Die dicken Geschäfte der illegalen Parkwächter
Zwei Euro Parkgebühren pro Stunde ist ein Wucher. Das stellen zahlreiche Parkwillige in Santa Cruz de Tenerife fest, wenn sie dort ihr Auto abstellen wollen.
Die Park-Nepper dort suchen ihre Opfer sorgfältig unter Urlaubern und Fremden aus, möglichst unter Nichtspanischprechenden. So können sie einerseits sicher sein, dass die überhöhten Tarife nicht unbedingt auffallen, und falls doch, der geprellte Kunde nicht gleich wegen eines Minimalbetrags zur Polizei geht und Beschwerde einreicht.
Selbsternannte Aparcacoches
Es sind die wenigen noch unbebauten Grundstücke in Santa Cruz, aber auch bestimmte öffentliche, eigentlich kostenfreie Parkbuchten, an denen sich die selbsternannten Aparcacoches niederlassen, um hier auf Parkwillige zu warten. Die werden dann mit großen Gesten zum Parken eingewiesen und bekommen meist ein selbstgestempeltes Ticket dafür. „Zwei Euro/Stunde“, steht drauf, und „max. drei Stunden Parkdauer.“ Ganz Gewiefte stempeln noch hinzu: „Gracias por su donativo“, aber welcher Ausländer weiß denn schon, dass donativo Spende heißt?
Tatsächlich ist der „Beruf“ des illegalen Parkwächters jahrzehntealt, und es gibt sie eigentlich nicht nur in Santa Cruz, sondern überall in Ortschaften, wo sie eine Betätigungslücke finden. Nur geben sie sich normalerweise tatsächlich mit einem donativo, also einer freiwilligen Spende, zufrieden, deren Höhe der Kunde selbst bestimmt. Meist handelt es sich um einen Euro, und der wäre für eine ein- bis zweistündige Parkdauer eigentlich auch berechtigt – immer vorausgesetzt, es handelte sich tatsächlich um einen offiziell angestellten Parkwächter.
Prinzip „Leben-und-Leben-lassen“
Wer weiß wie die Sache läuft, kommt mit dem Leben-und-Leben-lassen-Prinzip ganz gut zurecht. Es handelt sich bei den Wächtern in der Regel um Menschen, die aus dem sozialen Netz herausgefallen sind und von der Sozialhilfe nicht leben können. Hinzu kommt, dass sie die Parkgebühren inzwischen als ihre rechtmäßige Einkommensquelle betrachten. Sie versichern ihrem Kunden, dass sie auf sein Auto aufpassen, und das tun sie bei Bezahlung auch. Wer sich allerdings weigert, einen Obulus zu entrichten, kann schon die böse Überraschung erleben, dass sein Auto angekratzt ist, wenn er zurückkehrt. Da zahlt man doch lieber den Euro, denn der Täter wird ohnehin nie geschnappt.
Natürlich ist die ganze Sache illegal, und auch im Tourismusinformationsamt sind inzwischen zahlreiche Beschwerden über diese Usancen eingegangen. Doch die Parkplatznot lässt das Geschäft weiterhin blühen. In Santa Cruz gibt es da so einige „Branchen“, die speziell unterwegs sind, wenn die Kreuzfahrtschiffe einlaufen und sich viel Leben in der Hafengegend abspielt.
Da tummeln sich auch massiv die ewigen Tischdeckenverkäuferinnen. Und ja, auch die Nelkenverkäuferinnen, die schon vor über 40 Jahren den Passanten langfingrig ins Portemonnaie gegriffen und „nur eine Peseta, peseta“ gefordert, dabei aber geschickt größeres Geld entwendet haben, gibt es heutzutage auch wieder.
Der Rat an jeden: Die Geldbörse fest in der eigenen Hand halten und möglichst gar nicht zücken. Am besten ein bisschen Kleingeld lose mit sich herumtragen. Dann kann nicht viel passieren.
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