Feierliche Verleihung der Prinz von Asturien-Preise im nordspanischen Oviedo
„Wenn die Welt von einer riesigen und beunruhigenden schwarzen Wolke überschattet ist, in deren Mittelpunkt das Wort Krise steht, dann gewinnen Zeremonien wie die Verleihung der Prinz von Asturien-Preise gestern eine ganz andere Bedeutung.“
Oviedo – Mit diesem Satz begann die spanische Tageszeitung El País am 25. Oktober ihren Bericht über die feierliche Verleihung der Prinz von Asturien-Preise, die am Abend zuvor im nordspanischen Oviedo stattgefunden hatte. Und tatsächlich, als hätten sich Kronprinz Felipe und die diesjährigen Preisträger abgesprochen, so schwang in sämtlichen Ansprachen und Dankesreden die derzeitige Weltproblematik mit, wobei der gemeinsame Nenner in der Rückforderung des „Humanismus der Vergangenheit“ liegen könnte, der „so wichtig in der Gegenwart ist und so dringend für die Zukunft“.
Jeder einzelne der Preisträger fand bewegende Dankesworte und wurde mit herzlichem Applaus belohnt. Einer der eindringlichsten Momente war jedoch zweifellos die Rede der französisch-kolumbianischen Politikerin Ingrid Betancourt, die sich sechs Jahre lang in der Gewalt der FARC-Rebellen befand und erst Anfang Juli befreit werden konnte. Für ihren bei-spiellosen Einsatz für die Freiheit und die Verteidigung der Menschenrechte sowie ihren Kampf gegen Terrorismus, Korruption und Drogenhandel wurde ihr in diesem Jahr der Preis in der Kategorie Völkerverständigung überreicht. „Vor einigen Wochen waren meine Leidensgenossen und ich noch in der feuchten, erstickenden Welt des Dschungels, wo uns nichts gehörte, nicht einmal unsere eigenen Träume…“, begann sie ihre Rede, bei der sie mit ihrer direkten, eindringlichen Art den Anschein erweckte, als spreche sie jeden Einzelnen der Anwesenden persönlich an. Sie vergisst nicht, es erscheint auch nicht so, als habe sie bereits alles verziehen noch hat sie damit aufgehört, vor den Gefahren und den Hilfsmitteln zu warnen, die dem Terrorismus für seine Fortdauer dienen. Doch an einem lässt sie keinen Zweifel aufkommen: Um Lösungen zu finden, muss verhandelt werden. „Wir können mehr Gespräche anbieten und weniger gewaltvolle Auflagen“, meinte sie wörtlich. Einer der bewegendsten Momente ihrer Rede war, als sie erzählte wie sie, noch gefangen im Dschungel über das Radio den Aufstieg des spanischen Tennis-Jungstars Rafael Nadal verfolgte, der mit dem Preis in der Kategorie Sport ausgezeichnet wurde. Ihm jetzt ins Gesicht blicken zu können, sei wie ein Kreislauf, der sich endlich geschlossen habe, erzählte Betancourt, die selbst um Fassung ringen musste. Sie widmete ihre Auszeichnung allen sich immer noch in Gefangenschaft der FARC befindlichen Geiseln und forderte die internationale Gemeinschaft eindringlich dazu auf, diese Geiseln nicht zu vergessen. Die Tatsache, dass an sie gedacht wird, gebe ihnen Kraft, durchzuhalten.
Weitere Preisträger
Wie jedes Jahr fand auch diesmal die Preisverleihung im Campoamor-Theater im asturischen Oviedo statt. Überreicht wurden die Preise vom Schirmherrn und Namensgeber Kronprinz Felipe, der in Begleitung seiner Frau, Prinzessin Letizia, und Königin Sofía gekommen war. Die Prinz von Asturien-Preise werden seit 28 Jahre verliehen und gewinnen jedes Jahr auf internationaler Ebene an Ansehen. Sie werden in acht Sparten verliehen und sind mit 50.000 Euro sowie einer Statue von Joan Miró dotiert. Die Preisträger in diesem Jahr waren: Rafael Nadal (Sport), Margaret Atwood (Geisteswissenschaften), die Internet-Suchmaschine Google (Kommunikation), die Organisationen Ifakara Health Research and Development Centre aus Tansania, das Malaria Research and Training Centre aus Mali, das Kintampo Health Research Centre aus Ghana sowie das Manhica Centre of Health Research aus Mosambik (Internationale Zusammenarbeit), Ingrid Betancourt (Völkerverständigung), Tzvetan Todorov (Sozialwissenschaften), die vom Dirigenten José Abreu gegründete Jugend-Orchester-Bewegung in Venezuela (Kunst), die in Nanotechnologie führenden Wissenschaftler aus Japan und den USA Sumio Iijima, Shuji Nakamura, Robert Langer, George M. Whitesides und Tobin Marks (Wissenschaft und Technik).
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