Vierphasenplan für den Weg in eine „neue Normalität“ vorgestellt

Auf den Inseln, die seit 4. Mai in „Phase 1“ der Deeskalation sind, dürfen Bars und Restaurants ihre Terrassen im Freien seit dem 4. Mai für die Hälfte der üblichen Gästezahl öffnen. Das Foto zeigt eine Terrasse auf der kleinen Kanareninsel La Graciosa. Foto: EFE

Auf den Inseln, die seit 4. Mai in „Phase 1“ der Deeskalation sind, dürfen Bars und Restaurants ihre Terrassen im Freien seit dem 4. Mai für die Hälfte der üblichen Gästezahl öffnen. Das Foto zeigt eine Terrasse auf der kleinen Kanareninsel La Graciosa. Foto: EFE

La Gomera, El Hierro und La Graciosa überspringen Phase 0 und treten am 4. Mai direkt in Phase 1 ein

Madrid/Kanarische Inseln – Der Krisenstab der spanischen Regierung unter dem Vorsitz von Ministerpräsident Pedro Sánchez hat einen Plan in vier Phasen vorgestellt, um schrittweise Lockerungen der Einschränkungen für die Wirtschaft und die Bevölkerung durchzuführen. Pedro Sánchez stellte am Nachmittag des 28. April nach einer langen Kabinettssitzung den Fahrplan für den Exit mit der offiziellen Bezeichnung „plan para la transición hacia una nueva normalidad” (Plan für den Übergang in eine neue Normalität) vor.
Der spanische Exit-Plan enthält im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern keine festen Termine für die Wiedereröffnung von Geschäften, Bars oder Stränden, dafür aber das klare Ziel, den Plan in allen vier Phasen im ganzen Land bis in acht Wochen abzuschließen. Der konkrete Zeitplan für den Exit in den einzelnen Provinzen hängt nach Auskunft der Regierung von der Entwicklung bzw. Kontrolle der Pandemie und davon ab, wie die einzelnen Phasen bewältigt werden. Jede Phase des Plans wird eine Mindestdauer von zwei Wochen haben. Somit soll ganz Spanien Ende Juni in der „neuen Normalität“ angekommen sein, die zumindest so lange weiter durch Einschränkungen gekennzeichnet sein wird, bis es einen Impfstoff gibt.
Der Zeitplan der Regierung gibt Anlass für Optimismus in einem Land, in dem der Tourismus 12% zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt. So könnte im Juli, wenn die Entwicklung der Gesundheitslage es zulässt, der Exit-Prozess abgeschlossen sein und zumindest der Inlandstourismus wieder angekurbelt werden, wenngleich noch unklar ist, wann wieder Touristen aus dem Ausland nach Spanien kommen werden.


