Seit 2012 zahlte das spanische Innenministerium für den Unterhalt, obwohl das Zentrum leer stand
Fuerteventura – Eine der ersten Amtshandlungen des neuen spanischen Innenministers Fernando Grande-Marlaska war die Schließung der Migrantenaufnahmeeinrichtung auf Fuerteventura. Das Centro de Internamiento de Extranjeros (CIE) El Matorral wurde seit dem Jahr 2012 nicht mehr genutzt. Trotzdem war es von der Regierung „in Bereitschaft“ gehalten worden, falls es eine neue Migrationswelle geben sollte. Wie Grande-Marlaska in der letzten Juniwoche mitteilte, wurden Verwaltung und Betrieb des Zentrums eingestellt.
Bereits im vergangenen Jahr war aufgeflogen, dass die PP-Regierung diese Aufnahmeeinrichtung mit monatlich 12.500 Euro unterhält, obwohl sie seit Jahren ungenutzt ist. Der monatliche Pauschalbetrag wurde als Kosten für Verpflegung, Reinigung, Strom und Wasser verbucht. Laut der Online-Zeitung „El Confidencial“ sollen seit 2013 auf diese Art 525.000 Euro für den Unterhalt einer Einrichtung ausgegeben worden sein, die seit Mai 2012 nicht mehr genutzt worden ist. Auffallend war dabei vor allem der Posten für Mahlzeiten. Wie „El Confidencial“ im November 2017 mitteilte, wurden monatliche Zahlungen an ein Catering-Unternehmen geleistet, obwohl in dem CIE keine Verpflegung notwendig war, weil es leer stand. Dieser Zustand wurde auch vom CC-Abgeordneten Mario Cabrera im Dezember 2017 im kanarischen Parlament zur Sprache gebracht und das Innenministerium um Klärung der Angelegenheit gebeten.
Das Migrantenaufnahmezentrum von Fuerteventura liegt nur rund fünf Kilometer vom Flughafen entfernt und besteht aus einer ehemaligen Kaserne, die das Verteidigungsministerium 2002 dem Innenministerium überließ, als über 9.000 afrikanische Migranten auf die Kanarischen Inseln kamen. In zwei großen Hallen konnten jeweils 350 Personen untergebracht werden, in kleineren Räumen gab es Stockwerkbetten für weitere 190 Personen.
Nach der Schließung des CIE auf Fuerteventura gibt es nun auf den Kanarischen Inseln noch zwei Aufnahmeeinrichtungen für Migranten, eine in Hoya Fría auf Teneriffa und eine in Barranco Seco auf Gran Canaria. Die neue spanische Regierung hält diese beiden Zentren für die nächsten Jahre für ausreichend, um ankommende Migranten aufzunehmen.
Die Aufnahmeeinrichtungen für Migranten in Spanien werden von verschiedenen Verbänden und humanitären Hilfsorganisationen immer wieder kritisiert, weil sie als geschlossene Einrichtungen einem Gefängnis gleichen. Illegale Einwanderer, die an der Küste oder auch auf Flughäfen aufgegriffen werden, müssen für die maximale Dauer von zwei Monaten in diesen Zentren bleiben. Während dieser Zeit muss ihr Aufenthaltsverfahren bearbeitet werden.
Als der Flüchtlingsstrom begann
Fuerteventura wurde ab dem Jahr 1996 und besonders in den ersten Jahren nach der Jahrtausendwende zum Ziel vieler Flüchtlingsboote mit illegalen Migranten aus Afrika. Gerardo Mesa, von 1979 bis 1987 Cabildo-Präsident von Fuerteventura und heute Leiter des Roten Kreuzes auf der Insel, erinnert sich im Gespräch mit der Zeitung „Canarias 7“ an den Beginn des Flüchtlingsstroms nach Fuerteventura. Die ersten Ankömmlinge seien Fischer aus der Westsahara gewesen, denen der Verkauf von Fisch in ihrer Heimat verboten wurde und die irgendwann in der Nacht Kurs auf ein blinkendes Licht am Horizont nahmen, das sich als der Leuchtturm von La Entallada auf Fuerteventura herausstellte.
Die Migranten-Schlepper folgten der Route der Fischer und entdeckten einen neuen Weg von Afrika nach Europa. Damals waren die Kontrollen bei Gibraltar verstärkt worden, und so erschien die Route über die Kanaren zunehmend interessanter, wenngleich auch gefährlicher. Bilder dieses Flüchtlingsdramas, das sich in den Folgejahren auf den Kanarischen Inseln abspielte, gingen um die Welt.
Die Behörden, Inseln, Polizei und Hilfsorganisationen verfügten kaum über finanzielle und technische Mittel, um diese humanitäre Notlage zu bewältigen.
Damals wurde zunächst ein alter Terminal am Flughafen von Fuerteventura für die Unterbringung der Flüchtlinge geöffnet, doch die hygienischen Bedingungen waren angesichts der vielen Menschen – bis zu 1.000 – in diesen Räumlichkeiten unzureichend. Einige Jahre später wurden die ehemaligen militärischen Einrichtungen in El Matorral als Aufnahmeeinrichtung ausgestattet.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]