Täglich Brot für alle


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Verhandlungen mit Vertretern der Super- und Hypermärkte der Inseln laufen

Die Wirtschaftskrise und die erschreckend hohen Arbeitslosenzahlen, die überforderten Armentafeln, die eine immer größere Nachfrage nach Essensausgabe verzeichnen, sind Gründe dafür, dass immer mehr Menschen ihre Scham beiseite legen und in den Müllcontainern vor den Supermärkten oder den großen Hypermärkten nach Verwertbarem stöbern.

Die Zahl der unter der Armutsgrenze lebenden Menschen liegt auf den Kanarischen Inseln bei über 400.000. Damit liegt die Region über dem landesweiten Durchschnitt. 20,3% der rund zwei Millionen Einwohner des Archipels leben in Armut oder an der Armutsgrenze. Dies geht aus einer Studie des Sozialausschusses der Caixa de Catalunya hervor, die im Herbst letzten Jahres veröffentlicht wurde.

Um diesen Menschen in ihrer Not zu helfen, hat der kanarische Regierungspräsident Paulino Rivero ein Projekt in die Wege geleitet, durch das überschüssige Lebensmittel aus Supermärkten und Hypermärkten nicht entsorgt, sondern an Bedürftige ausgegeben werden. Wie der Generaldirektor für Handel bei der Regionalregierung mitteilte, hat Rivero den Auftrag erteilt, dieses Projekt „so schnell wie möglich“ umzusetzen. Arturo Cabrera teilte weiter mit, dass bereits ein Treffen mit Vertretern des Verbands der Supermärkte stattgefunden hat und in Kürze Gespräche mit Vertretern der Hypermärkte anstehen. Cabrera hält ein Abkommen mit den Supermärkten für machbar, um die Lebensmittel, die kurz vor dem Verfallsdatum stehen aber noch verwertbar sind, an die bedürftigsten Familien zu verteilen. „Man kann nicht einwandfreie Lebensmittel entsorgen, wenn sie von vielen Familien oder Hilfsorganisationen dringend benötigt werden“.

Zunächst hieß es, dass unter der Voraussetzung entsprechender Abkommen mit den Super- und Hypermärkten – Verhandlungen mit AlCampo und Carrefour laufen –  das kanarische Amt für sozialen Wohlstand und die Gemeinden dafür zuständig sein würden, die Bemessungsgrundlage festzulegen und die Lebensmittel zu verteilen. Mittlerweile liegt die Betonung der Regierung aber auf der Unterstützung der Hilfsorganisationen durch die Zufuhr von mehr Lebensmitteln.

Verblüffend ist, welche Uneinigkeit auf höchster Regierungsebene herrscht. Der kanarische Vizeregierungschef José Manuel Soria (PP) dementierte die Absichten der Regierung, Lebensmittel an Arme zu verteilen und versicherte, die Regierung werde „nicht einen einzigen Apfel austeilen“. Soria, der auch das Wirtschaftsressort der Regionalregierung leitet, unterstrich, dass dieses Projekt mit Sicherheit nicht in den Krisenplan aufgenommen wird, den sein Ressort ausarbeitet. Kanarenpräsident Rivero (CC) hingegen hält an dem Hilfsprojekt fest und ging bislang nicht auf die Äußerungen seines Vizes ein. Er ist vielmehr der Meinung, dass diese Maßnahme im Hinblick auf die Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Spanien, die sich in Richtung der fünf Millionen Grenze bewegt, bald auf das ganze Land ausgeweitet werden wird.

Versorgung der Armen und Müllvermeidung

Noch bevor die kanarische Regierung sich mit dem Ziel eines Abkommens mit den Supermärkten der Inseln in Verbindung setzte, hatte das Cabildo von Teneriffa schon ein ähnliches Projekt im Auge. Allerdings war das vordergründige Ziel der von der Inselverwaltung angestrebten Maßnahme ein anderes. Im neuen Müll­entsorgungsplan (Plan Territorial Especial de Ordenación de Residuos), der am 31. Januar abgesegnet wurde, ist die Schaffung einer Lebensmittelbank vorgesehen. Durch das Verteilen von Lebensmitteln, die laut Gesetz in einem gewissen Zeitrahmen vor dem Verfallsdatum nicht mehr verkauft werden dürfen, sollen einerseits Müll vermieden, andererseits die Bedürfnisse von Menschen gedeckt werden, die unter der Armutsgrenze leben.

Das Cabildo schätzt im Rahmen der Ausarbeitung dieses Projektes, dass jährlich zwischen 200 und 500 Tonnen verderbliche Lebensmittel aus Supermärkten in den Müllentsorgungsanlagen landen. Es sei daher von Interesse, dass die größtmögliche Menge dieser Lebensmittel verwertet wird, damit nicht noch mehr Müll entsteht.

Solidarisches Menü

Der Betreiber eines Restaurants in Adeje will eine ausgefallene Idee umsetzen. Jeden dritten Montag im Monat sollen Arbeitslose (unter Vorlage des Ausweises und der Bescheinigung vom Arbeitsamt) in seinem Lokal „Sidrería Tasca La Teja“ umsonst verköstigt werden. „Menú solidario“ nennt Juan López seine Aktion und will Essen für 120 Personen bereithalten. Dass er seine solidarische Idee umsetzen kann ohne dabei selbst arm zu werden, liegt an der Kooperationsbereitschaft von Firmen wie Macro, Coca Cola oder Fripan.

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