Mit Aufklärung und Früherkennung will das Gesundheitsministerium die Rate von rund 3.600 Selbstmorden pro Jahr senken
Madrid – In Spanien ereignen sich jährlich zwischen 3.500 und 4.000 Selbstmorde. Darüber hinaus gibt es rund 8.000 ernsthafte Selbstmordversuche, deren Folgen einen Krankenhaus-
aufenthalt erfordern. Das Gesundheitsministerium unter der Leitung der Ministerin Carmen Montón plant dieses schwerwiegende und tabuisierte Phänomen mittels einer Strategie der Vorbeugung anzugehen, die auf Früherkennung und Aufklärung fußt.
Wie gravierend das Problem tatsächlich ist, zeigen einige statistische Vergleiche: Durch Selbstmord sterben in Spanien doppelt so viele Menschen, wie durch Autounfälle, elfmal so viele wie durch Mord und 65-mal so viele wie durch geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen. Trotz des hohen Gewichts dieser Todesursache gibt es bisher keinen Präventionsplan und kaum mediale Aufmerksamkeit dafür.
Selbstmord ist ein globales Problem von regional sehr unterschiedlicher Ausprägung. Die Suizidrate Spaniens liegt bei 8,7 auf 100.000 Einwohner. Der weltweite Durchschnitt liegt, nach den vorhandenen Daten, die im Allgemeinen zu niedrig angesetzt sind, bei 12. Der europäische Durchschnitt bewegt sich mit 11,4 Selbstmorden auf 100.000 Einwohner in derselben Größenordnung. Im Jahr 2012 bzw. 2014 forderte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Staaten auf, sich zu dem Versuch zu verpflichten, die Suizidrate bis 2020 auf 10 zu senken und Aktionspläne dafür aufzulegen. Nur dreißig Staaten sind dieser Aufforderung bisher nachgekommen.
Der Anteil der Selbstmorde an allen Todesfällen eines Jahres liegt bei 0,1%. Während bei anderen Todesursachen wie Krebs, Drogenkonsum oder Verkehrsunfällen erhebliche Fortschritte erzielt und die Sterblichkeitsraten gesenkt werden konnten, wurden bei der Suizidrate keine Verbesserungen erzielt. Dabei kann man dem Selbstmord, wie Fachleute und Betroffene konstatieren, sehr wohl vorbeugen. Daran wurde auch am Welttag der Suizidprävention, dem 10. September, wieder erinnert. Beispielsweise konnte in Finnland die Selbstmordrate innerhalb von zehn Jahren von 13 auf 10 Fälle auf 100.000 Einwohner reduziert werden.
Der Schlüssel dazu liegt in der Früherkennung, sowohl durch Personen aus dem Umfeld des Suizidgefährdeten, wie auch durch die Hausärzte. In der autonomen Region Valencia, wo die spanische Gesundheitsministerin Carmen Montón vor ihrem Amtsantritt das Gesundheitsressort leitete, wurde eine Aufklärungskampagne durch Plakate in Bussen durchgeführt, und die Mitarbeiter des Gesundheitswesens haben Anweisung, den Patienten auch Fragen zu stellen, die es erlauben, frühzeitig suizidale Tendenzen zu erkennen, und die Betroffenen gegebenenfalls an einen Spezia-
listen zu überweisen. Meist gibt es vor einem Selbstmord Anzeichen, die von Personen, die dafür ausgebildet sind, erkannt werden können.
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