Der sozialdemokratische Bürgermeister und zwei Ratsherren trieben ein reges Geschäft mit illegalen Provisionen
Bis auf einige vergleichsweise eher unscheinbare Korruptionsskandälchen war es seit der Aufdeckung des spektakulären „Caso Malaya“, in den so gut wie die gesamte Regierungsmannschaft Marbellas verwickelt war, in dieser Hinsicht in Spanien wieder etwas ruhiger geworden. Doch der Schein trog.
Madrid – Am 18. Juni wurde ein erneuter Korruptionsskandal bekannt, der die Vorstellungskraft von so manch einem übersteigen dürfte. Schauplatz ist wieder eine Stadt in Südspanien, nämlich der zur Provinz Málaga gehörende Küstenort Estepona. Hauptdarsteller, um nicht zu sagen Hauptverdächtige sind der sozialdemokratische Bürger-meister Antonio Barrientos, der Ressortleiter für Wirtschaft und Finanzen, Francisco José Zamorano und sein Vorgänger, der Ratsherr Manuel Reina. Die zahlreichen Nebenrollen verteilen sich über weitere Stadtratsmitglieder, Gemeindebeamte, Anwälte und natürlich Bauträger und Bauherren. Die Festnahmen belaufen sich bis dato auf 25 Verdächtige.
Aufgrund einer internen Anzeige wurde seit 2006 in dem Fall ermittelt. Dabei stellte sich unter anderem heraus, dass die drei Hauptverdächtigen ein reges Geschäft mit der Einforderung illegaler Provisionen betrieben. Die Gelder flossen über eine inoffizielle Kasse und dienten unter anderem der eigenen Bereicherung, Bestechung anderer korrupter Stadtratsmitglieder, Finanzierung der Lokalverbände der Parteien PSOE und Partido Estepona, die in Koalition bis Mai 2007 die Regierungsmannschaft Esteponas stellten, sowie der Zahlung diverser Gemeindeangelegenheiten und -veranstaltungen. Um die Herkunft des Geldes zu verschleiern, wurde außerdem Geldwäsche in großem Umfang betrieben.
Antonio Barrientos wurde, ebenso wie drei weitere Verdächtige, nach einer ersten Aussage vor der Ermittlungsrichterin ins Gefängnis eingewiesen. Dem 47-Jährigen, seit 2003 Bürgermeister der Stadt, wird Bestechung, Vetternwirtschaft, Veruntreuung öffentlicher Gelder sowie Geldwäsche vorgeworfen. Noch bevor er von seiner Inhaftierung in Kenntnis gesetzt wurde, war er schriftlich von seinem Amt als Bürgermeister zurückgetreten.
Die sozialdemokratische PSOE hat diesmal kurzen Prozess gemacht und ihn umgehend aus der Partei ausgeschlossen. Bislang galt in diesem Zusammenhang die Devise: Erst einmal abwarten, was im Laufe des Verfahrens geschieht.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]