»Roque Alonso und Roque Negro«Weniger bekannt als der Weg von Las Casas de Afur hinab zur Playa de Tamadite ist das oberhalb davon gelegene Revier zwi
Weniger bekannt als der Weg von Las Casas de Afur hinab zur Playa de Tamadite ist das oberhalb davon gelegene Revier zwischen dem Parkplatz von Las Casas de Afur und Las Casas de la Cumbre. Es lohnt sich, dies zu entdecken.
Startpunkt ist der erwähnte Parkplatz, der zugleich Endhaltestelle der Buslinie 076 ist. An der Kirche vorbei geht es ein kurzes Stück auf dem markierten Wanderweg PR TF 9 bis in den Barranco. Während der PR TF 9 auf dem gegenüberliegenden Hang aufwärts nach Taborno führt, ist unser Weiterweg als kleine Herausforderung an unseren Entdeckerinstinkt nicht markiert. Zumindest hilft uns der Wegweiser zur Casa vieja, den Abzweig nach links zu erkennen. Der Roque de Taborno bleibt so rechts hinter uns. Der ganz ähnlich aussehende Roque de Páes ragt links von uns steil auf, während wir an einzelnen Häusern mit kläffenden Kettenhunden vorbei dem Lomo de la Sabina entgegensteigen, wo sich weiter oben der letzte noch erhaltene größere Wacholderbestand der Insel (span. Sabina!) befindet. Das Holz war früher wegen seiner Härte sehr begehrt; entsprechend selten findet man heute diese Nadelbaumart.
Der Roque Alonso, unser erstes Ziel, zeigt sich von seiner unauffälligen Seite und hält seine Überraschung versteckt, bis wir den Sattel rechts von ihm erreicht haben: In seiner fast senkrechten Südwand, also in unverbaubarer Lage, bergen sich in einer Nische mehrere Höhlenhäuser. Sie scheinen aufgegeben und unbewohnt zu sein, eine Stromleitung ist aber noch vorhanden.
Während der dunkle Basalt des vor uns breit und mächtig aufragenden Roque Negro einst aus fließender Lava entstand, die dort im Laufe vieler Jahre erkaltet und äußerst hart geworden ist, entstand der Roque Alonso als Folge vulkanischer Explosionen, bei denen fein verteiltes Magma in kleinen Kügelchen in die Luft geschleudert und anschließend hier abgelagert wurde. Die Kügelchen waren während ihres Fluges durch die Luft schon so weit abgekühlt, dass sie nicht mehr miteinander verschmelzen konnten. Ihre Resthitze und eindringende Salze verschweißten sie zu einem lockeren, Ignimbrit oder Tephra genannten Gestein. Es bricht leicht und kann der Erosion wenig entgegensetzen. Weil sich dieses Material anders als der aus erkalteter Lava hervorgegangene Fels leicht mit einfachen Werkzeugen bearbeiten lässt, baute man auf Teneriffa dort, wo es ging, die Behausungen direkt in den Berg. Das war schneller, billiger und zudem besser klimatisiert. Seltsamerweise kannten die hiesigen Ureinwohner, die Guanchen, diese Technik nicht, sondern nutzten ausschließlich natürliche Höhlen als Wohnplätze. Das Wissen um diese technischen Möglichkeiten wurde durch die spanischen Eroberer von Gran Canaria importiert. Dessen Ureinwohner, die sich selbst bestimmt nicht „Canario“ nannten, wussten, wie das geht.
In den Fels geschnittene Räume sind deswegen auf Teneriffa grundsätzlich jünger als die Eroberung im Jahre 1496. Sie wurden zunächst von nach der Eroberung auf der Insel angesiedelten, von Gran Canaria stammenden Hilfstruppen angelegt und später von der aus den überlebenden Guanchen, importierten afrikanischen Sklaven und den Eroberern hervorgegangenen Mischbevölkerung, den Canarios im heutigen Sinne, übernommen und ausgebaut. Eine guanchische Restbevölkerung gibt es nachweislich auf der Insel schon seit Jahrhunderten nicht mehr. Allerdings besitzen modernen molekulargenetischen Befunden zufolge viele Tinerfeños aus ihrer mütterlichen Abstammungslinie Erbgut der einstigen Urbewohner.
Weiter aufwärts im unterhalb des gleichnamigen Felsens gelegenen Ort Roque Negro lohnt sich die Einkehr in der kleinen familiären Dorfbar. Käse und Brot kann man dort bekommen, vielleicht auch leckere Garbanzas, bestimmt aber große Herzlichkeit. Gestärkt geht es jenseits des Roque Negro durch Laurisilva hinauf auf die Cumbre.
Für diejenigen, die kürzere Wege bevorzugen, bietet sich die Route über einen antiken Camino Real an, der bei der Abzweigung der Straße nach Afur von der TF-12 die Haltestelle für den Bus zurück zum Ausgangspunkt erreicht. Wer weitergehen möchte, erreicht nahe bei der Südseite des Roque Negro auf einem etwas versteckten Weglein den Bergsattel, von wo eine leicht bewachsene Piste nach Las Casas de la Cumbre führt. Folgt man danach der Straße in Richtung El Bailadero, erreicht man in wenigen Minuten den Beginn des altes Camino de Inchíres (PR TF 8), dessen zahlreiche Stufen in steilem Abstieg bei beeindruckender Aussicht auf das ganze Tal zum Parkplatz von Afur hinableiten.
Michael von Levetzow
Tenerife on Top
mico@tenerife-on-top.de
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