Forscher der Universität Las Palmas veröffentlichen Studie über Quallen, die Plastik fressen, und warnen vor den Auswirkungen
Gran Canaria – Experten der Forschungsgruppe für Ökophysiologie mariner Organismen (EOMAR) des Universitätsinstituts ECOAQUA der Uni Las Palmas haben jüngst einen Artikel in dem renommierten Wissenschaftsmagazin „Marine Pollution Bulletin“ veröffentlicht, in dem sie dokumentierten, dass Quallen Plastik fressen. Spektakuläre Aufnahmen von Projektmitarbeiterin Alicia Herrera belegen dies.
Es handelt sich um die erste evidenzbasierte Studie, mit der bewiesen wird, dass Leuchtquallen (Pelagia noctiluca) im Nordatlantik Plastik und Mikroplastik fressen. Dafür wurden zahlreiche Leuchtquallen untersucht, die in kanarischen Gewässern gefunden wurden. Am Strand Las Canteras in Las Palmas de Gran Canaria wurden während einer Quallenplage 30 Exemplare für Laboruntersuchungen gesammelt. Dabei wurde festgestellt, dass 29 davon Müllpartikel in ihrem Gastralraum hatten, die sie wie Futter aufgenommen hatten. Obwohl ein großer Anteil davon Baumwollfasern waren, wurden auch Plastikteilchen gefunden.
Quallen sind essenzieller Bestandteil der marinen Ökosysteme und können eine entscheidende Rolle dabei spielen, dass Mikroplastik in die Nahrungskette im Meer gelangt und über die Fische auch den Weg in den menschlichen Organismus findet. Quallen stehen auf dem Speiseplan zahlreicher Arten; die Forscher nennen die Lederschildkröte als Beispiel, die täglich bis zu 73% ihres Körpergewichts an Quallen zu sich nehmen kann. Wenn Quallen also Mikroplastik schlucken, hat dies direkte Auswirkungen auf andere trophische Ebenen in der Nahrungskette, auf Schildkröten, Fische, Vögel und Meeressäuger.
Die Forscher weisen darauf hin, dass Quallen bereits vor mehr als 500 Millionen Jahren in den Ozeanen schwammen, und folglich mehrere Massenaussterben überlebt haben. Es erscheine doch äußerst paradox, dass ausgerechnet eine so widerstandsfähige Lebensform nun unter den Auswirkungen der Verschmutzung leidet, die durch eine Art verursacht wird, die erst seit rund 200.000 Jahren existiert.
Die Wissenschaftler mahnen, dass ihre Forschungen ein weiterer Beweis für die kritische Lage der Ozeane sind, was die Verseuchung mit Plastik angeht. Hinzu komme die enorme Zahl an Einweg-Plastikhandschuhen und -Masken, die durch die Pandemie produziert und täglich als Müll – oft nicht korrekt – entsorgt wird. Wenn dieser Sondermüll nicht in verschlossenen Müllbeuteln entsorgt wird, landet er leicht im Meer, was die Verschmutzung weiter erhöht.
Der an der Studie beteiligte Verband für Umweltschutz „Latitud Azul“ hält es für äußerst dringend, diese Problematik in das öffentliche Bewusstsein zu rücken, da in der Folge jedes Jahr Tausende Tiere verschiedenster Arten sterben, darunter auch solche, die vom Aussterben bedroht sind. Den täglichen Plastikverbrauch zu reduzieren und, wo immer möglich, wiederverwendbare Handschuhe und Masken zu tragen, ist eine eindringliche Empfehlung des Verbands.