Von Phase 0 bis 3
Nach vier Wochen intensiver Beratungen unter höchster Geheimhaltung hat die Regierung am 28. April ihre Exit-Strategie in den vier Phasen 0 bis 3 vorgestellt. „Die Lockerungen werden schrittweise, asymmetrisch und koordiniert stattfinden“, teilte Regierungspräsident Sánchez mit. Je nach Entwicklung der Gesundheitslage werden die Provinzen bzw. Inseln zu unterschiedlichen Zeitpunkten in die verschiedenen Phasen eintreten.
Drei Inseln des kanarischen Archipels – La Gomera, El Hierro und La Graciosa – und die Baleareninsel Formentera können die Phase 0 überspringen und traten am 4. Mai direkt in die Phase 1 ein. Das übrige Spanien absolvierte zu diesem Zeitpunkt zunächst die Phase 0, die als Vorbereitung des Abbaus der Beschränkungen gilt, und wird erst voraussichtlich am 10. Mai die Phase 1 starten.
In der Phase 0 werden, abgesehen von der allgemein eingeführten Erlaubnis für Kinder, eine Stunde am Tag an die frische Luft zu gehen, individuelle sportliche Aktivitäten und Spaziergänge von mehreren Familienmitgliedern, die im selben Haushalt wohnen, erlaubt. Dazu hat die Regierung verschiedene Zeitfenster nach Altersgruppen festgelegt.
Profisportler können ebenfalls das individuelle Training starten.
Weiter wird in der ersten Lockerungsphase die Möglichkeit zur Öffnung bestimmter Geschäfte für den kontrollierten Kundenverkehr nach vorheriger Anmeldung gegeben, so zum Beispiel Restaurants mit Abholservice.
In der zweiten Phase, die als Phase 1 bezeichnet wird, und die ab dem 11. Mai in den Provinzen beginnen kann, in denen die Anforderungen erfüllt werden, ist die Wiedereröffnung von Einzelhandelsgeschäften vorgesehen, allerdings unter strikten Sicherheitsvorkehrungen.
Einkaufszentren bleiben wegen der Gefahr großer Menschenan­sammlungen weiter geschlossen.
Im Gastronomiebereich werden in dieser Übergangsphase Terrassen öffnen können, die aber nur die Hälfte der Plätze anbieten dürfen. Auch Hotels und andere touristische Unterkünfte dürfen – mit Ausnahme der Gemeinschaftsbereiche – wieder öffnen.
Eine Rückkehr zur Aktivität ist auch für die Jagd und Fischerei vorgesehen, und Kirchen dürfen mit eingeschränkter Besucherzahl (30% ihrer Kapazität) öffnen. Trainingszentren für Hochleistungssportler dürfen unter höchsten Hygiene- und Sicherheitsvorgaben öffnen.
In der Übergangsphase 2 werden in der Gastronomie auch Innenräume von Lokalen mit mehr als 70 Quadratmetern und nur für den Tischservice wieder geöffnet, wobei ein Mindestabstand zwischen den Tischen eingehalten werden muss und die Zahl der Gäste auf ein Drittel der Kapazität eingeschränkt wird.
Kitas und Schulen werden nach Auskunft von Sánchez erst wieder im September für den regulären Unterricht öffnen, können aber vorher für Schüler, die besondere Unterstützung benötigen oder Kinder unter sechs Jahren, deren Eltern beide außer Haus berufstätig sind, öffnen. Ebenso werden Schulen für die Prüfungstermine der Universitätszulassung EBAU geöffnet.
Kinos, Theater und Opernhäuser werden mit einer maximalen Auslastung von einem Drittel der Plätze öffnen. Auch Ausstellungs- und Konferenzräume werden unter denselben Bedingungen wieder zugänglich sein. Events und Veranstaltungen unter freiem Himmel werden erlaubt, sofern die Besucherzahl unter der Vorgabe von Bestuhlung unter 400 Personen liegt. Kirchen können die Zahl der Gottesdienstbesucher auf 50% anheben.
In der dritten Phase, die auch als fortgeschrittene Phase bezeichnet wird, sollen die allgemeinen Mobilitätseinschränkungen weiter gesenkt werden. Das Tragen von Masken wird außerhalb des Zuhauses und in öffentlichen Verkehrsmitteln weiterhin empfohlen.
In Geschäften wird die Zahl der Kunden auf 50% der Kapazität beschränkt und ein Mindestabstand von zwei Metern vorgeschrieben.
In der Gastronomie werden die Einschränkungen weiter gelockert, was die Zahl der Gäste angeht, während die Abstandsvorschriften bestehen bleiben. Pedro Sánchez erklärte, dass das Gesundheitsministerium zeitnah über Einzelheiten informieren wird.
Nachdem die Mindestdauer jeder einzelnen der vier Phasen auf zwei Wochen festgesetzt ist, wird der Prozess je nach Gebiet bestenfalls in sechs und maximal in acht Wochen abgeschlossen sein. Zu diesem Zeitpunkt würden dann Einschränkungen auf sozialer und wirtschaftlicher Ebene enden, jedoch die epidemiologische Überwachung und die Hygiene- und Schutz­maßnahmen weitergeführt, bis ein Impfstoff verfügbar ist.

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