EZB hebt Leitzins an – Euribor explodiert
Am 3. März kündigte Jean-Claude Trichet, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), die Anhebung des Leitzinssatzes für April an.
Madrid – Um der Inflation entgegenzuwirken und den Forderungen einiger EU-Länder nach Schaffung von Preisstabilität zu entsprechen, wird durch Erhöhung des Leitzinssatzes der Euro künstlich aufgewertet. Da viele Euro-Länder auf dem Weg der wirtschaftlichen Erholung sind und die Verteuerung des Geldes verkraften können, scheint für die EZB der passende Zeitpunkt für eine solche Maßnahme gekommen zu sein.
Allein die Ankündigung der Anhebung des Leitzinses führte zu einer Explosion des Euribor. [Bei dem European Interbank Offered Rate handelt es sich um den Zinssatz, der zwischen den Banken bei Vergabe eines Kredites in Euro ausgehandelt wird. Steigt die Dringlichkeit bzw. Nachfrage der Bank, steigt der Euribor. Steigt der Wert der „Ware“ Euro – z.B. durch Anhebung des Leitzinssatzes, steigt der „Preis“. Der Euribor gilt als Referenz bei Anlagen und bei der Vergabe von Darlehen und Hypotheken an Unternehmen und Private.] Während dieser so wichtige Zinssatz im Januar noch bei etwas über 1,5% lag, so erreichte er einen Tag nach Trichets Ankündigung auf dem Bankenmarkt 1,9%.
Rückschlag
In Spanien wird sich der Anstieg des Euribor folgendermaßen auswirken: Durch Verteuerung der Kredite wird der Staat wieder mehr in Bedrängnis bei der Rückzahlung kommen, mehr Unternehmen werden die Schulden nicht mehr ausgleichen können, mehr Unternehmen werden weniger investieren und weniger Arbeitsplätze schaffen. Die an den Euribor gekoppelten Hypotheken werden teurer, sodass kaum ein Eigenheim gekauft und sich die Immobilienkrise weiter hinausziehen wird. Bestehende Hypotheken werden aufgrund der jährlichen Neuanpassung an den aktuellen Euribor durchschnittlich um 50 Euro monatlich angehoben, Geld, was den Familien in der Haushaltskasse fehlen wird. Dazu kommt, dass ein aufgewerteter Euro das touristische Geschäft im Ausland und die Exporte drosseln wird, auch wenn dieser Umstand die Verteuerung des Erdöls abfedern könnte.
Die europäische Währungspolitik, die wirtschaftliche Erholung anderer Euro-Länder und die Erfahrung deuten darauf hin, dass sowohl der europäische Leitzins als auch der Euribor weiter steigen werden. Laut Expertenmeinung könnte der Euribor bereits Ende des Jahres 2,5% betragen.
Die Aussichten für die wirtschaftliche Erholung Spaniens sind daher nicht gerade rosig.
„Großer Fehler“
Der meisten Experten meinen, die Europäische Zentralbank könnte verfrüht handeln.
Wirtschaftsguru Nouriel Roubini bezeichnete die Anhebung des Leitzinssatzes als „großen Fehler“. Anhand der noch „genügend geringen“ Inflation zweifelte er die Maßnahme an, die der wirtschaftlichen Erholung Spaniens und Portugals gefährlich entgegenwirken werde. Laut Roubini sei stattdessen eine flexiblere Währungspolitik, ein schwacher Euro und ein Aufschub der deutschen Sparpolitik nötig.
Juan José Rubio, Professor der Universität von Castilla-La Mancha, erklärte, eine Anhebung der Zinsen werde jegliche Hoffnung auf eine Verbesserung des spanischen Arbeitsmarktes auf ein Minimum reduzieren.
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