Pressekonferenz für die nicht-spanischen Medien
Der Kontakt zu den zahlreichen Ausländern, die Teneriffa als Wohnort gewählt haben, liegt Ricardo Melchior sehr am Herzen. Und das merkt man. So hatte der Cabildo-Präsident erst im Mai vergangenen Jahres schon einmal eine Pressekonferenz einberufen, bei der er sich ausschließlich den Fragen der auf Teneriffa beheimateten ausländischen Medien stellte
Das wurde so positiv aufgenommen, dass er kurzerhand versprochen hatte, diese Termine regelmäßig zu wiederholen, um sich dabei persönlich mit den Fragen und Belangen der „Zugezogenen“ zu beschäftigen. Sprachliche Barrieren kennt er dabei nicht – seine nahezu perfekten Deutschkenntnisse hat er sich während des Studiums an der Technischen Hochschule in Aachen erworben, wo er mit einem Stipendium der deutschen Bundesregierung Maschinenbau und Betriebswirtschaft studierte. Englisch ist ohnehin Pflicht als Chef einer Insel, die vom Tourismus lebt.
Jetzt löste er sein Versprechen ein und lud die Pressevertreter am 1. Februar wieder zum Sitz des Cabildos nach Santa Cruz. Der Andrang in dem mit Wandgemälden geschmückten „salón noble“ des Regierungsgebäudes war wieder groß und Melchior begrüßte die Anwesenden in bestem Deutsch und Englisch.
Bürgerhaus „Santa Catalina“
Zunächst berichtete er über den Stand des Projektes zur Einrichtung eines Bürgerbüros in Tacoronte. Die Einrichtung soll als Treffpunkt dienen, wo zugezogene Ausländer die Möglichkeit haben, ihre mitgebrachten Kenntnisse und Fähigkeiten gemeinsam mit Einheimischen zum Wohle der Insel einzusetzen. Wechselnde Ansprechpartner aus der Inselregierung sollen dort auch persönlich den Fragen der Bevölkerung Rede und Antwort stehen und auch der Präsident persönlich wolle einmal wöchentlich vor Ort sein.
Das alte Haus, das die Inselregierung dazu in der Altstadt von Tacoronte gekauft hat, wird nun gründlich renoviert und ausgebaut. Das aus dem 17. Jahrhundert stammende Gebäude gegenüber der Kirche „Santa Catalina“ soll auf 325 Quadratmetern und zwei Stockwerken als Bürgerbüro und für kulturelle Zwecke dienen, aber auch eine Wohnung beinhalten, wo Politiker, Wissenschaftler oder Künstler untergebracht werden könnten, die zu Besuch nach Teneriffa kommen.
Bürgerbüros
Spätestens im April, so versprach Melchior, sollen auch wie angekündigt die mehrsprachigen Ansprechpartner in den Außenstellen des Cabildos ihren Dienst aufnehmen, um den Ausländern einen besseren Service zu bieten. In den Bürgerbüros von Los Cristianos, La Orotava, Tacoronte und Icod de los Vinos werden neu eingestellte englisch- und deutschsprachige Mitarbeiter des Cabildos zukünftig mit Rat und Tat zur Verfügung stehen.
„Tenerifelicidad“
Melchior, der gerade von der wichtigsten spanischen Tourismusmesse in Madrid Fitur zurückkam, zeigte sich hoch optimistisch für die kommende Sommersaison, in der vor allem Festlandspanier auf die Kanaren und besonders nach Teneriffa strömen sollen. Diverse Projekte, wie z.B. die für diesen Sommer erwartete Eröffnung des „Siam Park“ im Süden der Insel rücken die Insel ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Großes Aufsehen erweckte die Vorstellung eines der Insel Teneriffa gewidmeten Liedes von Antonio Carmona mit dem Titel „Tenerifelicidad“, das den Begriff glücklich mit Teneriffa verbindet und, so Melchior, möglicherweise zum Sommer-Hit des Jahres werde. Auch die Vorstellung einer Fernsehserie des spanischen Fernsehens (TVE), die derzeit auf Teneriffa gedreht wird, bringe der Insel viele Vorteile – nicht nur die Werbewirkung sondern auch die Mitarbeit kanarischer Firmen bei der Produktion sei sehr wertvoll.
Transportproblem
Weiterhin erklärte der Präsident den Stand der Dinge in Sachen Verkehrspolitik, eines der dringlichsten Probleme der Insel. Das Projekt für den Schnellzug zwischen Santa Cruz und Adeje ist am weitesten vorangeschritten. Der entsprechende Raumordnungsplan ist bereits verabschiedet und man warte nun auf die hundertprozentige Kostenübernahme seitens der Zentralregierung in Madrid. Zuständig für derartige Infrastrukturen sei das Ministerium für Inlandsentwicklung (Fomento), dessen Budget zu über 60% für Schnellzüge vorgesehen sei, wovon die Kanaren bisher jedoch keinen einzigen Cent gesehen haben. Auch die Projekte für den Zug nach Los Realejos im Norden der Insel und die Möglichkeit einer zukünftigen Schließung des Schienenrings rund um die Insel sind weiter im Gespräch. Knackpunkt sind jedoch stets die immensen Kosten, die allein bei dem Zug in den Norden rund 1,2 Milliarden Euro betragen würden – bei einer Strecke von nur 40 Kilometern.
Als Zukunftsmusik, doch als durchaus realisierbar, bezeichnete Melchior das Vorhaben eines 16 Kilometer langen Tunnels zwischen dem Orotava-Tal und Güimar. Durch die zahlreichen Wasserstollen, die in den Bergen der Insel verlaufen, kenne man die geologischen Gegebenheiten sehr gut und eine bei der deutschen Firma Hochtief in Auftrag gegebene Studie habe die Machbarkeit des Projekts bescheinigt. Ob er die Fertigstellung dieses Vorhabens selber noch erlebe, bezweifelte jedoch selbst der Präsident stark.
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