Regulierung der Vermietung von Ferienwohnungen gefordert


© D. Borrego

52.000 Immobilienbesitzer sind verunsichert

Die Problematik rund um die Vermietung von Ferienwohnungen auf den Kanarischen Inseln schlägt immer höhere Wellen. Drakonische Strafen von 18.000 bis 60.000 Euro drohen Immobilienbesitzern, die ihr Eigentum tage- oder wochenweise an Feriengäste vermieten. Was woanders ganz selbstverständlich ist, wird von der kanarischen Regierung – getrieben von der mächtigen Lobby der Hotelbesitzer – gnadenlos verfolgt.

Da die Bestrafung der Überlassung einer privaten Ferienwohnung an Touristen jedoch der EU-Dienstleistungsrichtlinie „Bolkestein“ widersprechen würde, werden die Strafen kurzerhand mit dem Fehlen von Inspektionsbüchern oder Beschwerdeblättern begründet. Voraussetzungen, die man als privater Eigentümer nach derzeitiger Gesetzgebung gar nicht erfüllen kann.

Unter den Betroffenen herrscht verständlicherweise große Verunsicherung, denn es scheint vonseiten der Regierung kein großes Interesse zu geben, die Ferienvermietung zu legalisieren. Obwohl die Regulierung dieser Art des Tourismus eine große Chance für die gesamte Wirtschaft wäre, denn schon jetzt machen die Individualtouristen, die eine private Wohnung, einen Bungalow am Strand oder ein Häuschen in den Bergen einem Hotelaufenthalt vorziehen, einen beträchtlichen ökonomischen Faktor aus.

Sie versorgen sich meistens selbst, mieten ein Auto, kaufen vor Ort ein und gehen gerne essen. Anders als bei den Pauschaltouristen, die immer öfter „all-inclusive“ in ihrem Hotel gebucht haben, fließt durch sie wichtiges Geld in die Wirtschaft im Umfeld der Ferienimmobilie. Das bewirkt einen beachtlichen wirtschaftlichen Impuls für die kanarische Bevölkerung – auch abseits der großen Tourismuszentren.

Zudem ist der typische Mieter einer Ferienwohnung gar keine Konkurrenz für die Hotels, denn dieser Urlauber würde als Alternative nie in ein Hotel gehen. Vielmehr meidet er die Touristenzentren, sucht Ruhe und die Nähe zur Bevölkerung.

Besonders hart trifft die Thematik kanarische Familien, die angesichts der Krise auf die Vermietung ihrer Immobilie an gut zahlende Feriengäste angewiesen sind – oft als einzige Einnahme, mit der die Familie noch über die Runden kommt. Doch auch viele ausländische Eigentümer sind betroffen und verunsichert. Viele haben mit den Zusatzeinnahmen gerechnet, um die teuer erworbene Ferienimmobilie zu finanzieren. Andere schrecken angesichts der rechtlichen Unsicherheit gar vor einer Investition auf den Inseln zurück.

Mehrere internationale Medien haben bereits über die absurde Sachlage dieser Thematik berichtet, was ein eindeutig negatives Licht auf das Urlaubsziel Kanarische Inseln wirft und möglicherweise sogar Touristen abschreckt. Das kann weder im Interesse der Regierung noch der Immobilienbesitzer sein.

Plattform gegründet

Aus diesem Grund gibt es eine Plattform, die seit einiger Zeit für die Regulierung der Ferienvermietung kämpft und von Strafen betroffene Eigentümer unterstützt. Ziele dieser „Plataforma por la regulación del alquiler vacacional“, die sich bald in einen eingetragenen Verein verwandeln wird, ist die Legalisierung und Regulierung der privaten Vermietung von Ferienwohnungen auf den Kanarischen Inseln.

Die Plattform fordert eine ausdrückliche Aufnahme des Begriffs „Ferienwohnung“ in das Dekret 142/2010, das die Aktivität der touristischen Unterbringung auf den Kanaren regelt. Zudem soll ein öffentliches Register für Ferienwohnungen geschaffen werden, so wie es auch für die restlichen touristisch genutzten Unterkünfte existiert, um die geforderte Qualitätskontrolle der angebotenen Unterkünfte durch die Behörden zu ermöglichen.

Die Gründerin der Initiative, Doris Borrego, hat bei einer Unterschriftensammlung bereits fast 12.500 Unterstützer auf den verschiedenen Inseln gefunden. Im Internet informiert die Plattform über ihre Facebook-Seite, und bei change.org kann man auch weiterhin seine Unterschrift unter die Petition setzen (Adressen: siehe Kasten).

„Rund 1,3 Millionen Besucher kommen jährlich in private Ferienunterkünfte auf den Kanaren. Die Regierung kann diesen Touristen nicht einfach den Rücken kehren“, erklärt Borrego und legt eine Studie der Unternehmensberatungsfirma Magma aus Barcelona vor, die ergab, dass die Ferienwohnungen auf den Kanaren schon 2010 rund 33,10% des touristischen Bruttoinlandsprodukts ausmachten und 24% der direkten sowie 10,2% der indirekten Arbeitsplätze des Sektors generierten. „Und diese Zahlen dürften bis heute nochmal deutlich gestiegen sein.“ Sie kämpft deshalb für eine baldige Regulierung, mit allem, was dazu gehört. „Wir weigern uns nicht, Steuern zu zahlen. Ganz im Gegenteil deklarieren wir die Einnahmen schon jetzt jedes Jahr über die Einkommensteuer IRPF, und wir würden natürlich auch die Mehrwertsteuer IGIC oder andere Gebühren bezahlen.“

Erste Zeichen zur Einlenkung gibt es nun, nachdem Borrego mit dem Anliegen ihrer Plattform mehrfach in den kanarischen Medien erschienen ist. Kanarenpräsident Paulino Rivero hat angekündigt, sie in den nächsten Tagen zu empfangen.

Unterschriftensammlung bei change.org:

www.facebook.com/pages/Plataforma-por-la-regulación-del-alquiler-vacacional/1411889069044299

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