Berge wirken wie ein Kamin. Der Berg saugt die heiße Luft an und das Feuer verbreitet sich mit großer Geschwindigkeit, und flammt mit immer größerer Gewalt auf. Ein Augenzeuge berichtete den Medien, dass ein Baum aufgrund der großen Trockenheit in Sekundenschnelle von den Wurzeln bis zur Krone von den Flammen verzehrt wurde. Er vertrat die Meinung, dass es sich um die schlimmste Brandkatastrophe seit 1991 handelt.

Die Auswirkungen des Feuers waren in weiten Teilen der Provinz zu spüren. Die Hauptstadt Valencia sowie umliegende Ortschaften erwachten am Sonntag unter einer Schicht von Rauch und Asche. Der intensive Brandgeruch dringt in die Wohnungen ein und verursacht bei vielen Menschen Atembeschwerden.

Erstes Opfer zu beklagen

Während die Verantwortlichen immer wieder betonten, dass trotz des Ausmaßes der Katastrophe bislang keine Todesopfer zu beklagen waren, kam es am Montag zum ersten tödlichen Unfall. Rettungstaucher suchten stundenlang nach dem Piloten eines der Löschhubschrauber, der bei der Aufnahme von Löschwasser mit seinem Fluggerät in den Stausee von Forata gestürzt war.

Kurze Zeit später verunglückte ein weiterer Hubschrauber in der Sierra Martés. Die beiden Besatzungsmitglieder wurden verletzt aufgefunden, waren jedoch bei Besinnung. Mit Knochenbrüchen wurden sie in die Klinik von Valencia eingeliefert.

Der Sektor der Sierra de Martés gilt seit den frühen Morgenstunden des Montags als gelöscht und unter Kontrolle. Nur zehn Kilometer von dieser Zone entfernt, befindet sich das Atomkraftwerk von Cofrentes. Hier konnte glücklicherweise Entwarnung gegeben werden. Die Anlage befindet sich außer Gefahr.

König Juan Carlos hatte sich bereits am vergangenen Sonntag mit dem Präsidenten der Region Valencia, Alberto Fabra, in Verbindung gesetzt und sich nach der Situation und dem Fortgang der Löscharbeiten erkundigt. Präsident Rajoy telefonierte ebenfalls mit Fabra und sicherte ihm die Unterstützung der Regierung und seine Solidarität mit den  Menschen zu, die ihr Zuhause verlassen mussten.

Kritik der betroffenen Gemeinden

Aus den betroffenen Gemeinden wird die Kritik immer lauter. „Der Wald ist ein Pulverfass, wenn das Unterholz nicht gesäubert wird, das predige ich schon seit Jahren“, klagt der Bürgermeister von Yátova an. „Ich will keine Feuerschutzbrigaden sondern Waldarbeiter, welche die Tannen säubern, das Unterholz und die vertrockneten Sträucher entfernen“, verlangt sein Amtskollege aus Alcublas. „Die Wälder sind vernachlässigt wie nie zuvor. Die Gemeinde konnte nur deshalb dem Feuer entgehen, weil sie von Äckern und landwirtschaftlichem Gelände umgeben ist.“

Allgemein wird moniert, dass die Regionalregierung Valencias den Etat für den Brandschutz aufgrund der Sparmaßnahmen um 14 Prozent gekürzt hat. Eine Entscheidung, die sich nicht fataler hätte auswirken können.

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