Gegenseitige Schuldzuweisungen während die Untersuchungen noch laufen
Während die Untersuchungen über das Unglück am Strand von Los Gigantes im Südwesten Teneriffas noch im Gange sind, wo am 1. November zwei Frauen durch herabstürzende Felsen getötet wurden (das Wochenblatt berichtete) nehmen die gegenseitigen Schuldzuweisungen kein Ende.
Täglich erscheinen in der Inselpresse und in Internetforen neue Stellungnahmen und immer neue Schilderungen über den Hergang des Unglücks. Nach wie vor scheint nicht einmal klar zu sein, ob das Strandstück, auf das die Felsen herabstürzten durch Bänder abgesperrt war, wie es die Gemeindevertreter und der dort stationierte Rettungsschwimmer versichern. Oder haben vielleicht andere Stimmen recht die behaupten, es sei keinerlei Sicherung vorhanden gewesen.
Noch immer wird zwischen dem Bürgermeisteramt von Santiago del Teide, mit dem nationalistischen Bürgermeister Juan Gorrín an der Spitze und der staatlichen Küstenbehörde darüber gestritten, wer für die Sicherheit an den Stränden verantwortlich ist.
Der junge Rettungsschwimmer, der am Strand Los Guíos am Unglückstag seinen Dienst versah, war auch gleichzeitig für die Sauberhaltung des Strandes und die Vermietung von Strandliegen zuständig. Er hatte am Tag nach dem Unglück vor der Polizei ausgesagt, dass er die Engländerin, die bei dem Unglück getötet wurde aufgefordert hatte, die abgesperrte Zone zu verlassen. Sie habe seine Aufforderung jedoch ignoriert. Soweit es seine Arbeit zuließ, habe er die Strandbesucher, die sich innerhalb der Absperrung oder in deren Nähe niederließen, immer wieder auf die Gefahr hingewiesen. Einige leisteten seinen Anweisungen Folge andere kümmerten sich nicht darum. In seiner Erklärung unterstrich er, dass seit Anfang Oktober, als es schon einmal einen Steinschlag an dieser Stelle gab, die Zone auf Anordnung der Gemeindeverwaltung gekennzeichnet und abgesperrt war. Er selbst habe täglich die Absperrung überprüft und ausgebessert. Das habe er freiwillig getan, obwohl er dafür nicht bezahlt wurde. Diese Aussagen sind Teil eines Dossiers, das vom Bürgermeisteramt in Zusammenhang mit dem Unglück herausgegeben wurde.
Vorwürfe zurückgewiesen
Die Regierungsdelegation in Santa Cruz hat ihrerseits
in einer Verlautbarung die
Vorwürfe von Bürgermeister Gorrín zurückgewiesen und klargestellt, dass die Sicherheit an den Badestränden Zuständigkeit der Gemeindeverwaltungen ist. Die Regierungsvertretung bedauert, dass er die Küstenverwaltung direkt für den Unfall und den Tod von zwei Personen verantwortlich macht. „Die Gemeindeverwaltungen müssen für den guten Zustand und die Sicherheit an den Badestränden in ihren Gemeindegebieten sorgen“, erklärte der Regierungsvertreter. Das erwähnte Projekt für den Schutz des Strandes Los Guios durch Verdichtung der Felswände mittels Betoninjektionen wurde zwar im Mai 2009 ausgearbeitet, jedoch erst am 23. Oktober dem Küstenamt vorgelegt, nachdem eine kleinere Steinlawine abgegangen war. Bereits am 26. Oktober fand dort eine Besprechung statt, bei der ein Stadtverordneter und ein Mitglied des technischen Büros von Santiago del Teide anwesend waren. Die Gemeindevertreter insistierten in Sicherungsmaßnahmen für den Strand, was die zuständigen Beamten ohne Umschweife akzeptierten. Allerdings sollten Experten die Situation vor Ort überprüfen und feststellen, ob die in dem Projekt vorgeschlagenen Maßnahmen auch wirklich die geeigneten seien.
„Die Küstenverwaltung hat schnell reagiert und in jedem Moment ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der Gemeinde kundgetan, deshalb ist es unverständlich, dass Bürgermeister Gorrín davon spricht, die Gemeinde sei von der Behörde missachtet und ablehnend behandelt worden.“
War die Gefahrenzone wirklich gekennzeichnet?
Inzwischen ist eine weitere Version über die Begleitumstände des Unglücks aufgetaucht. Die Internetzeitung Canariasahora.es, zu deren Sprachrohr sich die sozialistische Opposition im Rathaus von Santiago del Teide jetzt aufgeschwungen hat, berichtet, dass die Guardia Civil angesichts der widersprüchlichen Aussagen von Augenzeugen die Öffentlichkeit aufgefordert hat, Beweismaterial in Form von Fotos, Handy- oder Videoaufnahmen zur Verfügung zu stellen um zu klären, ob das Strandstück zur Zeit des Unfalls tatsächlich als Gefahrenstelle gekennzeichnet und gesperrt war. Wie Canariasahora.es inzwischen gemeldet hat, haben mindestens fünf Zeugen ihre Bilder zur Verfügung gestellt, die den Strand unmittelbar nach dem Unglück zeigen und auf keiner der Aufnahmen sei eine Absperrung oder auch nur ein Warnzeichen zu erkennen.
Die Angehörigen des zweiten Todesopfers, einer 34-jährigen Spanierin die in Arona lebte, sind nach Angaben der Internetzeitung ebenfalls im Besitz eines Videos und von anderem Beweismaterial. Damit wollen sie eine Klage wegen fahrlässiger Tötung gegen die Gemeinde Santiago del Teide untermauern.
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