Luxus-Hausbesetzer auf Lanzarote


Die Häuser, die bei Playa Blanca von „Okupas“ bewohnt werden, sind im selben Stil gebaut wie die oben abgebildeten Reihenhäuser für Urlauber in Puerto Calero. Jedes Haus verfügt über mehrere Schlafzimmer und Badezimmer sowie über einen eigenen kleinen Pool. Foto: WB

Der Fernsehsender Cuatro rückte die Problematik der „Okupas“ in den Blickpunkt

Lanzarote – Welche Ausmaße die Problematik der Hausbesetzer auf Lanzarote teilweise angenommen hat, wurde neulich vom Fernsehsender Cuatro in der Reportage „En el punto de mira“ aufgedeckt und spanienweit bekannt gemacht. Obwohl es auch in anderen Teilen des Landes Wohngebiete gibt, in denen ganze Häuserreihen von sogenannten „Okupas“ – Hausbesetzern – eingenommen wurden, zum Beispiel im Gebiet von La Sierra de Madrid, wo Cuatro ebenfalls filmte, ist Lanzarote doch ein ganz besonderes Beispiel.

In Playa Blanca im Süden der Insel haben der skandalträchtige „Plan Parcial Playa Blanca“ und seine Folgen geradezu ideale Bedingungen für Hausbesetzer geschaffen. Dutzende Reihenhäuser, fast alle mit eigenem Pool, waren von der durch den Obersten Gerichtshof der Kanaren 2009 verfügten Annullierung des Teilbebauungsplans betroffen und schlitterten über Nacht in die Illegalität. Zur Erinnerung: José Francisco Reyes, Bürgermeister von Yaiza von 1998 bis 2007, hatte während seiner Amtszeit Dutzende Baulizenzen für Villen, Hotels und Apartmentresorts in Playa Blanca erteilt, die illegal waren. Im sogenannten Fall „Yate“ wurde Reyes im April dieses Jahres zu sechs Jahren Haft verurteilt. Er gab zu, Bestechungsgelder in sechsstelliger Höhe für die Erteilung von Lizenzen erhalten zu haben.

Im Rahmen der Sendung von Cuatro, die im Mai spanienweit ausgestrahlt wurde, standen die „Luxus-Hausbesetzer“ einer der illegalen Wohnsiedlungen im Fokus. Die Urbanización Las Sabinas in Playa Blanca, die 2008 fertiggestellt wurde, war lange ein ruhiges Wohngebiet. Nur 15 der 57 Häuser, die hier entstanden, waren vor dem Urteil des Obersten Gerichtshofs verkauft worden. Die meisten Eigentümer bewohnten die Häuser nicht selbst. Sie hatten die in Strandnähe gelegenen Objekte als Kapitalanlage gekauft. Die wenigen Mieter, die hier einzogen, zahlten laut einem Artikel der Zeitung „Diario de Lanzarote“ zwischen 500 und 600 Euro Miete für 75 Quadratmeter Wohnfläche und einen kleinen Garten samt Pool. Doch der Frieden hatte ein jähes Ende, als vor einigen Jahren Hausbesetzer viele der unbewohnten Häuser aus ihrem Dornröschenschlaf rissen. An einem einzigen Wochenende wurde eine ganze Reihe von Häusern besetzt. Die Eindringlinge hatten wenig Mühe, die Türen aufzubrechen oder durch Fenster ins Innere der Häuser zu gelangen. Die Schlösser wurden ausgewechselt, und schon war das Haus besetzt.

Der Reporter von Cuatro sprach mit dem Präsidenten der Eigentümergemeinschaft dieser Urbanización, der berichtete, wie im Laufe der Jahre 41 der 57 „Villas de lujo“ von Hausbesetzern eingenommen wurden. Die 15 rechtmäßigen Eigentümer in dieser Siedlung, so berichtet er, hätten teils horrende Wasserrechnungen begleichen müssen, weil die Hausbesetzer sogar die Pools gefüllt haben (das Filmteam von Cuatro konnte Aufnahmen mehrerer gefüllter Schwimmbäder machen). Für die Stromversorgung würde das öffentliche Netz angezapft, berichtete er weiter.

