Spanien wird 30 Millionen Impfdosen spenden und kämpft für die Aussetzung des Patentrechts für den Impfstoff
New York – Der Vulkanausbruch auf der Insel La Palma, die Präsident Sánchez noch am gleichen Tag aufsuchte, hat seinen Aufenthalt in New York anlässlich seiner Rede vor der UNO-Vollversammlung auf ein Minimum verkürzt. Bereits am folgenden Tag war er wieder nach La Palma zurückgekehrt, um gemeinsam mit dem Königspaar den Menschen Mut zuzusprechen, und über kurz- und langfristige Hilfsmaßnahmen zu verhandeln.
Trotz einer sehr angespannten Atmosphäre, insbesondere durch die Rivalität zwischen den USA und China, behielt Pedro Sánchez die vorgesehene Linie seiner Rede bei. In den wenigen Stunden seines Aufenthalts in New York versuchte er, eine Vermittlerrolle zu spielen. Er verteidigte den Multilateralismus angesichts der Tatsache, dass sich immer mehr Staaten in ihren Nationalismus einschließen.
Als Zeichen des guten Willens Spaniens, den globalen Geist lebendig zu halten, kündigte Sánchez die Spende von 30 Millionen Impfdosen an Länder an, die diese dringend benötigten, insbesondere in Lateinamerika. Mit vielen von ihnen sei Spanien historisch, aber auch politisch und wirtschaftlich verbunden.
Er wies darauf hin, dass er einen Teil seines Versprechens bereits eingelöst und 7,5 Millionen Impfdosen nach Lateinamerika geschickt habe. Das sei zwar für die 650 Millionen Menschen, die dort leben, nur ein geringer Effekt, für Spanien jedoch eine beachtliche Anstrengung. In Kürze werde die Menge verdoppelt und weitere 7,5 Millionen Impfdosen ausgeliefert. Die ausgesprochen gute Impfquote in Spanien mache diese Spenden möglich, ohne dass eine interne Polemik entstehen könnte.
„Wir wollen gegen Armut und Ausgrenzung in allen ihren Formen kämpfen, in Spanien und weltweit, durch eine Reform unseres Entwicklungsmodells, um es nachhaltiger zu gestalten.
Sánchez bot der Versammlung eine harte Analyse der Ungleichheit, welche die Pandemie ausgelöst hat. „Selbst wenn es den Anschein hat, dass das Virus keinen Unterschied macht, sind seine Folgen in den armen Regionen weitaus schwerwiegender. Dort existieren keine sanitären Infrastrukturen, um der Verbreitung der Krankheit Einhalt zu gebieten, und es fehlen die Mittel, um einen sozialen Schutzschild zu schaffen und die Bürger vor einer Wirtschaftskrise zu schützen. Sie sind die Opfer eines ungerechten und unhaltbaren Entwicklungsmodells. Wir müssen eine gerechte Erholung anstreben und die großen Lücken der Ungleichheit schließen. Ich rufe zur Verteidigung der Demokratie als einzige Alternative gegenüber Totalitarismus, Intoleranz und Ausgrenzung auf. Zur Verteidigung der internationalen Zusammenarbeit als einzigen Weg, die realen Probleme zu lösen, denen sich die Welt zurzeit gegenübersieht“.
Präsident Sánchez sprach sich gegen die Patentrechte der verschiedenen Impfstoffe gegen Covid-19 in einer Situation wie der derzeitigen aus. Er erinnerte daran, dass das Recht auf ein Patent kein Hindernis in einer Notlage sein dürfte, wie sie zurzeit weltweit existiere. Um den herrschenden Engpass bei Herstellung und Auslieferung zu überwinden, schlage er eine zeitweise Aussetzung der Patentrechte des Impfstoffs vor.
Nach diesem Aufruf zum Verständnis innerhalb der Nationen musste sich Sánchez bei einem Gespräch mit dem UNO-Generalsekretär Antonio Guterres davon überzeugen, dass die reale Situation weit von der entfernt ist, wie er sie anstrebe, und einige der anwesenden Staatsführer den entgegengesetzten Weg eingeschlagen haben. „Die allgemeine Situation ist besorgniserregend, die Welt war niemals so bedroht und zerstritten und ist auf dem Weg in den Abgrund“. Die Klimakrise, die Sánchez ebenfalls in seiner Rede erwähnt hat, würde dieses Gefühl noch verstärken.