Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich um die sterblichen Überreste eines seit Monaten vermissten Deutschen
Im Februar dieses Jahres verschwand ein deutscher Urlauber, der sich zusammen mit seiner Frau in einem ländlich gelegenen Ferienhaus im Gemeindegebiet Tijarafe auf La Palma eingemietet hatte.
Am dritten Tag seines Aufenthalts, abends um kurz nach sechs Uhr, verließ er das Haus zu einer abendlichen Wanderung. Um acht Uhr rief er seine Frau an, um ihr zu sagen, er befinde sich in einem Barranco, den er noch durchqueren müsse, dann komme er nach Hause. Seitdem war der 67-jährige Tilman Schiefer verschwunden. Eine großangelegte Suche im gesamten Gemeindegebiet von Tijarafe, bei der auch ein Helikopter zum Einsatz kam, blieb erfolglos. Die Ehefrau des Vermissten blieb noch wochenlang auf der Insel und veranlasste weitere Suchaktionen mit Freiwilligen und einer Hundestaffel der Notfallhilfe Anaga (AEA), doch von Tilman Schiefer fand sich keine Spur.
Nun sind im oberen Teil des Barranco de Tranza, weniger als zwei Kilometer vom Ortskern von Tijarafe und etwa fünf Kilometer und vier steilwandige Barrancos vom Ferienhaus der Schiefers entfernt, die sterblichen Überreste eines Mannes gefunden worden, dessen Kleidung und Taschenuhr zu der Beschreibung passen, welche die Ehefrau damals zu Protokoll gegeben hat. Auch wenn erst nach Abschluss der forensischen Untersuchung die Identität des Toten bestätigt werden kann, so deutet doch alles darauf hin, dass es sich um den vermissten Deutschen handelt.
Ein Hund von Anwohnern der Gegend, die in der Nähe spazieren gingen, stöberte den mumifizierten Leichnam in dem unwegsamen Gelände des Barancos auf. Es ist verwunderlich, dass bei den Suchaktionen direkt nach dem Verschwinden des Wanderers, die auch den Barranco de Tranza mit eingeschlossen hatten, nichts gefunden wurde. Andererseits birgt das schroffe, von Schluchten durchzogene Gebiet unzählige Stellen, die völlig unzugänglich und somit kaum systematisch zu durchsuchen sind.
Spurlos verschwunden
Im September brachte die kanarische Tageszeitung „La Opinión“ einen Artikel über fünf Personen, die in den letzten eineinhalb Jahren in der Provinz Santa Cruz de Tenerife (Teneriffa, La Palma, La Gomera, El Hierro) spurlos verschwunden sind. Alle wurden als vermisst gemeldet und konnten auch nach wochenlanger intensiver Suche nicht gefunden werden. Einer davon ist Tilman Schiefer, dessen Verschwinden und Todesursache sich nun wahrscheinlich aufklären werden.
Im Juni 2014 verschwand eine Französin in Puerto de la Cruz, ebenfalls ohne dass Hinweise auf ihren Verbleib gefunden wurden. Das Letzte, was man von der 63-jährigen Agne Derval López weiß, ist, dass sie ihre Tochter anrief, um ihr zu sagen, dass sie einen Spaziergang mache und nicht wisse, wo sie sei.
Ein Fall, der ein besonders großes Medienecho hervorgerufen hat, war das Verschwinden des Sportlers Victor Teni in den Cañadas del Teide auf Teneriffa. Der 40-Jährige, der unter anderem an den Ironman-Wettkämpfen auf Lanzarote und Hawaii (dem härtesten der Welt) teilgenommen hat, verschwand am 1. Januar 2014 beim Training in den Cañadas del Teide. Zuletzt gesehen wurde er von einem Wanderer auf dem Pico Viejo, dem zweithöchsten Gipfel Teneriffas an der Südwestflanke des Teide. Er trug leichte Sportkleidung und hatte sein Auto und alle seine Sachen bei einer Hütte an der Landstraße, die durch die Cañadas führt, zurückgelassen. Es lief die größte und längste Suche an, die es bisher in einem solchen Fall gegeben hat, weil sich alle Sport- und Wanderfreunde Victor Tenis und verschiedene Sport- und Wandervereine von Anfang an ausdauernd beteiligten. Anfangs war es ein Kampf gegen die Zeit, weil die winterlichen Temperaturen am Teide die Überlebensspanne eines Verunglückten drastisch einschränkten, doch auch als es praktisch keine Hoffnung mehr gab, wurde weitergesucht. Bis zu 250 Helfer durchsuchten täglich mehrfach den gesamten Radius, den ein Ausnahmesportler wie Teni in der zur Verfügung stehenden Zeit zurücklegen kann. Sogar eine Notfalleinheit des Militärs wurde hinzugezogen und drei Hubschrauber eingesetzt. Auch nach dem Ende der offiziellen Suche trafen sich drei Monate lang jedes Wochenende in ihrer Freizeit Triathlonsportler und Bergretter der Guardia Civil, um die Suche fortzusetzen. Allen Anstrengungen zum Trotz gibt es bis heute keine Spur von Victor Teni.
Im April 2013 verschwanden zwei Männer, unabhängig voneinander. Der 32-jährige Antonio Muñoz Romero aus Andalusien lebte seit zwei Jahren in La Laguna und absolvierte einen Masterstudiengang in Astrophysik an der dortigen Universität. Als er verschwand, hatte er weder seine Papiere noch seine Geldbörse bei sich, nur die Wohnungsschlüssel nahm er mit, so als ob er einen Ort in unmittelbarer Nähe aufsuchen wollte. Da er gerne wanderte und schwamm, wurde die Suche auf das nahe gelegene Anaga-Gebirge und verschiedene schwer zugängliche Badebuchten ausgedehnt. Doch auch von Antonio Muñoz fehlt bis heute jede Spur. Seltsam ist der Fall des im selben Monat verschwundenen 49-jährigen José Manuel Rodríguez González, der Forsthüter war und dessen Spur sich in den Bergen von El Tanque verliert. Dieser Fall unterscheidet sich in seiner Art deutlich von denen der anderen Vermissten. Als er seine Wohnung verließ, trug er nur Unterhosen und Schuhe, und seine Hüfte war gebrochen. Es ist unerklärlich, wie es sein kann, dass er trotz dieser Einschränkung seiner Bewegungsfreiheit nicht gefunden werden konnte. Der Mann nahm starke Medikamente und hatte obendrein Alkohol getrunken, was sein seltsames Verhalten erklären könnte.
In allen diesen Fällen schließt die Polizei ein Gewaltverbrechen aus. Unfall, Selbstmord und freiwilliges Verschwinden werden als mögliche Ursachen untersucht.
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