Widerstand gegen Tempelbau in Adeje


© Ayto. Adeje

Opposition kritisiert kostenlose Übertragung von Bauland an die Hinduistische Gemeinschaft

In Adeje wird religiöse Toleranz gelebt. Die große hinduistische Gemeinschaft im Süden der Insel und die vorwiegend katholischen Canarios achten und verstehen sich geradezu vorbildlich.

Ein Beispiel der Toleranz unter den Religionen gab die Hinduistische Gemeinschaft von Adeje vor zwei Jahren, als sie der Katholischen Gemeinde als Zeichen der Verbundenheit ein neues Gewand samt Festumhang für die Schutzheilige, die Virgen de la Encarnación, schenkte. Die Gewänder hatten sie bei Zardozi-Stickern in Kaschmir, im Norden Indiens, in Auftrag gegeben.

Nun hat die Stadtverwaltung von Adeje ihrerseits ein Zeichen gesetzt und in einer der letzten Ratssitzungen beschlossen, der indischen Gemeinschaft kostenlos Bauland für den Bau eines Tempels zur Verfügung zu stellen. Die Sozialisten, die unter Bürgermeister José Miguel Rodríguez Fraga seit 1987 mit absoluter Mehrheit in Adejes Stadtrat das Sagen haben, trafen diesen Beschluss ohne die Zustimmung der Parteien in der Opposition.

Während sich die Mitglieder der Volkspartei Partido Popular (PP) enthielten, stemmten sich die Kollegen der nationalistischen Coalición Canaria (CC) gegen die Entscheidung. Man habe nichts gegen andere religiöse Gemeinschaften und sei durchaus für religiöse Toleranz, doch die Grunstücke, die Gemeindeeigentum seien, sollten für soziale Zwecke genutzt werden, die allen Bürgern nützen, ganz unabhängig von Glaubensrichtung und Religion, monierte CC-Sprecher Ricardo Moreno in Adeje. Auf derselben Linie äußerte sich auch PP-Sprecher Andrés Montiel: „Diese Angelegenheit wird Tür und Tor für alle öffnen, die kostenlos ein öffentliches Baugrundstück gewinnen wollen und wird einen Präzedenzfall für andere religiöse Gemeinschaften schaffen, die dasselbe Recht für sich beanspruchen werden“, erklärte er.

Bereits im September war im Gemeinderat beschlossen worden, ein Grundstück für den Bau einer Russisch-Orthodoxen Kirche zur Verfügung zu stellen. Damals stimmte die PP für den Antrag, und CC enthielt sich. Bürgermeister José Miguel Rodríguez Fraga liegt die Förderung des multikulturellen Aspekts am Herzen. „Diese Stadt ist wie eine Metapher der Welt im 21. Jahrhundert, eine vielfältige Welt, in der die Toleranz das oberste Gebot ist“, erklärte Fraga damals und kündigte an, dass auch andere religiöse Projekte in Zukunft gefördert werden würden.

Das Bauland, das nun für die Hinduistische Gemeinschaft bestimmt sein soll, hat nach Auskunft der verärgerten Opposition einen Wert von über drei Millionen Euro und eine bebaubare Fläche von 6.700 Quadratmetern. Bei der PP stellt man sich angesichts des kostspieligen Bauprojektes, das hier von der Hinduistischen Gemeinschaft verwirklicht werden soll, die Frage, weshalb die Gemeinde das Bauland nicht an die offenbar nicht gerade arme Gemeinschaft verkauft und so die Stadtkasse aufbessert. Dabei legt die Partei Wert auf die Betonung, dass sie durchaus nichts gegen andere religiöse Gemeinschaften einzuwenden habe, jedoch nicht dafür sei, Bauland ohne jegliche Bezahlung oder Kompensation zur Verfügung zu stellen.

Gleiches Recht für alle

Bürgermeister Fraga zeigt sich unterdessen unbeirrbar entschlossen, allen Religionen in seiner Gemeinde dieselben Rechte einzuräumen. Man könne schließlich keine Bezahlung für etwas verlangen, das andere Glaubensgemeinschaften umsonst bekommen hätten, argumentierte er im Hinblick auf die Katholische Kirche. Die Hinduistische Gemeinschaft sei in Adeje tief verwurzelt, „es handelt sich um Bürger der Stadt, die ihren Glauben ebenso leben wollen, wie wir unsere Prozessionen feiern oder zur Messe gehen“, machte Fraga deutlich. Nach dem Gesetz sei es möglich, nicht gewinnorientierten Organisationen Baugrundstücke kostenfrei zur Verfügung zu stellen, erklärte er. Außerdem habe sich die Hinduistische Gemeinschaft dazu verpflichtet, auf diesem Gelände ein Projekt zu verwirklichen, das die Gemeinde bereichern werde.

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