Arbeitsplatzmaschine oder Einfallstor für das organisierte Verbrechen?
Es war schon lange ein offenes Geheimnis, doch erst jetzt ist es offiziell. Das Spieler- und Freizeitparadies Eurovegas wird im Madrider Stadtteil Alcorcón gebaut. Noch in diesem Jahr soll mit dem Bau des riesenhaften Spielerparadieses begonnen werden.
Madrid – Die erste Phase des Bauvorhabens soll im Jahr 2017 fertiggestellt werden und bedeutet eine Investition von 6,75 Milliarden Euro. Insgesamt wird mit einer Bauzeit von mindestens 15 Jahren für alle Phasen des Projekts gerechnet. Auf 750 Hektar öden Brachlands sollen in der ersten Bauphase vier Hotels mit je 3.000 Zimmern, zwei Kasinos, Restaurants, Einkaufszentren, Theater, Golfplätze und Tagungszentren entstehen. Nach der selbstsicheren Einschätzung der Planer wird allein diese erste Phase 40.000 direkte und 80.000 indirekte Arbeitsplätze schaffen.
Um die Frage der Finanzierung wurde lange gerätselt, doch nun gab Michael Leven, Präsident der Las Vegas Sands Corporation, zu verstehen, dass 35 bis 40% der 6,75 Milliarden Euro für dieses erste Teilprojekt von seiner Firma aufgebracht und der Rest mit Hilfe verschiedener Banken finanziert werde. Insgesamt soll das europäische Las Vegas 17 Milliarden Euro kosten und in der Region 250.000 Arbeitsplätze entstehen lassen.
Madrid hat hart darum gekämpft, den Zuschlag für das Mammutprojekt zu erhalten, denn auch Barcelona war als Standort im Gespräch (das Wochenblatt berichtete). Ob sich der Sieg für die Hauptstadt jedoch finanziell lohnt, scheint angesichts der erheblichen Zugeständnisse nicht sicher. Als Voraussetzung für die Entscheidung, in Madrid zu investieren, hat das Unternehmen des 79-jährigen Kasino-Tycoons Sheldon Adelson eine ganze Reihe von Sonderkonditionen und Investitionen seitens der Stadt gefordert, für deren Erfüllung im vergangenen Dezember eigens ein Gesetz verabschiedet wurde. So muss die Stadt Madrid die entsprechende Infrastruktur schaffen, Autobahn und Bahnlinien sollen bis direkt vor die Tore von „Eurovegas“ führen. Auch werden Las Vegas Sands Steuervergünstigungen zugestanden, von denen andere Unternehmen nur träumen können. Im Allgemeinen gilt für Spielbetriebe ein Steuersatz von 45%, Geschäftsführer Michael Leven konnte für sein „Eurovegas“ eine Absenkung auf 10% aushandeln. Für die Grunderwerbssteuer wurde ein Nachlass von 95% zugesichert. Auch die Körperschafts- und die Mehrwertsteuer wurden reduziert. Darüber hinaus gibt es verschiedene Sondergenehmigungen, die bestehende Gesetze für die Eurovegas-Welt teilweise außer Kraft setzen. So darf in unbegrenzter Höhe gebaut werden, Madrid verhandelt mit der Zentralregierung über eine Lockerung des Rauchergesetzes, die Kasinos dürfen rund um die Uhr geöffnet sein, ausweisen müssen sich nur Spieler, die über 2.000 Euro eintauschen und das Kasino darf ihnen Kredite gewähren.
Die Opposition im Stadtrat zweifelt die vollmundigen Versprechungen der Investoren an und kritisiert die nach den Wünschen von Las Vegas Sands „maßgeschneiderten“ Gesetzesmodifikationen.
Kritiker des Vorhabens, wie die Bürgerplattform „Eurovegas No“, befürchten, das Spielerparadies werde Mafia, Geldwäsche und Frauenhandel Tür und Tor öffnen und zweifeln an der Qualität der Arbeitsplätze, die so geschaffen werden. Ihrer Meinung nach handelt es sich nur um falsche Versprechungen, bei denen am Ende nur prekäre Arbeitsplätze und eine weitere Aushöhlung der Arbeitnehmerrechte herauskommen. „Eurovegas No“ hofft, den Bau des Kasino-Komplexes durch massive Bürgerproteste noch verhindern zu können.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]