Eine veränderte Gesellschaft erfordert Umdenken
Kanarische Inseln – Auf den Kanarischen Inseln leben 7.141 Menschen in Seniorenresidenzen. Etwa zwei Drittel davon in privaten Einrichtungen, die übrigen in öffentlichen Heimen. Beide übernehmen wichtige Aufgaben in Bezug auf die Betreuung älterer und pflegebedürftiger Menschen. Deshalb setzt die Kanarenregierung auf diese Betreuungsform und investiert in Neubauten und Modernisierungen.
Aber nicht für jeden ist ein Seniorenheim der Weisheit letzter Schluss. Sie sind zwar unerlässlich für Menschen, die eine intensive Betreuung und Pflege brauchen, aber immer mehr Senioren sind fit und wünschen sich alternative Wohnmöglichkeiten im Alter. Deshalb möchte sich die Vizerätin für Soziales in der Kanarenregierung, Gemma Martínez, mit dem „Rat der Ältesten“ der Kanaren zusammensetzen, um darüber zu diskutieren, wie sie sich ihre Zukunft vorstellen und was sie sich für ihren Lebensabend wünschen. Vor allem dann, wenn sie eigentlich nur bedingt Hilfe brauchen und weiterhin ein unabhängiges Leben führen möchten. Es sollen diejenigen mitbestimmen, die es betrifft. Gerade rüstige Senioren brauchen alternative Wohnmodelle, in denen sie selbstbestimmt und trotzdem in einer Gemeinschaft leben können.
Auf dem Tisch liegen moderne Modelle wie Mehrgenerationenhäuser, die öffentlich gefördert werden. Dort leben junge Menschen und die ältere Generation Tür an Tür. Die Nachbarn können voneinander profitieren und geben einander Anregungen. Oder die Idee vom „Cohousing“. Bei dieser Option leben ältere Menschen in einem Komplex zusammen. Jeder hat seine eigene Wohnung , aber in Gemeinschaftsräumen werden Geselligkeit, soziale Kontakte und auch Hilfestellung angeboten. Beide Modelle arbeiten einer großen Gefahr entgegen: Der Isolation und Einsamkeit im Alter. „Wir müssen den Menschen ab 65 Jahren verschiedene Optionen bieten, die ihren Bedürfnissen angepasst sind. Viele von ihnen sind auch mit 70 plus noch richtig fit und wünschen sich ein aktives Leben“, erläuterte die Kanarenrätin kürzlich.
Auf den Kanaren hat sich die Situation seit der Finanzkrise 2007 grundlegend verändert. Wie in anderen europäischen Regionen droht eine Überalterung. „Zuvor waren die Kanaren immer eine junge Region. Die Krise 2007 hat vieles verändert und die Geburtenrate sinkt“, ergänzte sie noch. Während der Finanzkrise vor über einem Jahrzehnt haben viele junge Menschen den Archipel verlassen, um auf dem Festland und im europäischen Ausland nach Arbeit zu suchen. Die ältere Generation blieb zurück. Auch die Tatsache, dass die Frauen heute nicht mehr so viele Kinder bekommen und nicht mehr automatisch die Betreuung älterer Familienmitglieder übernehmen, weil sie selbst berufstätig sind, ändert das Gesellschaftsbild. Aber nicht zuletzt sind es die älteren Menschen, die ein Umdenken fordern und sich neue Wohnmodelle mit einem hohen Selbstständigkeitsfaktor wünschen.