Die spanische Jugend hat es im europäischen Vergleich nach wie vor besonders schwer, einen eigenen Haushalt zu gründen
Madrid – Was die Entwicklung der Jugend des Landes angeht, so bildet Spanien weiterhin eines der Schlusslichter in Europa. Für junge Erwachsene ist es seit 2009 im europäischen Vergleich noch schwieriger geworden, auf eigenen Beinen zu stehen und den elterlichen Haushalt zu verlassen. Dies geht aus einem Bericht des Königin Sofía-Zentrums für Jugendentwicklung der Stiftung FAD hervor. Diese Tatsache, gepaart mit der hohen Arbeitslosigkeit, bringt Spanien in Bezug auf die Jugendentwicklung auf den fünftletzten Platz. Nur Griechenland, Bulgarien, Italien und Rumänien weisen noch schlechtere Zahlen auf.
Die Qualität insbesondere der neu geschaffenen Arbeitsplätze gestattet es vielen jungen Erwachsenen nicht, den elterlichen Haushalt zu verlassen. Und obwohl die schlimmsten Krisenjahre angeblich überwunden sind, hat sich diesbezüglich der Abstand Spaniens zu den anderen europäischen Ländern sogar noch vergrößert.
Während gesamteuropäisch der Anteil junger Erwachsener bis 29 Jahre, die sich von den Eltern unabhängig machen, von 38% im Jahr 2009 auf 41% im Jahr 2017 gestiegen ist, sank er in Spanien von 20% auf 14% ab. Auch in diesem Zusammenhang belegt das Land den fünftletzten Platz vor Italien, der Slowakei, Kroatien und Malta.
In puncto Jugendarbeitslosigkeit zeigt sich auf der Basis offizieller Statistiken über Jugendliche zwischen 15 und 29, dass zwar die Distanz zum restlichen Europa geringer geworden ist, Spanien mit 40% Jugendarbeitslosigkeit jedoch ungeachtet dessen auf dem vorletzten Platz liegt. Nur die italienischen Zahlen sind noch schlechter. Die maßgeblichen Faktoren für die unbefriedigende Entwicklung der Arbeitslosenquote unter jungen Erwachsenen sind u.a. die hohe Anzahl von Arbeitsplätzen, die befristet sind oder in selbstständige Tätigkeiten ausgelagert wurden, sowie die hohe allgemeine Arbeitslosenquote und die hohe Zahl inaktiver Jugendlicher.
Gerade die Kombination aus geringer Beschäftigungsrate und der daraus folgenden geringen Rate von Jugendlichen, die sich vom Elternhaus unabhängig machen, könnte ein Grund dafür sein, dass die Daten der spanischen Jugend in Bezug auf die Lebensbedingungen und die Kompetenz im Bereich der neuen Technologien sehr gut sind. Es sind die einzigen beiden Indikatoren, bei denen Spanien über dem europäischen Durchschnitt liegt. Der Soziologieprofessor an der Madrider Complutense-Universität, Enrique Gil Calvo, geht davon aus, dass die jungen Erwachsenen in ihrem Elternhaus „überbehütet“ sind, und deshalb die Sterbe- und Suizidrate niedrig sei. Die fehlende Beschäftigung fördere den Umgang mit und damit die Kompetenz für die neuen Technologien. Seiner Ansicht nach zahlen die Spanier einen hohen Preis dafür, die „Champions“ der Informations- und Kommunikationstechnologie zu sein.
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