Noch immer wird in Spanien alle zehn Minuten ein Räumungsbeschluss vollstreckt
Madrid – Im ersten Halbjahr ist die Zahl der Zwangsräumungen von Mietern entgegen der Tendenz der letzten Jahre zurückgegangen. Von Januar bis Juni wurden 0,9% weniger Mieter zwangsgeräumt als im ersten Halbjahr 2018. Das geht aus der Statistik des Generalrates der Richterlichen Gewalt hervor.
Seit dem ersten Halbjahr 2016 ist die Zahl der auf dem Mietgesetz (LAU) beruhenden Zwangsräumungsbeschlüsse stetig angestiegen. Nun kam es endlich zu einer Verringerung. Im ersten Halbjahr 2019 wurden insgesamt 20.026, und somit 184 Beschlüsse weniger, verhängt.
Die Zahl der Zwangsräumungsbeschlüsse für säumige Schuldner von Darlehen mit Hypothekensicherung, die zu den schlimmsten Krisenzeiten dramatisch in die Höhe gestiegen war, und damit einen Eindruck der schweren sozialen Krise vermittelte, nimmt hingegen seit 2015 kontinuierlich ab. Die 8.147 Beschlüsse dieses ersten Halbjahres stellten im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des Jahres 2018 einen Rückgang von 26,2% dar.
Aufgrund dieser Entwicklung ist der Anteil der zwangsvollstreckten Mieter auf 66% gestiegen.
Trotz der nach unten zeigenden Tendenz der Zwangsräumungsbeschlüsse von Mietern zeigte sich Jaime Palo-
mera, Sprecher des Mieterverbandes, unzufrieden und erklärte, dass in Spanien alle zehn Minuten ein Zwangsräumungsbeschluss vollstreckt werde. Früher sei alle acht Minuten eine Zwangsräumung durchgeführt worden, insofern gebe es eine Verbesserung, aber die Zahlen seien immer noch dramatisch hoch, so Palomera.
Der Vertreter der Mieter führte dies auf den mangelnden Willen der Politiker zurück, die Mietpreise zu regulieren und den Mieterschutz zu stärken.
Nach Regionen wurden die meisten Zwangsräumungen in Katalonien (3.433) durchgeführt, gefolgt von Andalusien (2.456), Valencia (1.960) und Madrid (1.637).