Regelrechte Sogwirkung

Vor einigen Jahren habe die Besetzung der ersten Häuser eine regelrechte Sogwirkung erzeugt, für die er bis heute keine Erklärung habe, sagte der Präsident im Interview mit Cuatro. Innerhalb kürzester Zeit waren Dutzende leer stehende Häuser besetzt. Heute trauten sich einige Eigentümer gar nicht mehr in ihre Häuser, weil sie von den Eindringlingen bedroht werden. Auch Anzeigen bei der Polizei waren bislang erfolglos. Die Hausbesetzer wissen, dass es rechtlich nicht einfach ist, sie aus den besetzten Wohnungen zu vertreiben.

„Wenn nicht ich, dann würde es ein anderer besetzen“

Das Filmteam klingelt an mehreren Türen. Einige werden nicht geöffnet, doch an anderer Stelle darf sogar das Haus besichtigt und die Bewohner gefilmt werden. Die Hausbesetzer geben dem Reporter bereitwillig Auskunft. So erfährt man, dass einige schon mehrere Jahre in den Häusern wohnen, die sie sich nach und nach eingerichtet haben. Einer von ihnen berichtet stolz, dass er die Küche selbst mit einem Ceranfeld und einem Ofen ausgestattet habe, weil diese Küchengeräte beim Beziehen des Hauses gefehlt hätten. Strom und Wasser zahlen er und die anderen Hausbesetzer natürlich nicht, selbstverständlich auch keine Miete. „Wenn nicht ich, dann würde es ein anderer besetzen“ sagt der Befragte, und es klingt fast wie eine Entschuldigung.

Eine Frau, die eines der Nachbarhäuser besetzt hat, gibt zu, eine Eigentumswohnung in Arrecife zu besitzen. Nach ihrer Scheidung habe sie aber die Hypothek nicht mehr zahlen können, deshalb sei sie als Hausbesetzerin nach Playa Blanca gezogen. Ihre Wohnung in Arrecife hat sie vermietet, von den Einnahmen zahlt sie die Hypothek.

Von den vier Hausbesetzern, die Cuatro Televisión im Rahmen der Doku-Reportage interviewte, gab nur eine – eine arbeitslose Mutter von zwei Kindern – an, aus Not in dieser Lage zu sein. Alle Hausbesetzer sind sich einig, dass sie die Häuser nicht freiwillig verlassen werden. Ein junger Mann, der auf die Frage des Reporters, ob er arbeite, mit „natürlich“ antwortete, gibt zu, dass er aus Überzeugung Wohnungsbesetzer ist. Um das Haus zu beziehen, in dem er jetzt wohnt, hat er dem „Vor-Besetzer“ sogar 1.000 Euro gezahlt. Rechtmäßige Eigentümer zahlten seinerzeit bis zu 200.000 Euro für so ein Eigenheim. Der Hausbesetzer gibt zu: „Ich würde mir nie so ein Haus leisten können.“

Vermutlich wird er noch einige Zeit in seiner Luxusunterkunft bleiben können, denn ein Verfahren gegen Wohnungsbesetzer kann lange dauern.

Kritik an Nachlässigkeit der Stadtverwaltung

Der Leiter des Tourismusamtes der Insel Lanzarote, Echedey Eugenio, kritisierte nach der Ausstrahlung der Doku-Reportage von Cuatro Televisión die Untätigkeit der Stadtverwaltung unter Bürgermeisterin Gladys Acuña in dieser Angelegenheit. „Wenn in einer Urbanisation von 50 Häusern 41 besetzt sind, dann hat die Stadtverwaltung nicht die Maßnahmen ergriffen, die sie hätte ergreifen sollen“, sagte er.

Die Problematik der massiven Häuserbesetzung auf Lanzarote ist seit dem Jahr 2015 wiederholt von diversen Medien, Politikern, Verbänden und Betroffenen zur Anzeige gebracht worden, doch bislang – so Echedey Eugenio – sei die Gemeindeverwaltung von Yaiza nicht willens oder nicht fähig gewesen, sich der Sache anzunehmen.

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