Tauziehen um das E-ELT


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Noch ist La Palma als Standort im Rennen – die Entscheidung steht unmittelbar bevor

Sind wir allein? Das E-ELT soll die Menschheit bei der Lösung dieses Rätsels einen Schritt weiterbringen und ist schon allein deshalb eine wissenschaftliche Sensation. E-ELT steht für „European Extremely Large Telescope”, das größte Teleskop der Welt, das die Europäische Südsternwarte (ESO) 2018 in Betrieb nehmen möchte – wo, das ist noch unklar. In den ersten Märztagen wird das Entscheidungsgremium der ESO über den Standort entscheiden, und diesem Termin wird auf den Kanaren mit Nervosität entgegengefiebert.

Die Insel La Palma, konkret der Berg Roque de los Muchachos mit seiner internationalen Sternwarte und der Cerro Armazones im Norden Chiles sind klare Favoriten. Nun hängt die Entscheidung der ESO aber nicht nur von wissenschaftlichen Faktoren, sondern auch von den Angeboten beider sich um den Standort bewerbenden Länder ab. Grund genug für die kanarische Regierung, sich in Madrid dafür starkzumachen, dass Spanien ein Angebot einreicht. Zunächst hielt sich die spanische Regierung zurück, was auf den Inseln große Besorgnis auslöste.

Mittlerweile haben sich die spanische und kanarische Regierung darauf verständigt, der ESO ein „wettbewerbsfähiges“ Angebot vorzulegen, um Chile zu übertrumpfen: Spanien wird sich – vorerst noch ohne konkrete Angaben – an der Finanzierung der rund eine Milliarde Euro hohen Baukosten beteiligen; die Kanaren werden ihren Beitrag durch den Ausbau der Infrastrukturen leisten.

Bei der kanarischen Regierung herrscht Beunruhigung ob der Stand­ortbestimmung für das neue Riesenteleskop der Europäischen Südsternwarte (European Southern Observatory, ESO). Zusammen mit Chile sind die Kanarischen Inseln im Rennen um den Standort für das Milliarden-Projekt (das Wochenblatt berichtete). Aber während Chile der ESO bereits ein Angebot unterbreitet hat, hat sich die spanische Regierung bislang noch zurückgehalten.

Da angesichts des Umfangs dieses wissenschaftlichen Projektes für die Kanaren viel auf dem Spiel steht – weltweites Prestige und beachtliche Einnahmen – bemüht sich nun die Regionalregierung mit Präsident Paulino Rivero an der Spitze mit Nachdruck darum, die spanische Regierung von der Bedeutung eines rechtzeitigen Gebots zu überzeugen. Rivero bezeichnete die „Passivität“ der Zentralregierung in dieser Angelegenheit als „besorgniserregend“. Nach einem Treffen mit Francisco Sánchez, Direktor des astrophysikalischen Ins­tituts der Kanaren (IAC), drängte Rivero darauf, dass die Regierung ihr Angebot so schnell wie möglich definiert, da die ESO die Standortentscheidung in den ersten Märztagen treffen wird.

Nachdem sich die Regierung in dieser Sache weiter bedeckt hielt, forderte Rivero als nächsten Schritt die Ministerin für Wissenschaft und Innovation, Cristina Garmendia, schriftlich auf, der ESO ein Angebot zu unterbreiten, die Durchführbarkeit des Projektes des European Extremely Large Telescope (E-ELT) auf den Kanaren zu garantieren und über den finanziellen Beitrag zu verhandeln, den Spanien zu leisten bereit wäre, wenn die Wahl tatsächlich auf La Palma fiele. Daraufhin kam endlich Resonanz. Garmendia sicherte finanzielle Unterstützung für dieses Projekt zu, räumte aber ein, dass die endgültige Bezifferung des spanischen Gebots noch ausstehe und ihr Ministerium auf eine Stellungnahme von höherer Stelle warte. Dennoch unterstrich sie bereits, dass die spanische Kandidatur „konkurrenzfähig“ sein werde.

Fest steht, dass der Regierung die Entscheidung darüber, Hunderte Millionen Euro locker zu machen, bei der derzeitigen Wirtschaftslage in Spanien nicht leicht fällt. Dabei hofft die kanarische Regierung, dass man sich in Madrid im Klaren darüber ist, welcher Fehler es wäre, nicht auf dieses Projekt zu setzen, Wirtschaftskrise hin oder her.

Als sich die Frage stellte, ob die spanische und die kanarische Regierung sich noch rechtzeitig einig würden, um der ESO vor Anfang März ein Angebot vorlegen zu können, fürchtete die ESO selbst bereits, dass außer dem chilenischen Gebot keine konkreten Angebote eingehen würden. Auf dieser Linie äußerte sich Prof. Dr. Massimo Tarenghi, Mitglied des internationalen Mitarbeiterstabes der ESO. Wie die Nachrichtenagentur EFE berichtete, bedauerte Tarenghi, dass sich eventuell nur ein Land um das E-ELT bewerben könnte, es für die wissenschaftliche Gemeinschaft aber wichtig sei, mehrere „gute Projekte mit Finanzierung“ zur Auswahl zu haben.

Erleichterung nach Treffen in Madrid

Erleichterung machte sich bei der kanarischen Regierung erst nach dem Treffen von Forschungsstaatssekretär Felipe Petriz mit dem Direktor der kanarischen Agentur für Forschung und Innovation, Juan Ruiz Alzola, breit. Letzterer kehrte aus Madrid mit der Zusage zurück, dass die spanische Regierung der ESO ein Angebot unterbreiten wird. Außerdem sagte Staatssekretär Petriz zu, dass die Finanzierung des Projektes vom Staat übernommen werde, während die Kanaren ihren Beitrag durch den Ausbau von Infrastrukturen leisten müssten. Über die Höhe des Angebots wollte Petriz nichts Genaues verraten, „um der Konkurrenz keine Tipps zu geben“. Klar sei, dass es ein Angebot mit Gewinnabsichten sein werde.

Hintergründe

Die Europäische Südsternwarte will mit dem E-ELT das größte Teleskop der Welt mit einem Hauptspiegeldurchmesser von 42 Metern bauen. Die Baukosten werden auf mindestens eine Milliarde Euro geschätzt, die jährlichen Betriebskosten auf rund 40 Millionen Euro. Verständlich also, dass sich die Länder, die im Rennen um den Standort des Mega-Teleskops sind, intensiv darum bemühen, dass die Entscheidung auf sie fällt. Unter anderem waren Argentinien, Chile, Marokko und Spanien (die Kanareninsel La Palma) im Gespräch; mitterweile scheinen Chile und Spanien in der engeren Wahl zu sein. In Chile würde das E-ELT auf dem Cerro Armazores im Norden des Landes eingerichtet. Auf den Kanaren bewirbt sich die Insel La Palma mit dem Roque de los Muchachos als Standort.

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