Als ich ihr das erste Mal auf der Finca begegnete, sah sie mir direkt in die Augen. Ihr weißes Fell war zerzaust, die Rippen zeichneten sich darunter ab. Sie sah mich an und fauchte, dann lief sie knurrend mehrere Meter weiter und verkroch sich unter der stacheligen Bougainvillea.
Von da an kam sie jeden Tag. Ich fütterte sie mit gekochtem Reis und untergemischtem Büchsenfutter, das sie in unglaublichen Mengen vertilgte. Nach einigen Tagen fand ich heraus, dass ein wilder Kater, den ich ebenfalls schon länger mit Futter versorgte, ihr Liebhaber sein musste und sie wohl hierhergeführt hatte. Er saß immer in der Nähe und fraß erst, wenn ich mich abwandte und ging.
Die weiße Katze war nun jeden Tag am Morgen da, sie kreuzte knurrend und fauchend direkt zwischen meinen Füßen hin und her, sodass ich fast zum Stolpern kam und sie mehrmals scheuchte. Ihr ständiges Geschrei und das Gefauche gingen mir auf die Nerven, und ich konnte mir nicht erklären, warum sie sich so verhielt. Irgendetwas musste bei ihr nicht stimmen. Nur was? Ob sie verrückt war? Nach etwa 2 Wochen entdeckte ich des Rätsels Lösung. Die Katze, die ich inzwischen „Nieve“ (Schnee) nannte, hatte eine Zwillingsschwester. Ich fing an, mir Gedanken zu machen. Sieben eigene Katzen, auch irgendwann zugelaufen, ein aggressiver Katzen-Romeo von draußen, der meine braven alten Katzenmänner ständig anmachte und verletzte und zwei weiße Katzenweiber, na super!
Ich bin kein animal horder, verdammt, ich mag Katzen nicht mal besonders! Mir waren meine vier Hunde tausendmal lieber. Nur, nach ihrem Tod konnte ich keinen Hund mehr an meiner Seite ertragen, ein Teil meines Herzens war mit ihnen gegangen. Ich schwor mir: Nie mehr ein Tier in meinem Haus! Dann kamen die halbverhungerten, verletzten und kranken Katzen.
Eines Tages sah ich beim Futterbringritual im dichten Untergebüsch etwas Weißes und Rotes herumkriechen. Es war winzig und es war „mehrere“. Mir brach der Schweiß aus. Mir wurde ganz schlecht. Mutter Courage Nieve hatte mich sage und schreibe vier Wochen lang getestet, um herauszufinden, ob sie ihre Jungen anschleppen könnte oder nicht. Und sie hatte gefunden: Ja, passt! So ist also Nieve mit ihren vier Jungen, zwei Mädchen weiß, ein Junge rot und ein dreifarbiges Mädchen, bei mir. Und ihre verrückte Zwillingsschwester, die mich immer noch anfaucht, hat auch ein weißes Baby, ein Siamkind und ein graues Bübchen. Ich hatte schon drei Interessenten, die aber abgesprungen sind, als ich ihre Wohnverhältnisse sehen wollte.
Ich muss Adoptionseltern finden, denn Anfang August beginnt die Jagdzeit und ich kann die Katzen unmöglich innerhalb der Finca halten. Sie werden auch außerhalb herumtollen und dann ein leichtes Opfer der vielen Jagdhunde sein, die hier ausschwärmen. Ich habe schon zwei Katzen dadurch verloren und musste bei ihrem Tod zusehen. Das war grausam. Mutter Nieve ist eine wunderschöne Katze, die ich sofort aufnehmen würde, wenn ich noch könnte. Sie kannte innerhalb kurzer Zeit ihren Namen, ist höchst intelligent und trotz ihrer physischen Zartheit ein Vorbild an Mut und Verantwortungsbereitschaft. Täglich lehrt sie ihre inzwischen sehr lebhaften Kinder und sitzt Stunden, um über sie zu wachen. Sie ist keine Wohnungskatze und hat sicher mindestens zwei Jahre in der Wildnis überlebt. Ich hoffe aus ganzem Herzen, dass ich eine Bleibe für sie/ und/ oder ihre Babies finde, eine mit Liebe und Respekt und einem Auslauf. Ich apelliere an jeden hier, der Katzen mag, vielleicht gerade eine verloren hat oder einfach Mitleid, mit den Katzen oder auch mit mir. Nehmen Sie eine oder zwei auf und geben Sie dem armen Wesen ein Zuhause. Es geht v.a. um die Babies, um die erwachsenen Katzen kümmere ich mich danach. Ich habe eine sehr kleine Rente und kann einfach nicht alle diese Tiere behalten. Fotos kommen per WhatsApp oder email. 678 230 903
E. Lamberts
Las Cuevecitas (Candelaria)
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