Los Cristianos fordert eine Außenstelle der Universität La Laguna
Auf Teneriffa ist eine neue Epidemie ausgebrochen: das Universitäts-Fieber. Während in La Orotava die Stadtväter über dem Projekt einer Privatuniversität brüten und von La Lagunas Universität dagegen geschossen wird, betritt jetzt eine weitere Stadt die Szene: Arona bzw. Los Cristianos.
Ganz offensichtlich muss Bürgermeister José Alberto González Reverón die Argumente des Bürgermeisters von La Orotava für die Universität – der verspricht sich und den Bürgern neuen wirtschaftlichen Aufschwung durch die Studenten und ihre Professoren, die ja wohnen, essen und sich kleiden müssen – für ziemlich gut gehalten haben. So fordert auch er nun den Universitätsstadtstatus für Los Cristianos: „Teneriffas Süden braucht in den heutigen Zeiten unbedingt universitäre Ausbildungsstätten.“ Er verlangt eine Dezentralisierung der Universität La Laguna und beantragt die Schaffung von Zweigstellen für die Fachbereiche, die mit dem Tourismus zusammenhängen: „Tourismus, Geriatrie, Gesundheit, Schulerziehung, Arbeitswesen und BWL.“
Im Hinblick auf den Standort innerhalb der Gemeinde Arona erklärt er Los Cristianos für „sinnvoll“, da hier auch die Stadtverwaltung untergebracht ist. Man könne dem neuen Campus leicht im nächsten Bodenordnungsplan ein Gelände zuweisen.
„Die Forderung nach universitären Ausbildungsstätten“, so sagt er, „ist unser gutes Recht.“ Es sei ein Jammer, dass zahlreiche junge Leute im Süden der Insel kein Hochschulstudium anstreben, weil ihre Familien die Kosten nicht tragen können. Wobei dieses Argument ein wenig fragwürdig erscheint, da allenfalls die Buskosten eingespart würden.
González Reverón hat sich da jedoch zweifellos eine Formel ausgedacht, mit der er zumindest den Stein des Anstoßes zwischen seinen hochfliegenden Plänen und der Universität La Laguna nicht ins Rollen gebracht hat, der La Orotava und die Universität in den Clinch brachte: die Zahl der matrikulierten Studenten.
Sinkende Studentenzahlen in La Laguna
Wo die Universität La Laguna (ULL) während der vergangenen Jahre gegen sinkende Studentenzahlen ankämpfte und erstmals wieder für das Studienjahr 2009/10 geringfügig gestiegene Zahlen als Trendwende feierte, kam der Antrag für die Privatuniversität wie eine kalte Dusche auf dem Campus an. Denn die öffentlichen Gelder, mit denen die Universität betrieben wird, sind direkt an die Zahl der Studenten gebunden, sprich: mehr Studenten = mehr Geld. Zweifellos würde eine Universität in La Orotava die Zahl der in La Laguna eingeschriebenen Studenten mindern, so dass ULL-Rektor Eduardo Doménech zu bedenken gibt, dass damit das öffentliche Bildungswesen unterminiert würde und offen sein Missbehagen angesichts dieses Projekts zeigt.
González Reverón hingegen hat sich da elegant aus der Schusslinie gezogen. Wenn die Universität von Los Cristianos als Außenstelle der ULL gewertet würde, würden auch sämtliche dort matrikulierten Studenten für La Laguna zählen. Dennoch eine Milchmädchenrechnung, denn diese „Außenstelle“ würde in jedem Fall hohe zusätzliche Kosten verursachen.
Bürgermeister der Nordgemeinden unterstützen das Projekt
Das Projekt der Universidad Europea de Madrid (UEM) in La Orotava findet in jedem Fall den Zuspruch der Bürgermeister der Nordgemeinden. Orotavas Bürgermeister Isaac Valencia freut sich über die Unterstützung, denn noch hängt alles von der Entscheidung der kanarischen Regierung ab. Doch da die kanarische Regierung derzeit von den Nationalisten der CC gestellt wird, der er selbst auch angehört, zählt er vermutlich darauf, dass diese Entente cordiale funktionieren wird und er sein Projekt durchpauken kann.
Immerhin, so gibt er zum wiederholten Mal zu bedenken, werden dafür keine öffentlichen Gelder beansprucht, da das Projekt aus rein privaten Mitteln finanziert wird. Sowohl die ULL als auch die UEM können seiner Ansicht nach perfekt nebeneinander existieren. Zwar gibt er zu, dass die UEM als Privatuniversität aus finanziellen Gründen nicht allen Studenten zugänglich sein wird, aber er stellt jetzt schon Stipendien für Studenten aus La Orotava in Aussicht. Und: „Es werden gewiss weiterhin Studenten aus La Orotava in La Laguna studieren.“
Damit hat er allerdings ganz gewaltig ins Fettnäpfchen getreten und sich den Zorn der Asamblea Canaria por el Reparto de La Riqueza (Bund für eine gerechte Verteilung des Reichtums) zugezogen. Sie monieren, dass Valencia mit seiner Privatuniversität eindeutig ein Zwei-Klassen-System fördere – „Die Reichen können sich die Privatuniversität leisten, und die Armen sollen halt weiter nach La Laguna gehen“ – und geben außerdem zu bedenken, dass von „rein privaten Mitteln“ nicht die Rede sein könne, wenn öffentliches Gelände für ein Privatprojekt zur Verfügung gestellt und seine Nutzung damit den steuerzahlenden Bürgern mit einem Federstrich entzogen wird.
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