Spanier verzeihen ihrem König


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Nachdem sich der Monarch entschuldigte, haben sich die Wogen geglättet

Auch Könige sind Menschen, irren ist menschlich und folglich wohl auch königlich. So sieht es offenbar die Mehrzahl der Spanier, die ihrem König seine Luxusreise nach Botsuana verziehen hat.

Madrid – Dies geht aus zwei Umfragen hervor, die von der rechtsliberalen Zeitung El Mundo und der nationalkatholischen La Razón durchgeführt wurden.

70% der spanischen Bürger haben dem Monarchen seinen Fauxpas verziehen und 73% der Befragten bewerten seine Amtsführung weiterhin mit „gut“ oder „sehr gut“, hat El Mundo ermittelt. Trotzdem halten 52% das Image des Königshauses für angekratzt und ein ähnlicher Prozentsatz ist der Meinung, dass der König seine Auslandsreisen durch die Regierung genehmigen lassen sollte. Außerdem meinen über die Hälfte (62%) der Umfrageteilnehmer, dass der König grundsätzlich keine Sachgeschenke annehmen und somit auch niemandem etwas schuldig sein sollte. Andernfalls könne es zu Situationen kommen, bei denen Personen, die ihn zu kostspieligen Reisen einladen, später Einfluss auf das Management der Monarchie haben wollen. Schließlich war der Jagdausflug des Königs eine Einladung des syrischen Unternehmers Mohamed Eyad Kayali, der als saudi-arabischer Staatsbürger hervorragende Beziehungen zum saudischen Königshaus hat. Die Kosten schockieren trotzdem: Eine Elefantenjagd in Botsuana kostet angeblich zwischen 37.000 und 45.000 Euro.

Die Umfrage von El Mundo hat überdies aufgezeigt, dass überwiegend die jungen Spanier den „Ausrutscher“ des Königs sowie die Monarchie kritisch beurteilen. 67% sind der Ansicht, dass der Imageschaden trotz öffentlicher Entschuldigung bleibt.

Die umstrittene Reise von König Juan Carlos zur Großwildjagd nach Afrika unmittelbar nach dem familiären Osterfest auf Mallorca war nur publik geworden, weil sich der 74-Jährige dabei die rechte Hüfte gebrochen hatte – Angaben des Königshauses zufolge nicht bei der Jagd, sondern weil er über eine Stufe stolperte – und infolgedessen zum vierten Mal in zwei Jahren operiert werden musste. Königin Sofia befand sich unterdessen zur Feier des orthodoxen Osterfests in Griechenland und schien es nach Bekanntwerden des königlichen „Fehltritts“ nicht sonderlich eilig mit der Rückreise zu haben, um ihren Mann in der Klinik zu besuchen. Die Presse notierte nach dem ersten Besuch, die Königin sei nur eine Viertelstunde geblieben, was Anlass zu Mutmaßungen gab. So folgte auf die erste Skandalmeldung über die Elefantenjagd gleich der nächste Aufreger: Der König soll bei der Botsuana-Reise von seiner heimlichen Geliebten, der deutschen Prinzessin Corinna zu Sayn-Wittgenstein, begleitet worden sein.

Derweil trieb die Spanier weniger das Liebesleben ihres Königs um – von jeher ein Tabuthema, und auch nicht die Frage, ob es im 21. Jahrhundert moralisch verwerflich ist, Dickhäuter zu schießen, sondern vordergründig die als glatte Unverschämtheit geltende Tatsache, dass der König sich – egal auf wessen Kosten – bei einer sündhaft teuren Reise vergnügt, während die spanische Bevölkerung unter den Folgen der schlimmen Wirtschaftskrise leidet. Viele Bürger werteten dies fast schon als Affront. In seiner Weihnachtsansprache hatte der König betont, dass der Weg aus der Krise Opferbereitschaft voraussetze.

Nicht nur hinsichtlich der geforderten Opferbereitschaft war die Afrikareise des Königs nicht vorbildlich, auch andere Grundsätze wurden verletzt. Unmittelbar nach der Veröffentlichung eines Fotos von der Website des Safari-Anbieters „Rann Safari“, das den König zusammen mit Inhaber Jeff Rann vor einem erlegten Elefantenbullen zeigt (aufgenommen bei einer Großwildjagd 2006) wurde bekannt, dass Juan Carlos paradoxerweise Ehrenpräsident des spanischen World Wildlife Fund (WWF) ist. Die Forderung an den König, dieses Ehrenamt niederzulegen, unterzeichneten im Internet über 45.000 Menschen. So geriet der König abrupt nicht nur ins Fadenkreuz der krisengeplagten spanischen Bürger, sondern auch der weltweiten Tierschützer.

Monarchie auf dem Prüfstand

Mit der Luxusreise lieferte Juan Carlos seinem Volk einen weiteren Grund, um die Monarchie anzuzweifeln. Nach dem Skandal um seinen Schwiegersohn Iñaki Urdangarín (Ehemann von Prinzessin Cristina) wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder, der noch nicht ausgestanden ist, und dem Unfall seines 13-jährigen Enkels Juan Froilán, der sich bei einer Schießübung mit einem Gewehr des Vaters (Prinzessin Elenas Ex-Ehemann Jaime de Marichalar) in den Fuß schoss, befand sich nun der König selbst im Zentrum der Kritik.  

Seine aufrichtig wirkende Entschuldigung mit den Worten „Es tut mir sehr leid. Ich habe mich geirrt, es wird nicht wieder vorkommen“ beim Verlassen der Klinik nach seiner Hüftoperation, mag den Schaden nicht ungeschehen machen, hat aber beim spanischen Volk die Sympathien wieder geweckt. Wie die Umfrage von La Razón ergab, sind zwar 71% der Spanier der Meinung, dass Kronprinz Felipe reif für die Nachfolge seines Vaters ist, 52% aber sind gegen ein Abdanken des Königs. Außerdem sind 81% der Befragten der Ansicht, dass die Politiker dem Beispiel des Königs folgen und sich in Zukunft für Fehlverhalten entschuldigen sollten. Knapp über die Hälfte der Befragten räumen der Monarchie trotz aller Kritik eine größere Wertschätzung ein, als den Politikern im Lande.

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