Wale gegen Ölsuche


© Carlos de Saa

Wassersportler und Naturfreunde leihen den Meeressäugern ihre Stimme und protestieren gegen die Probebohrungen vor Fuerteventura und Lanzarote

Die Proteste gegen die geplanten Probebohrungen des Ölkonzerns Repsol vor der Ostküste der Inseln Fuerteventura und Lanzarote lassen nicht nach. Ende März versammelten sich Wassersportler und Naturfreunde am Strand Playa Chica in Puerto del Rosario, um gegen die Prospektionen zu demonstrieren. Durch Tonaufnahmen von Walen übermittelten die Demonstranten dabei die Botschaft der Meeressäuger.

Die knackenden, schnalzenden Töne, mit denen sich die Wale verständigen, sollen übersetzt heißen: „Wir lehnen die Ölsuche von Repsol in den Gewässern der Kanaren ab“.

Meeresbiologe Álvaro Astica klärte die Anwesenden im Rahmen der Veranstaltung über die Lebensweise der Meeressäuger auf und erläuterte, weshalb diese Tiere so wichtig für das Ökosystem sind und warum ihnen die mit der Ölsuche verbundenen Aktionen in ihrem Lebensraum großen Schaden zufügen können. In der Tat gilt es als erwiesen, dass beispielsweise Donner von Erkundungsexplosionen für die Ölförderung die Kommunikation der Tiere stören und das empfindliche Gehör der Wale schädigen können.

Der Meereskanal zwischen Lanzarote und Fuerteventura gilt als eines der weltweit bedeutendesten Gebiete, was die Qualität und Vielseitigkeit seines natürlichen Ökosystems angeht, das sich die verschiedensten Meeressäugerarten teilen.

Wie die Umweltschutzorganisationen Ben Magec und Agonane, die zu der Protestaktion aufgerufen hatten, weiter ausführten, wurde diese Zone im Rahmen des EU-Projektes Life INDEMARES als Schutzgebiet vorgeschlagen. Die sogenannten „Natürlichen Lebensräume von gemeinschaftlichem Interesse“ gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, kurz FFH-Richtlinie, haben zum Ziel,  wildlebende Arten, deren Lebensräume und die europaweite Vernetzung dieser Lebensräume zu sichern und zu schützen.

Die Umweltschützer monieren, es könne kaum Zufall sein, dass die wissenschaftlichen Studien, auf denen eine Unterschutzstellung dieses Habitats aufbaut, im Umweltministerium zurückgehalten werden, während die Unterlagen der übrigen neun von insgesamt zehn spanischen Gebieten, für die eine Erklärung zum „Natürlichen Lebensraum von gemeinschaftlichem Interesse“ infrage kommt, vom Ministerium bereits an die Europäische Kommission weitergeleitet wurden. Angeblich sei der Schutzantrag für den Süden und Osten Fuerteventuras und Lanzarotes als einziger noch nicht an die EU weitergeleitet worden, wodurch dieses Gebiet auch nicht den vorläufigen Schutz genießen kann, der mit einer Meldung als potenzielles FFH-Gebiet an die Europäische Union erfolgt.

Die Aktivisten von Ben Magec und Agonane vermuten einen direkten Zusammenhang zwischen der unbegründeten Zurückhaltung der Unterlagen im spanischen Umweltministerium und der Ausarbeitung des für die Prospektionen notwendigen Berichts über mögliche Einflüsse auf die Umwelt. Während die Mitarbeiter von INDEMARES versichern, dass der Bericht über den Süden und Osten Fuerteventuras und Lanzarotes längst fertig ist und dem Ministerium vorgelegt wurde, liefen diesbezügliche Anfragen der Umweltschützer an das Ministerium bislang ins Leere. Die Berichte der übrigen von Spanien nominierten Gebiete für einen speziellen Schutz durch die Erklärung zum FFH-Gebiet, seien hingegen vom Ministerium veröffentlicht worden, klagt Ben Magec.

Bei der Protestaktion am Strand von Puerto del Rosario wurde auch das Stranden verschiedener Meeressäuger in den letzten Wochen und Monaten in Zusammehang mit den Ölbohrungen vor der Küste Marokkos gebracht. Ob tatsächlich eine Verbindung zwischen den Prospektionen etwa 100 km von der kanarischen Küste entfernt mit den toten Walen und Delfinen besteht, sei zwar nicht belegt, doch immerhin sei die Zahl der gestrandeten Tiere beunruhigend, meinen die Umweltschützer. Am 12. Februar sei ein Tümmler bei Las Playitas gestrandet, am 17. Februar tauchte ein toter Zwergwal bei Majanicho auf, am 10. März wurde ein zwanzig Meter langer Finnwal in Puerto del Rosario geborgen, am 16. März tauchte ein totes Grindwaljunges in La Graciosa auf, und am 21. März wurden die Kadaver eines Pottwals und eines Delfins an die Küste von Gran Canaria geschwemmt.

Inwiefern ein Zusammenhang mit der Erdölsuche im Seegebiet zwischen Marokko und den östlichen Kanaren besteht, ist zwar völlig unklar. Dennoch fragen sich die Umweltschützer: „Kann es ein Zufall sein, dass in den letzten vier Wochen so viele tote Meeressäuger angeschwemmt wurden?“

Save Canarias

Jeder, der seine Ablehnung der Probebohrungen vor der Küste der Kanarischen Inseln zum Ausdruck bringen möchte, kann auf der Website www.savecanarias.org eine Petition in seiner Sprache lesen und gegebenenfalls unterschreiben. Über 104.000 Unterschriften zeugen von einer breiten Ablehnung. Die Initiative Save Canarias wird von den verschiedensten Umweltschutzverbänden wie WWF, Greenpeace und Oceana unterstützt. Aber auch die Cabildos der Inseln Lanzarote und Fuerteventura, verschiedene Meeresschutzorganisationen und auch Stiftungen wie die Fundación César Manrique zählen zu den Unterstützern.

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