Prinzenpaar eröffnete Palmetum


© EFE

Der Palmengarten, der weltweit zu den größten seiner Art zählt, ist nun für Besucher geöffnet

Der Besuch des spanischen Thronfolgers und seiner Frau auf den Kanarischen Inseln am 28. Januar hat im Gegensatz zu früheren Stippvisiten auf dem Archipel erstaunlich wenig Interesse bei der Bevölkerung geweckt. Als die Royals kurz vor Mittag an diesem wolkenverhangenen Tag in Santa Cruz de Tenerife ankamen, lag die übliche Anspannung in der Luft, die das Protokoll des Königshauses vorschreibt. Beim Eingang zum Palmetum in Santa Cruz hatten sich nur mehrere Dutzend Menschen versammelt, die Kronprinz Felipe und Prinzessin Letizia begrüßten.

Nach diesem bescheidenen Willkommenskomitee der Bevölkerung sah sich das Prinzenpaar im Inneren des Palmengartens einer etwa doppelt so großen Zahl von Vertretern aus Politik und Wirtschaft der Inseln plus geladenen Gästen gegenüber. Der nun folgende Besuch des Palmengartens, bei dem das Prinzenpaar vom kanarischen Regierungspräsidenten, Santa Cruz’ Bürgermeister, dem spanischen Tourismusminister und Teneriffas Cabildo-Präsident Carlos Alonso begleitet wurde, fand in Form einer Führung mit Erklärungen des italienischen Botanikers und Palmenexperten Carlo Morici von der Universität La Laguna statt. Morici erläuterte den erlauchten Besuchern die Verwandlung des Palmetums – das, wie Bürgermeister José Manuel Bermúdez später feststellte „ein botanisches Wunder ist“.

Etwas gestelzt begrüßte Kronprinz Felipe die Anwesenden mit den Worten „Es freut mich sehr, dass die Prinzessin und ich heute unsere geliebten Kanarischen Inseln besuchen können, und ich möchte mich für eure Gastfreundschaft und diese Einladung bedanken, aus der Herzlichkeit spricht und die wir mit denselben Gefühlen der Zuneigung erwidern“, erklärte Seine Hoheit.

Das Prinzenpaar zeigte sich beeindruckt von dem Ergebnis der jahrelangen Umwandlung des Müllhügels „Lazareto“ in einen Palmengarten. „Es ist nur schwer vorstellbar, dass dieser Ort vor 25 Jahren ganz anders ausgesehen hat“, stellte Prinz Felipe fest. „Bewundernswert und beispielhaft“ sei das Palmetum, erklärte er, vor allem, wenn man bedenke, dass es auf einer ehemaligen Müllhalde entstanden ist. Daraufhin stellte der Prinz in seiner Ansprache einen Zusammenhang zwischen diesem gelungenen und aus einem verkommenen Gebiet erwachsenen Garten mit der gegenwärtigen wirtschaftlichen und sozialen Lage vieler Menschen auf dem Archipel her. „Mit Vision, Anstrengung, Arbeit und gutem Willen“ sei ein Vorankommen möglich, sagte er. „Lasst uns das Palmetum als Beispiel dafür nehmen, um den Schwierigkeiten der Gegenwart entgegenzutreten – in Spanien und auf den Kanaren, einer Region, die voller positiver Einstellung und Möglichkeiten ist.“

Prinzessin Letizia hielt sich bei der Eröffnungsfeier des Palmetums dezent im Hintergrund und ergriff in keinem Moment das Wort. Ihr Auftreten schien sich genauestens an das Protokoll zu halten – kein Lächeln zu viel und kein Gruß zu wenig. Der lockerste Moment des Besuchs war der, als das Prinzenpaar selbst Hand anlegte und zu einer Schaufel griff, um beim Einpflanzen einer Palme zu helfen. Bei der „Plaza del Caribe“ im karibischen Bereich des Gartens pflanzten sie eine Jamaikanische Königspalme (Roystonea princeps).

Das Prinzenpaar schien bei diesem Besuch auf den Inseln weniger locker als bei anderen Gelegenheiten. Vielleicht lag dies auch an der offensichtlichen Erschöpfung des Prinzen, der eine marathonverdächtige Reise hinter sich hatte. Er war gerade erst aus Honduras zurückgekehrt, wo er der Vereidigung von Präsident Juan Orlando Hernández beigewohnt hatte.

Im Anschluss an den Rundgang im Palmetum und die Enthüllung einer Erinnerungstafel an die Einweihung durch das Prinzenpaar, erfolgte ein Mittagessen im Regierungssitz in Santa Cruz de Tenerife, zu dem der kanarische Regierungschef geladen hatte.

Frisch gestärkt verließen Felipe und Letizia Teneriffa und begaben sich auf die Nachbarinsel Gran Canaria, wo ebenfalls eine Einweihung anstand. Das Castillo de la Luz in Las Palmas de Gran Canaria, die ehemalige Festung, wurde nach jahrelanger Sanierung als Meeresmuseum bzw. als Ausstellungsort für Kunst eröffnet.

Ab dem nächsten Sommer soll das Castillo de la Luz eine Ausstellung des kanarischen Künstlers Martín Chirino sowie den Sitz der Stiftung, die seinen Namen trägt, beherbergen.

