Desirée Martín gewann für ihr Foto über das Flüchtlingsdrama an der kanarischen Küste den Ortega y Gasset-Preis in der Kategorie Fotojournalismus
Über vier Stunden hatte die kanarische Fotografin Desirée Martín an jenem 21. März 2006 bereits auf der Mole des Hafens von Los Cristianos gesessen, als ein Flüchtlingsboot mit 72 Westafrikanern und zwei Marokkanern das Hafenbecken erreichte. Die 32-Jährige hatte sich erst vor knapp sechs Monaten als freiberufliche Fotografin auf das Drama der Immigration spezialisiert.
Madrid – Seitdem verbrachte sie oft die gesamte Nacht in ihrem Auto in der Nähe des Hafengeländes, um die Ankunft der Flüchtlingsschiffe nicht zu verpassen.
An jenem Tag herrschte großer Betrieb im Hafen in Teneriffas Süden, so dass die völlig erschöpften Immigranten nicht gleich an Land durften. Durch verzweifelte Gesten signalisierten sie ihren Durst. Polizisten warfen ihnen daraufhin drei Wasserflaschen zu, die sie zu ihrem eigenen Gebrauch bei sich hatten.
Die erste Wasserflasche in der Luft mit zahlreichen Händen, die sich der ersehnten Linderung verzweifelt entgegenrecken, dieses Foto, das über die Nachrichtenagentur EFE verbreitet wurde, erschien am nächsten Tag auf der Titelseite der spanischen Tageszeitung ABC. An sich schon eine berufliche Anerkennung für die junge Fotografin. Doch es kam noch besser. Etwas über ein Jahr später brachte eben dieses Foto Desirée jetzt den Ortega y Gasset-Preis in der Kategorie Fotojournalismus ein.
Überglücklich erklärte sie nach der Entgegennahme des Preises, er bedeute für sie „Rückhalt und Anerkennung“ und käme „genau im richtigen Moment“. Vor der Bekanntgabe ihrer Auszeichnung sei sie kurz davor gewesen, „das Handtuch zu werfen“ und sich nach einer anderen, weniger harten Arbeit umzusehen. „Der Preis hat mich gerettet“, sagt sie jetzt.
Zumindest wird sie dadurch ihre nächsten Pläne umsetzen können, eine Fotoreportage in dem Heimatort senegalesischer Kinder zu machen, die erst kürzlich von den Kanaren zurückgeschickt wurden. „Ich will wissen, was später mit diesen armen Kindern passiert. Und ihre Geschichte mit Hilfe der Fotos in die Welt tragen.“
In diesem Zusammenhang erzählt sie auch, dass es ihr schwerfällt, nach der Arbeit von dem erlebten Drama loszukommen. Für sie sind es mehr als anonyme Wesen, die für sie beruflich interessant sind. „Ich weiß, dass die Immigranten auf dem prämiierten Foto Glück hatten“, erzählt sie, „sie wurden auf das spanische Festland gebracht.“[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]