Neuer Korruptionsfall auf Gran Canaria


© EFE

Wieder sind Stadträte und Politiker der konservativen Volkspartei (PP) betroffen

Kaum hatten sich die Wogen der Entrüstung im Hinblick auf den so genannten Caso Eólico – einen Korruptionsfall, in den zahlreiche Politiker der konservativen Volkspartei (PP) von Las Palmas de Gran Canaria verwickelt waren – wieder einigermaßen geglättet, als die Nachricht von einem erneuten Korruptionsskandal sämtliche Alarmglocken nicht zuletzt in den Reihen der Konservativen schrillen ließen.

Denn wieder befinden sich unter den direkt Betroffenen PP-Führungskräfte. Hauptverdächtige ist diesmal María Antonia Torres, Ressortleiterin für öffentliche Bauten der Gemeinde Telde. Zusammen mit ihrem Mann Enrique Orts, Bilanzprüfer der Gemeinde, sowie vier weiteren Personen wurde sie am 1. März verhaftet.

Die Ermittlungen in der so genannten Operación Faycán begannen im Juli 2005, nachdem ein Unternehmer Anzeige erstattet hatte. Um den Zuschlag bei einem öffentlich ausgeschriebenen Bauprojekt zu erhalten, habe das von María Antonia Torres geleitete Bauressort eine Provision in Höhe von 20% des für das Projekt vorgesehenen Budgets verlangt, so der Vorwurf.

Vermittler soll bei diesem sowie verschiedenen anderen ähnlich gearteten Bestechungsfällen Francisco Gordillo Suárez gewesen sein, der als technischer Berater für das Bauressort der Gemeinde Telde arbeitete und ebenfalls Mitglied der PP ist.

Im Rahmen der Ermittlungen stellte sich unter anderem heraus, dass verschiedene von Teldes Bauressort beauftragte Unternehmen Provisionen gezahlt hatten, um den Zuschlag zu erhalten. Unter anderem sollen dabei Beträge zwischen 200.000 und 250.000 Euro geflossen sein.

Diesmal genügte es nicht, dass die Betroffenen ihrer Ämter enthoben und vorbeugend dazu angehalten wurden, ihre Parteimitgliedschaft zu kündigen. Der Imageschaden der kanarischen Volkspartei ist inzwischen dermaßen groß, dass sich der nationale Chef der Partei, Mariano Rajoy, dazu gezwungen sah, einzugreifen. Mitte April werde er persönlich auf die Kanaren kommen, um nach dem Rechten zu sehen.

Nur die Spitze des Eisbergs

Aus Kreisen der Ermittler verlautete indessen, dass die bisher öffentlich gewordenen Korruptionsfälle nur die Spitze des Eisbergs seien. „Es gibt noch viele Hände reinzuwaschen“, so ein Justizbeamter wörtlich. Davon zeugt unter anderem auch die Tatsache, dass dem Antrag des kanarischen Antikorruptionsstaatsanwaltes Luis del Río auf Erhöhung von Personal und der für die Ermittlungen notwendigen Mittel umgehend stattgegeben wurde. Ganz zu schweigen von den zahlreichen Anzeigen, die nun auf einmal von anderen Geschädigten der beiden Skandalfälle erstattet werden und deren Tragweite noch erhöhen.

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