Seit 2001 sind 6,6 Millionen Euro in die Sanierung und Renovierung dieses Bauwerks geflossen.

Sympathie und Ablehnung

Der Besuch des Prinzenpaares löste in den beiden kanarischen Provinzhauptstädten unterschiedliche Reaktionen aus. Sowohl in Santa Cruz de Tenerife als auch in Las Palmas de Gran Canaria begegneten der Thronfolger und seine Frau jubelnden Menschen und aufgebrachten Gegnern der Monarchie. Beim Verlassen des Castillo de la Luz in Las Palmas wurde das Prinzenpaar von einer ansehnlichen Menge ausgebuht, aus der Sprechchöre gegen die schlechte Arbeitslage und für die Unabhängigkeit der Kanarischen Inseln zu hören waren.

Der Weg vom Müllberg zur Palmenoase

Der Palmengarten bzw. -hügel, der wie eine Oase an der Küste von Teneriffas Hauptstadt liegt, erwuchs buchstäblich aus einem Müllhaufen.

Der Hügel, der heute von Pflanzen begrünt ist und auf dem das Palmenparadies mit 472 verschiedenen Arten entstand, wuchs jahrzehntelang als Müllhalde der Stadt heran. 1983 wurde der Müllberg geschlossen und die Sanierung in Angriff genommen.

Als 1995 die Schwimmbadanlage „Parque Marítimo“ am Fuße des Hügels eröffnet wurde, bemühte sich die Stadt Santa Cruz bereits darum, das Projekt eines Palmengartens auf dem „Lazareto“-Hügel voranzutreiben. Die Idee stammte von Landschaftsarchitekt César Manrique, der 1992 auf tragische Weise ums Leben kam. Als er die Badeanlage Parque Marítimo entwarf, schwebte ihm bereits vor, den Hügel in das Projekt zu integrieren und mit Palmen aus aller Herren Länder zu bepflanzen.

Dank EU-Geldern konnte nach 1995 mit dem Anlegen des Palmengartens begonnen werden. Doch einen botanischen Garten auf einem 12 Hektar umfassenden Grundstück anzulegen, erwies sich nicht nur als finanzielle Herausforderung. Künstliche Seen und Wasserfälle wurden in die Pläne aufgenommen, in einem achteckigen „Umbráculo“ Raum für besonders sensible Palmenarten geschaffen und immer mehr Palmen gepflanzt.

Bis 1999 wuchs das Palmetum stetig. Danach kam das Projekt wegen fehlender finanzieller Mittel zum Stillstand. Es folgten mehrere Jahre, in denen das Projekt geradezu in Vergessenheit geriet. Die Anlage verwahrloste, und viele der mühsam auf die Insel gebrachten und gepflanzten Palmen gingen ein. Von 460 verschiedenen Arten, die bis 1999 im Palmetum gepflanzt worden waren, waren 2006 nur noch 296 übrig.

Die Freunde und Förderer des Palmetums bemühten sich um den Erhalt der wertvollen Sammlung und verloren das ursprüngliche Projekt als Endziel nicht aus den Augen. Im Jahr 2007 kam dann endlich wieder Bewegung in die Planung des Palmetums. Die kanarische Regierung steuerte Mittel für wichtige Arbeiten bei, um die Anlage zu sanieren und die bisher noch kahlen Hänge zu begrünen. Ab diesem Moment bemühte sich die Stadtverwaltung Santa Cruz verstärkt um die Instandhaltung, Pflege und Fertigstellung des Palmetums. 2013 bahnte sich das Ende der jahrzehntelangen Bemühungen um die Fertigstellung des Palmetums an.

Mit der Eröffnung am 28. Januar 2014 ist das Palmetum die größte Grünzone der Stadt Santa Cruz de Tenerife. Der botanische Garten ist in biogeografische Regionen unterteilt, wobei der größte Bereich der Karibik gewidmet ist.

Auf dem 120.000 qm großen Hügel wachsen die unterschiedlichsten Palmenarten aus dieser Region. 72 Arten sind in der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN (International Union for Conservation of Nature) als gefährdet eingestuft. Die botanische Vielfalt machen das Palmetum zum größten Palmengarten Europas und zu einem der bedeutendsten rund um den Globus.

Öffnungszeiten

Das Palmetum kann ab dem 6. Februar von Donnerstag bis Sonntag von 10.30 bis 13.30 Uhr und von 16.00 bis 18.30 Uhr besucht werden.

Der reguläre Eintrittspreis beträgt 4 Euro. Für Einwohner der Kanarischen Inseln gilt ein Sonderpreis von 1,50 Euro. Personen über 65 und unter 12 Jahren sowie Familien mit drei oder mehr Kindern zahlen 1 Euro pro Person.

Die Besichtigung wird als geführter Rundgang angeboten.

Ab März sollen auch geführte Besichtigungen für Schulklassen angeboten werden.

Eigene App

Besucher erfahren Interessantes und Wissenswertes über die verschiedenen Bereiche des Palmetums über eine App fürs Smartphone, die es in verschiedenen Sprachen zum kostenlosen Download gibt.

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