Kontroverse um Entwurf des Nutzungs- und Verwaltungsplans für den Teide-Nationalpark
Teneriffa – Der Entwurf des neuen Nutzungs- und Verwaltungsplans (Plan Rector de Uso y Gestion, PRUG) für Teneriffas berühmten Nationalpark wirft viele Fragen auf und sorgt für reichlich Diskussion.
Die kanarische Regierung hatte über das Ressort für den ökologischen Wandel, sprich das Umweltressort, die öffentliche Auslegung des ersten Entwurfs des neuen PRUG bekannt gegeben. Über den am Ende dieses Artikels angegebenen Link können alle Bürgerinnen und Bürger nachlesen, welche Maßnahmen im Rahmen des neuen PRUG geplant sind. Die Auslegung sollte zunächst die Dauer eines Monats haben, wurde jedoch aufgrund des großen Interesses bis 22. Juli 2022 verlängert. Ressortleiter José Antonio Valbuena erklärte, dass es im Sinne der Regierung sei, eine größtmögliche Zahl an Stellungnahmen und Anregungen zu sammeln.
Der neue Nutzungs- und Verwaltungsplan für den Parque Nacional del Teide ist in verschiedene Hauptteile strukturiert, darunter spielen Naturschutz, öffentliche Nutzung, Infrastrukturen und Forschung eine wichtige Rolle. Ziele sind vor allem der Schutz der Flora und Fauna, die Umsetzung eines nachhaltigen Mobilitätskonzepts und die Besucherkontrolle. Letztere beiden Aspekte haben besondere Aufmerksamkeit erregt, da der Plan ein Parkverbot für Privatfahrzeuge vorsieht. Während die Durchfahrt weiterhin erlaubt bleiben soll, ist für den Besuch des Parks die Einführung von Bus-Touren vorgesehen. Pkws sollen auf Park & Ride-Parkplätzen außerhalb des Nationalparks – in El Portillo, Chío und Vilaflor – abgestellt werden. Ähnlich wie es schon seit vielen Jahren in Lanzarotes Nationalpark Timanfaya geregelt ist, wäre der Ausflug in den Teide-Nationalpark dann nur noch im Bus möglich. Dem Entwurf zufolge soll dieses System zwischen 9.00 und 17.00 Uhr umgesetzt werden.
Die Durchfahrt durch den Nationalpark auf jeder der drei Straßen – TF-21, TF-24 und TF-38 – soll auch in Zukunft uneingeschränkt möglich sein. Durch den Wegfall der Parkplätze wird jedoch ein Anhalten ausgeschlossen. Auf ausgewiesenen Parkplätzen werden nur noch Busse halten können. Außerdem werden Beschäftigte im Nationalpark, beispielsweise Angestellte der Seilbahngesellschaft, Sondergenehmigungen zum Parken erhalten.
Ein weiterer Absatz, der das öffentliche Interesse erregt hat, betrifft das Radfahren. Fahrräder sollen künftig nur noch auf asphaltierten Wegen fahren. Auf Wanderwegen und Pisten gilt ein Fahrradverbot. Aber auch Sportler, die zu Fuß unterwegs sind, werden von den im neuen PRUG vorgesehenen Nutzungsbeschränkungen betroffen sein, denn das Berglaufen auf den Wanderwegen soll verboten werden.
In diesem Zusammenhang gab Alberto Hernández, Vorsitzender des kanarischen Leichtathletikverbands, zu bedenken, dass diese Verbote einen negativen Einfluss auf den Tourismus haben werden, da keine Trailläufe mehr durch den Nationalpark veranstaltet werden können, und damit ein Hauptanreiz für Sportler aus aller Welt verloren geht.
Auch der Bergsportverband von Teneriffa (Federación Insular de Montañismo de Tenerife, FIMT) hat sich bereits mit dem Text des neuen PRUG auseinandergesetzt und seine Einwände notiert. Bei einem Treffen von Vertretern des Ver-bands mit dem Direktor des Nationalparks, Manuel Durbán, und der Leiterin des Inselumweltamtes, Isabel García, zu diesem Thema herrschte bei mehreren Kritikpunkten Einvernehmen, teilte der FIMT mit. Man wolle dazu gemeinsam Einwände verfassen, hieß es.
Bürgermeister von La Orotava lehnt den Entwurf ab
Besonders kritisch hat sich der Bürgermeister von La Orotava, Francisco Linares, zu dem PRUG-Entwurf geäußert. Er lehne den Nutzungs- und Verwaltungsplan in der vorgeschlagenen Form ab und sei angesichts der zahlreichen Beschwerden und Einwände vonseiten der Bürgerschaft und Verbänden besorgt, erklärte er. Selbstverständlich sei auch er für eine Regulierung der Aktivitäten im Nationalpark und für dessen Kontrolle und Schutz, erklärte er weiter. „Wir sind für einen Plan im Sinne des gesunden Menschenverstands, aber nicht für ein Dokument, das auf Verboten basiert“, erklärte er.
Der Parque Nacional del Teide gehöre Teneriffa und nicht den Politikern, die gerade an der Macht sind, fügt er hinzu. Deshalb müsse der Ausarbeitung dieses Plans, der für die nächsten 30 Jahre Gültigkeit haben wird, mehr Zeit, mehr Diskussionsraum und mehr Reflexion eingeräumt werden.
Francisco Linares befürwortet einerseits die Überlegungen zu einer Besucherbremse, lehnt aber die Einführung einer Gebühr für Residenten kategorisch ab. Dass Touristen hingegen mit einer symbolischen Besuchergebühr von einem Euro zur Instandhaltung des Parks beitragen könnten, hält er für sinnvoll.
Sorge bereite ihm auch die offenbar geplanten Infrastrukturen für das Park & Ride-Konzept. Diese könnten unmöglich innerhalb des Nationalparks gebaut werden, mahnte er.
Teneriffas Parque Nacional del Teide ist seit Jahren der meistbesuchte Nationalpark Spaniens. 2019 wurde mit 4,44 Millionen Besuchern ein neuer Rekord aufgestellt. Das Verkehrsaufkommen wird auf täglich 3.000 Fahrzeuge geschätzt. 13.000 der insgesamt 19.000 Hektar Fläche des Nationalparks befinden sich im Gemeindegebiet von La Orotava.
Der Entwurf des PRUG kann unter https://www.gobiernodecanarias.org/medioambiente/temas/parques_na
cionales_canarios/#_self eingesehen werden.