„Pille danach” künftig ohne Rezept erhältlich


© EFE

Ein „Notfall-Verhütungsmittel“ um ungewollten Schwangerschaften vorzubeugen

Die Zeiten, wo man von einem Gesundheits- bzw. Familienplanungszentrum zum nächsten ziehen musste, um die „Pille danach” zu erhalten, sind in Spanien bald vorbei. In drei Monaten erhält jeder dieses hormonelle Mittel zur postkoitalen Empfängnisverhütung in der Apotheke und zwar rezeptfrei und ohne Altersbeschränkung.

Madrid – Preis 18 Euro. Wie Gesundheitsministerin Trinidad Jiménez am 11. Mai ankündigte, sind Spaniens Apotheken künftig zum Verkauf der „Pille danach” an jeden, der danach verlangt, verpflichtet.

Derzeit greifen über 500.000 Frauen jährlich in Spanien auf dieses Last Minute-Verhütungsmittel zurück, das nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr eine ungewollte Schwan­gerschaft verhindern kann. Ungewollte Schwangerschaften werden in Spanien zunehmend zum Problem. Beweis dafür ist nicht zuletzt die Tatsache, dass 2007 über 120.000 Abtreibungen in Spanien vorgenommen wurden. Etwa 6.000 davon wurden bei Frauen durchgeführt, die unter 18 Jahre alt waren. In 500 Fällen hatten die Betroffenen sogar noch nicht einmal das Alter von 15 Jahren erreicht.

Nach Ansicht der Gesundheitsministerin veranschaulichen diese Zahlen wie „gravierend” das Problem inzwischen ist und dass „Notfall-Lösungen” unumgänglich sind. Eine davon, so Jiménez, sei die „Pille danach”, die sich in vielen anderen europäischen Ländern bereits als effektives Mittel zur Verhinderung ungewollter Schwangerschaften bewiesen habe.

„Kein Mittel zur Abtreibung”

Jiménez, die bei der Bekanntgabe der frei zugänglichen „Pille danach” von Gleichstellungsministerin Bibiana Aído begleitet wurde, betonte dabei ausdrücklich, es handle sich nicht, wie vor allem aus konservativen Kreisen gerne kritisiert wird, um eine „Abtreibungspille”, sondern um ein „Verhütungsmittel für den absoluten Notfall”.

Die Weltgesundheitsorganisation befindet bezüglich der „Pille danach”: „Jede Frau im fruchtbaren Alter könnte dieses Notfall-Verhütungsmittel mindestens ein Mal im Leben zum Verhindern einer ungewollten Schwangerschaft benötigen.” In Ländern wie Frankreich, Großbritannien, Belgien, Portugal, Indien, ja sogar den Vereinigten Staaten ist die „Pille danach” schon seit langem rezeptfrei erhältlich.

Durch die Einführung dieser Maßnahme will die sozialistische Regierung jeder Frau in Spanien den freien Zugang zu diesem Mittel garantieren und die derzeit noch gegebene unterschiedliche Handhabung der Vergabe der „Pille danach” beenden. Momentan verhält es sich nämlich noch so, dass es autonome Regionen wie Ma-drid und Galicien gibt, in denen es einer Odyssee gleichkommt, wenn man versucht, die „Pille danach” zu bekommen. In anderen Regionen wie Andalusien, Aragonien oder Asturien ist sie hingegen kos­tenlos in den Familienplanungszentren erhältlich, allerdings erst nach einer gynäkologischen Untersuchung und ausführlichen Beratung.

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