Ein gemeinsames Forschungsprojekt der Universität Madrid, des Walforschungsverbands CIRCE und der Loro Parque Stiftung auf Teneriffa bestätigt: Die massive Überfischung des Roten Thunfischs im Atlanik gefährdet Schwertwale von Gibraltar.
Rote Thunfische können mit einem Alter von 15 Jahren drei Meter lang, 300 kg schwer und über 100.000 Euro wert werden. Vorausgesetzt sie überleben so lange, denn der begehrte Speisefisch ist massiv überfischt und steht längst auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten der Weltnaturschutzorganisation. Abgesehen davon steht er aber auch auf dem Speiseplan der Schwertwale, die in der Straße von Gibraltar leben, doch diese haben es auf ihren Beutezügen mittlerweile schwer. Die Überfischung des Blauflossen-Thunfischs im Atlantik gefährdet das Überleben der Orca-Kolonien in der Meerenge von Gibraltar, warnen Forscher der Universität Madrid, des Walforschungsverbands CIRCE und der Loro Parque Stiftung. Wie sie herausgefunden haben, ernähren sich in diesem Gebiet lebende Schwertwale nahezu ausschließlich von dieser größten Art unter den Thunfischen.
Wal-Experte Javier Almunia von der Stiftung Loro Parque berichtete der Nachrichtenagentur EFE, dass für diese Forschungsarbeit Haut-, Fett- und Blutproben von den Meeressäugern untersucht wurden. Auch Ernährungstests wurden bei in freier Wildbahn und in Gefangenschaft lebenden Orcas durchgeführt.
Durch dieses Forschungsprojekt, das schon vor drei Jahren im Auftrag des Verbands CIRCE gestartet wurde, um festzustellen, ob sich die Orcas tatsächlich hauptsächlich von Rotem Thunfisch ernähren, konnte außerdem bestimmt werden, dass in der Straße von Gibraltar und im Golf von Cádiz etwa 40 Schwerwale ihr ständiges Zuhause haben.
Die Bestände des Roten Thunfischs im Atlantik sind durch die spanische, italienische, französische, marokkanische und auch türkische Fischfangflotten stark bedroht. Nachdem 2010 der Vorschlag Monacos, den internationalen Handel mit dem Roten Thunfisch zu verbieten, auf dem Treffen der Vertragsstaaten des Washingtoner Artenschutzabkommens CITES abgelehnt wurde, floriert der Handel mit dem vor allem für die Verarbeitung zu Sushi begehrten Fisch weiter; bis zu 80% des atlantischen Roten Thunfischs werden nach Japan exportiert.
Während des Forschungsprojektes wurden die Gewebe- und Blutwerte der Orcas im Loro Parque, die mit vier verschiedenen Fischarten gefüttert werden (Heringe, Kapelane, Sprotten und Makrelen) mit denen der Orca-Kolonie vor Gibraltar verglichen. Mithilfe spezieller Instrumente gelangen Mikrobiopsien dieser in Freiheit lebenden Wale. Um die Werte vergleichen zu können, wurde der Speiseplan der Loro Parque-Orcas drei Mal im Jahr verändert.
Festgestellt wurde unter anderem, dass eine Gruppe von in Freiheit lebenden Orcas sich ausschließlich von Rotem Thunfisch ernährt, während eine andere Gruppen weniger pelagische Fische wie verschiedene Makrelenarten verzehrt.
Wussten Sie, dass…
… der Blauflossen-Thunfisch (Thunnus thynnus) zu den größten Knochenfischen gehört? Ein ausgewachsenes Exemplar kann bis zu vier Meter Länge erreichen. Das durchschnittliche Gewicht eines erwachsenen Tieres liegt bei 250 Kilo. Erstaunliche 726 Kilo brachte der bislang schwerste je gewogene Tunfisch auf die Waage.
… atlantische Blauflossen-Thunfische Meister im Langstreckenschwimmen sind? Sie durchstreifen riesige Regionen auf der Suche nach Beute und kehren einmal pro Jahr zu ihren Laichgründen zurück, entweder in den Golf von Mexiko oder in das Mittelmeer.
… Blauflossen-Thunfische der Porsche unter den Fischen sind? „Tuna“ kommt aus dem Griechischen und heißt „rasen“ oder „eilen“. Normalerweise bewegen sie sich mit einer Geschwindigkeit von 3-7 km/h, was höchstens einem flotten Gang bei uns entspricht. Erst wenn sie ihre Beute jagen oder einem hungrigen Hai ausweichen, lassen sie es richtig fliegen und beschleunigen auf 70 km/h und mehr.
… das feste und fetthaltige Fleisch des Blauflossen-Thunfischs als besondere Delikatesse für die Trendspeise Sushi und Sashimi gilt?
… geschätzt wird, dass der Bestand des atlantischen Blauflossen-Thunfischs in den letzten 50 Jahren um 85% geschrumpft ist?
… mit sogenannten Ringwaden, das sind beutelartige Netze, die um einen Schwarm Thunfische herum gesetzt und von unten her zugezogen werden, 60 bis 80% der Fänge im Mittelmeer gemacht werden? Die Thunfische werden lebend gefangen, um dann in Käfigen für den japanischen Sushi-Markt gemästet zu werden.
… die ICCAT (Internationale Kommission für den Schutz des Thunfischs im Atlantik) schätzt, dass der illegale Fang im Mittelmeer etwa ebenso groß ist wie die offiziellen Anlandungen?
Quelle: WWF Deutschland
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