Tauziehen um Teleskop-Giganten
Nachdem Spanien als Standort für eines der wissenschaftlichen Großprojekte der EU ausgefallen ist – die Europäische Spallationsquelle ESS, besser bekannt als Neutronenbeschleuniger, sollte in Bilbao aufgestellt werden, geht jetzt aber ins schwedische Lund –, sind jetzt wieder große Hoffnungen auf das European Extremely Large Telescope (E-ELT) gerichtet, für das die Internationale Sternwarte von La Palma im Blickpunkt steht.
Es handelt sich um ein Projekt der Europäischen Südsternwarte für ein neues optisches Teleskop der nächsten Generation. Es wird einen Hauptspiegel mit 42 Metern Durchmesser haben, der aus 906 sechseckigen Spiegelelementen zusammengesetzt wird. Mitte 2010 wird der definitive Standort dieses Teleskop-Giganten festgelegt und mehrere Länder kandidieren dafür.
Unmittelbarer Konkurrent für La Palma ist das Observatorium Cerro de Ventarrones in Chile. Doch die Kanaren bieten unschlagbare Vorteile, so der Leiter des Astrophysikalischen Instituts der Kanaren IAC, Francisco Sánchez. Er fordert die kanarische Regierung dringend auf, das E-ELT-Projekt ganz oben auf die Agenda der demnächst stattfindenden Gespräche mit dem spanischen Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero zu setzen, denn er befürchtet, dass andernfalls „das Gleiche wie mit dem Neutronenbeschleuniger“ passiert: „Es ist bedauerlich, wenn Spanien ein wissenschaftliches Großprojekt verliert, wie es mit Bilbao der Fall war. Wir haben gute Chancen, doch dieses Tauziehen ist Sache der spanischen Regierung, und da müssen jetzt alle Kräfte eingesetzt werden, denn die Entscheidung fällt in einem Jahr.“
Er weist darauf hin, dass der Standort La Palma zwischen 15 und 20 Prozent der auf eine Milliarde Euro veranschlagten Kosten gegenüber dem Bau in der chilenischen Wüste ein-sparen würde, was „in diesen Krisenzeiten ein wichtiger Faktor ist.“
In diesem Zusammenhang erklärt er auch, dass die Sternwarte in Spanien durch die Forschungsprojekte „wiederum Geld einbringt, wesentlich mehr als die Investitionssumme. Außerdem können wir mit Hilfsgeldern aus den EU-Fonds für weit abgelegene Regionen rechnen. Wir könnten also im Grunde schon sehr bald mit dem Bau beginnen. Die Kanaren haben alle Trumpfkarten in der Hand; jetzt ist es Sache der Regierung, sie auch richtig auszuspielen.“
Das European Extremely Large Telescope stellt einen technologischen Zwischenschritt zu dem ebenfalls geplanten Overwhelmingly Large Telescope (OWL) mit einem 100 Meter großen Hauptspiegel und dem Euro50
mit einem 50 Meter großen Hauptspiegel dar. Der Zwischenschritt ergab sich aus der Erkenntnis, dass ein Spiegelteleskop mit einem rund 100 Meter großen Hauptspiegel technologisch innerhalb der nächsten zehn Jahre nicht realisierbar erscheint.
Für den Laien ist die Bedeutung des E-ELT vielleicht am ehesten durch die Größe des Hauptspiegels zu ermessen: 42 Meter Durchmesser. Zum Vergleich: Galileo Galilei arbeitete nur mit einer Vier-Zentimeter-Linse. Mit dem E-ELT wird es vermutlich möglich, die Entzündung der ersten Sterne des Universums vor rund 13 Milliarden Jahren nachzuvollziehen.
Die Gesamtkosten für den Bau des E-ELT werden auf rund eine Milliarde Euro geschätzt. Das Riesenteleskop soll schon 2017 ins All blicken.
Sternwarte öffnet für Besucher
In der Sternwarte auf dem Roque de los Muchachos auf La Palma werden vom IAC (Instituto de Astrofísica de Canarias) auch diesen Sommer wieder mehrsprachige Führungen angeboten. Die Führung dauert etwa zwei Stunden. Den Besuchern wird dabei unter anderem gezeigt, wie einige der Teleskope funktionieren.
Die Sternwarte öffnet für Besucher jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag. Die Besuchstage im August sind: 6., 8., 11., 13., 15., 18., 20., 22., 25., 27. und 29.
Eine Voranmeldung ist unbedingt erforderlich. Da die Besucherzahl begrenzt ist wird um rechtzeitige Anmeldung gebeten.
Im Internet finden Sie unter
Sharing