Täler von Güímar und Orotava entstanden infolge von Katastrophen


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Das Abrutschen gigantischer Gesteinsmengen könnte Tsunamis ausgelöst haben

Die Wissenschaftlerin Mercedes Ferrer vom spanischen Institut für Geologie und Bergbau hat auf dem Vulkanologenkongress Anfang Juni in Puerto de la Cruz eine neue Theorie zur Entstehung der gewaltigen Täler von Güímar und von La Orotava (Foto) vorgestellt.

Danach sollen die beiden Täler nicht, wie bisher vermutet, durch langsame Erosionsprozesse entstanden sein, sondern unabhängig voneinander in einem schnellen, katastrophenartigen Abrutschen gigantischer Gesteinsmengen ins Meer.

Ein solcher Prozess würde eine riesige Flutwelle, einen Tsunami, auslösen. Spuren eines solchen Tsunamis wollen die Wissenschaftler in geologischen Formationen an der Küste des Anaga-Gebirges sowie bei Agaete auf Gran Canaria entdeckt haben, womit sie ihre Katastrophen-Theorie stützen. Es handelt sich um Meeresfossilien, die bis in eine Höhe von 100 Metern über dem Meeresspiegel entdeckt wurden. Agaete liegt Güímar genau gegenüber und wäre von einem solchen Tsunami besonders betroffen worden.

Und La Palma?

Die These gigantischer Hang­rutschungen wurde vor über zehn Jahren von dem englischen Geologen Simon Day aufgestellt, der behauptete, die Südwestflanke der Insel La Palma, die „Cumbre vieja“, wäre ein solcher „Abrutschkandidat“, da dort eine labile Böschung vorliegen könnte.

Obwohl diese These von mehreren Geologen widerlegt worden war, wurde die Geschichte von der Presse zum Medienereignis aufgebauscht, besonders in den USA, da die postulierte „La Palma-Katastrophe“ nach Berechnungen des Engländers angeblich einen 650 m hohen Tsunami zur Folge hätte und für schlimme Überschwemmungen an der US-Ostküste sorgen würde.

Mercedes Ferrer bezeichnete Days Theorie als „ohne jedes wissenschaftliche Fundament“ und „durch keine konkrete Studie bestätigt. Nichts deutet darauf hin, dass die Cumbre vieja instabil ist. Man hat vielmehr Studien gemacht um diese Theorie zu beweisen, die aber genau das Gegenteil zeigten. Es wurden Messgeräte installiert, dank derer festgestellt werden konnte, dass es keinerlei Verschiebungen in dieser Zone von La Palma gibt. Es ist aktuell bewiesen, dass dieses Gebiet sich absolut nicht bewegt, weswegen der Gedanke an ein gigantisches Abrutschen jeder Grundlage entbehrt.“

Simon Day war übrigens auch einer der Teilnehmer am Vulkanologenkongress in Puerto de la Cruz Anfang des Monats (siehe Artikel auf Seite 4), doch hatte „Day keine wissenschaftlichen Argumente zu bieten, um seine Theorie eines Tsunamis durch eine Hangabrutschung auf La Palma zu verteidigen“, sagte die Geologin Ferrer der Zeitung „El Día“. Ebensowenig gebe es Daten, die eine Abrutsch-Gefährdung für andere Teile der Kanaren wie etwa den Teide andeuten könnten. Für die Gegenwart sei also mit solchen historischen Katastrophen nicht zu rechnen.

Simon Day hingegen, konfrontiert mit massiver Kritik an seinen Thesen, bleibt bei der Behauptung einer tatsächlichen Gefahr und setzt noch hinzu, sie sei „viel realer als der Einschlag eines Asteroiden“. Immerhin hatte ihn seine Theorie weltweit berühmt gemacht, ein öffentliches Eingeständnis eines möglichen wissenschaftlichen Irrtums dürfte also kein leichtes Unterfangen sein.

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