Präsident Zapatero auf Asienreise


© EFE

Auf der Suche nach Investoren

Während die politischen Wellen angesichts der bevorstehenden Regional- und Kommunalwahlen immer höher schlagen, begab sich Präsident José Luis Zapatero auf eine mehrtägige Asienreise, die nach seinen eigenen Worten ausschließlich ökonomisch motiviert war.

Peking / Singapur – Der Regierungschef ist auf der Suche nach potentiellen Investoren, welche die Sparkassen des Landes sanieren und bei ihrer Restrukturierung behilflich sein sollen.

Sein erster Besuch galt dem chinesischen Premierminister Wen Jiabao. Bei einem mehrstündigen Gespräch sagte ihm dieser zu, als Zeichen seines Vertrauens in die spanische Wirtschaft bis zu neun Milliarden Euro zu investieren. Sein Land verfüge zurzeit über 25 Milliarden für Auslandsinvestitionen.

„Spanien ist der beste Freund Chinas in Europa und Freunde lernen sich am besten kennen, wenn Schwierigkeiten zu überwinden sind“, sagte Wen wörtlich und bezog sich dabei auf die Wirtschaftskrise, die Spanien augenblicklich zu überwinden hat. „Die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen China und Spanien haben sich ständig verbessert, aber es ist mein Wunsch, dass sie noch mehr wachsen, das ist der Grund meines Besuchs“, war die Antwort des Präsidenten.

Nicht ohne Grund wird sie die „Bank der Welt“ genannt. Der Vizepräsident der Körperschaft für Investitionen Chinas CIC, Xie Ping, hatte bei einer Zusammenkunft in Peking mit Präsident Zapatero und Vertretern der wichtigsten öffentlichen und privaten Investoren des Landes versichert, sein Fonds sei in der Lage, bis zu neun Milliarden Euro in die Sparkassen Spaniens zu investieren. Das wären rund 60 % der Summe, welche die Bank von Spanien vorgeschrieben hat, um die Kassen zu sanieren, die sich auf 15,152 Milliarden Euro beläuft.

„Der chinesische Fonds könnte damit beispielsweise auf einen Schlag die Probleme der Cajamadrid, welche 5,775 Milliarden und der CAM die 1,4 Milliarden benötigen, beseitigen“, verlautet aus Kreisen der spanischen Delegation, der auch der Minister für Industrie, Tourismus und Handel, Miguel Sebastián, angehörte.

Der Vizepräsident der CIC versichert den spanischen Gesprächspartnern, er wäre bereit, in die spanischen Sparkassen zu investieren, wenn Rentabilität und Stabilität garantiert werden. Er unterstrich, dass er das Dekret der spanischen Regierung zur Sanierung der Sparkassen als eine kluge Entscheidung betrachte.

Wie aus der Umgebung des Präsidenten verlautete, kamen bei dem Treffen mit den chinesischen Investoren schwindelerregende Summen zur Sprache. Der Sprecher der CIC soll versichert haben, dass 350 Milliarden US-Dollar bereitliegen, um weltweit investiert zu werden.

Die chinesischen Banken, die bereits spanische Anleihen gekauft haben, werden weitere Papiere kaufen, darüber haben sie dem Präsidenten feste Zusagen gemacht, ohne jedoch genaue Zahlen zu nennen. Der versicherte daraufhin, dass weitere Kürzungen nicht mehr erforderlich würden. „Spanien hat die Hausaufgaben gemacht, jetzt genießen wir genügend Vertrauen. Nun werden nur noch Stimulierungsmaßnahmen für unsere Wirtschaft erforderlich sein.“

Eine weitere Station der Asienreise Zapateros war Singapur. Dort traf er sich zunächst mit Vertretern der spanischen Kolonie. „In den vergangenen zwei Jahren haben wir leider nur schlechte Nachrichten produziert“, begrüßte er seine Landsleute. „Aber seien Sie unbesorgt, Spanien ist ein mächtiger Überseedampfer.“

Im 69. Stock eines luxuriösen Hotels erläuterte der spanische Staatschef den Repräsentanten der elf wichtigsten Investorengruppen Singapurs, weshalb die weltweite Finanzkrise speziell die Euro-Zone getroffen hat. Er wies jedoch darauf hin, dass der spanische Finanzsektor besser als andere der Krise standgehalten hat, und die Solvenz und das Vertrauen der Finanzmärkte zurückgewinnen konnte.

Krönender Abschluss der Reise war die Teilnahme Zapateros am Wirtschaftsforum von Boao, das als das asiatische Davos gilt.  Er war der einzige europäische Staatsmann, der zu diesem Gipfel geladen war und an dem u.a. die Staatsoberhäupter von China, Russland, Brasilien und Südafrika teilnahmen. Vor seinen Zuhörern führte er eine Reihe von Daten an, die belegen sollten, wie die wirtschaftlichen und politischen Relationen mit Asien und speziell mit China sich während seiner Regierungszeit entwickelt haben. „Wir erleben einen historischen Wechsel in den weltweiten wirtschaftlichen Verbindungen. Der neue Protagonist ist Asien. Als ich 2004 die Regierung übernahm, exportierte Spanien mehr nach Andorra als nach China. Heute belaufen sich unsere Exporte auf über 1,5 Milliarden Euro“.

Zapatero benutzte die Bezeichnung „diplomatische Ökonomie“ um die neuen Beziehungen zwischen China und Spanien zu beschreiben. Auf die Frage, weshalb er sich nicht für die Verhaftung des chinesischen Künstlers Ai Wei Wei interessiert habe, beschränkte er sich auf die Bemerkung, das sei nicht der Zweck seiner Reise gewesen.

Zurzeit führen 1.600 spanische Unternehmen rund 1.800 Projekte in China durch. Sechs von ihnen haben Verträge mit chinesischen Firmen im Wert von 1,5 Milliarden Euro unterzeichnet. Banco Santander erhielt die Erlaubnis, 200 landwirtschaftliche Genossenschaftsbanken in China zu eröffnen.

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