Streit um Standort des Endlagers geht weiter


© EFE

Anwohner bekämpfen das Projekt – Gemeinden reflektieren auf Einnahmen

Seit Jahresanfang wird nach einem Standort für das in Spanien dringend benötigte atomare Endlager gesucht, denn bislang gibt es hierzulande ein solches nicht.

Madrid – Der Atommüll der zehn Reaktoren wird vielmehr nach Frankreich verfrachtet. Diverse Gemeinden haben sich bei der spanischen Kommission für die Einrichtung eines zentralen Atommülllagers beworben, um von einer Investition in Höhe von 700 Millionen Euro und der Schaffung von 500 Arbeitsplätzen profitieren zu können. Entscheidende Auswahlkriterien sind u.a. die sofortige Verfügbarkeit von 20 Hektar Land sowie bestimmte geologische, geographische, klimatische, demografische und sozialökonomische Faktoren.

Nun wurden Mitte September die Ergebnisse der vom Industrieministerium in Auftrag gegebenen technischen Studie bekannt, die den Ort Zarra in der autonomen Region Valencia als am geeignetsten einstuft. Zarra befindet sich nicht in der Nähe von größeren Stä­d­­ten, Naturschutzgebieten oder gefährlichen Industrien, Geologie und Geotechnik stimmen und die nötigen Infrastrukturen sind gegeben. Ausschlaggebend war jedoch, dass dort das für das Endlager vorgesehene Terrain als Industriegelände ausgewiesen ist, eine Baugenehmigung zügig eingeholt und schnellstmöglich mit dem Bau begonnen werden kann. Doch vorher muss das spanische Kabinett die endgültige Entscheidung über den Standort des atomaren Endlagers treffen.

Erboste Bürger

Als bekannt wurde, dass Zarra ganz oben auf der Auswahlliste der Standorte steht, begann die Polemik. Anwohner von Zarra und den umliegenden Orten starteten Protestaktionen gegen den Bau des Endlagers, demonstrierten mit Plakaten und Sprechchören, ketteten sich aneinander oder blockierten Zufahrtsstraßen.

Auf der anderen Seite entrüstete sich die Vereinigung nahe Atomkraftwerken gelegener Ortschaften AMAC über die Entscheidung zugunsten Zarras denn viele Gemeinden trachten nach dem Zuschlag und den Investitionen.

Unnötige Aufregung

Inzwischen hat sich die Aufregung der Bürger gelegt, denn die Regierung hat sich entschieden, ihre Entscheidung über den endgültigen Standort des Endlagers auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Vizepräsidentin Maria Teresa Fernández de la Vega, die wie aus Insiderkreise bekannt wurde, Zarra als Standort ablehnt, hat nun mitgeteilt, dass die Entscheidung der Regierung noch nicht feststeht. „Wir werden über die Frage diskutieren wenn sämtliche wichtigen Elemente auf dem Tisch liegen, nachdem sie eingehend studiert wurden. Dazu gehört auch eine Information des staatlichen juristischen Dienstes, der die Kompetenzen der regionalen Verwaltungen abklären soll. Die könnten sich nämlich querstellen, wenn eine Entscheidung getroffen wurde.“

Industrieminister Miguel Sebastián hatte bei der letzten Kabinettssitzung eine Studie vorgelegt in der Zarra als der ideale Aspirant bezeichnet wurde, noch vor Ascó bei Tarragona und Yebra/Guadalajara. Für einige Stunden wurde die Meinung des Ministers in der Öffentlichkeit als endgültige Entscheidung gehandelt bis bekanntgegeben wurde, dass die Gespräche im nächsten Ministerrat fortgesetzt würden. Später erklärte die Vizepräsidentin es sei keine Zeit gewesen, auch nur eine Minute über das Thema zu reden, das nicht auf der Tagesordnung stand. Tage später hieß es dann, die Entscheidung sei auf unbekannte Zeit verschoben worden.

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