Wie Butter von einem heißen Messer


Bei dem Einsturz des Wohngebäudes in der Calle Amalia Alayón in Los Cristianos im April 2016 kamen sieben Menschen ums Leben. Foto: EFE

Zwei Gutachten ergründen die Ursachen des Gebäudeeinsturzes in Los Cristianos, der sieben Menschen das Leben kostete

Teneriffa – Die Ursachen des Einsturzes eines Wohngebäudes im April vergangenen Jahres in Los Cristianos sind Gegenstand zweier Untersuchungen.

Zum einen hat die Stadtverwaltung von Arona zwei forensische Gutachten durch die Bauanalysefirmen Atlante und Intemac veranlasst, um die Ursachen des Einsturzes zu klären. Ziel der Stadt ist es dabei, zu verhindern, dass sich ein solches Unglück wiederholt. Zum anderen betreibt das Untersuchungsgericht No. 3 von Arona ein Verfahren zur Klärung der Verantwortlichkeiten.

Am Morgen des 14. April 2016 um 9.31 Uhr fielen zwei Drittel des 43 Jahre alten, vierstöckigen Wohnhauses „Julián José“ in der Calle Amalia Alayón Nummer 12 ohne unmittelbare Vorwarnung in sich zusammen. Der größte Teil der Bewohner war zu diesem Zeitpunkt außer Haus. Eine 57-jährige Frau und ein 28-jähriger Mann konnten kurz nach dem Einsturz aus den Trümmern gerettet werden. Sieben weitere Menschen wurden bei dem Unglück getötet.

Das Gutachten von Intemac kritisiert die Bauausführung als wenig sorgfältig, doch die Qualität des verbauten Betons erkläre das vorliegende Materialversagen dennoch nicht. Die Gutachter kommen zu dem Schluss, dass der wahrscheinlichste Grund für den Zusammenbruch des Gebäudes das Versagen eines Stützpfeilers aufgrund mangelhafter Betonqualität in diesem Stützelement war. Die Umbauarbeiten in einer ehemaligen Bankfiliale im Erdgeschoss des Gebäudes seien ein möglicher Auslöser für den Einsturz.

Die Studie der Firma Atlante kommt zu dem Schluss, dass ein früherer Umbau des fraglichen Lokals im Jahr 2004, bei dem für eine Banesto-Bankfiliale Wände entfernt und versetzt wurden, ausschlaggebend für die Beschädigung des Gebäudes war. Der Auszug der Bank schon drei Jahre später und der anschließende Leerstand bis zum Jahr 2016, als die Geschäftsfläche verkauft wurde, hätte, so heißt es in dem Bericht, als Warnung dienen können. Bis zu diesem ersten Umbau im Jahr 2004 hatte es an dem Haus keine Schäden gegeben, doch nach diesem Zeitpunkt zeigten sich Risse in den Wänden.

Eine Analyse, die damals von der Hausgemeinschaft in Auftrag gegeben wurde, ergab Schäden, die jedoch nicht repariert wurden. Von 14 untersuchten Stahlbeton-Pfeilern wiesen damals, zwölf Jahre vor dem Einsturz, drei nicht die erforderliche Festigkeit auf. Diese befanden sich in dem Bereich, wo sich später der Einsturz ereignete. Die Gutachter führen aus, dass Alterung und Mate­rialermüdung allein die schlech­te Qualität des Betons nicht erklären könne, sondern dass die- se auf Fehler bei der Errichtung des Gebäudes zurückgehen.

Beide Bauprüfungsfirmen stimmen darin überein, dass die schlechte Qualität des Betons, genauer gesagt deren zu niedriger Zementanteil, zu dem Einsturz beigetragen hat. Dies erkläre, so heißt es in dem Bericht von Atlante, warum sich der Beton von der Stahlbewehrung löse „wie Butter von einem heißen Messer“.

Das Ayuntamiento von Arona hat die beiden Gutachten Ende vergangenen Jahres an das Untersuchungsgericht No. 3 übergeben. Dieses ermittelt unter anderem gegen zwei Direktoren der Banesto-Bank und den Bauunternehmer, der kurz vor dem Einsturz damit befasst war, die ehemalige Bankfiliale in eine Parfümerie umzubauen. Für diese Arbeiten lag keine Baugenehmigung vor.

Wie der Stadtrat für Bauplanung, Luís García, erklärte, hätte die Eigentümergemeinschaft die Pflicht gehabt, die in 2004 entdeckten Mängel an den Stütz­pfeilern zu beheben. Das Ayuntamiento will sich jedoch nicht an der Klärung strafrechtlicher Verantwortlichkeiten für den Einsturz, der sieben Menschen den Tod brachte, beteiligen. García kündigte an, dass der Stadtrat anhand der vorliegenden Gutachten Maßnahmen erarbeiten werde, die verhindern sollen, dass sich ein solches tragisches Unglück in Arona wiederholt.

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